Neuer Dirigent in der Herrengasse: Peschorn im Porträt

Neuer Dirigent in der Herrengasse: Peschorn im Porträt
Der Leiter der Finanzprokuratur Peschorn wird der neue Innenminister.

Die Bestellung von Wolfgang Peschorn zum Übergangsinnenminister kam ohne Zweifel überraschend. Viele Namen waren genannt worden: Ex-VfGH-Präsident Gerhart Holzinger, Ex-OGH-Präsident Eckart Ratz, der das Ressort zuletzt interimistisch geleitet hat, Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl oder Oberösterreichs Polizeichef Andreas Pilsl.

Geworden ist es nun der Leiter der Finanzprokuratur. Schon sein halbes Leben arbeitet Peschorn in dem Amt, mit dessen Leitung ihn Karl-Heinz Grasser 2006 betraute. Als „Anwalt der Republik“ machte sich der gebürtige Grazer jedoch nicht nur Freunde – vor allem im Zuge der Verstaatlichung der Kärntner Pleitebank Hypo Alpe Adria gab es massive Kritik an seiner Person.

2014 so gut wie weg

Schon 2014 soll daher sein Abgang als Präsident der Finanzprokuratur so gut wie beschlossen gewesen sein. Als Leiter der CSI Hypo hätte er die kriminellen Hintergründe der Bank-Pleite aufarbeiten sollen – mit überschaubarem Erfolg. Übrig blieben Ermittlungskosten von mehr als 36 Millionen Euro.

Peschorn blieb allen Widrigkeiten zum Trotz Leiter der Finanzprokuratur. Die Hypo ist mittlerweile vom politischen Radar verschwunden. Zuletzt widmete sich der Anwalt der Republik verstärkt dem Thema Eurofighter.

Hier sei Peschorn „einer der wenigen an der Spitze der Publik“ gewesen, die immer die Interessen Österreichs gegen Eurofighter und Airbus vertreten hätten, lobte ihn Peter Pilz von der Liste Jetzt. „Peschorn ist ebenso qualifiziert wie unabhängig.“

Privat ist über den Vater dreier Mädchen bekannt, dass er neben der juridischen auch eine musikalische Ausbildung hat: Er ist gelernter Klarinettist und hat unter anderem das Orchester „Wiener Akademische Philharmonie“ geleitet. Nun dirigiert der 53-Jährige das Innenministerium – mit seinem Vorvorgänger Wolfgang Sobotka hatte ebenfalls ein Musikus das Sagen in der Herrengasse.

Diskussion erspart

Noch am Sonntag hatte der ORF Oberösterreich berichtet, dass OÖ-Landespolizeipräsident Andreas Pilsl als Innenminister fix sei – was heftige Kritik der FPÖ auslöste: Pilsl sei ein „Strasser-Mann und Kandidat der alten schwarzen BMI-Netzwerke“, wetterte FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker in einer Aussendung.

Diese Diskussionen hat sich Brigitte Bierlein nun mit der Bestellung Peschorns erspart.

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