Neos träumen in Wien von 10 Prozent

Neos träumen in Wien von 10 Prozent
ÖVP und Grünen droht bei Wiener Gemeinderatswahl neue Konkurrenz.

Beate Meinl-Reisinger kämpft dagegen an, aber es ist zwecklos. Eine Sekunde später sind die Mundwinkel wieder oben. Die Wien-Chefin der Neos hat gut lachen, hat doch ihre Partei am Wahlsonntag den großen Coup gelandet. Mit 4,8 Prozent zog die junge Partei ins Parlament ein, in Wien holte man 7,5 Prozent der Stimmen.

In zwei Jahren sind in Wien Gemeinderatswahlen, schon nächste Woche beginnen bei den Neos die Planungen für den nächsten Streich. „Wien ist eine großartige Stadt“, sagt Meinl-Reisinger. „Aber ein bisschen mehr Freiheit würde ihr guttun.“

Freiheit, die auch sie erst finden musste. Einst bei der Wiener ÖVP groß geworden, kehrte sie mit dem Abgang von Ex-Chefin Christine Marek auch selbst der Partei den Rücken.

Alternative

Jetzt schicken sich die Neos an, eine echte Alternative für bürgerliche Wähler in Wien zu werden. Laut Wählerstromanalyse gewannen die Neos ihre Stimmen vor allem von der ÖVP und den Grünen. Dazu passt, dass die Neos in ehemaligen ÖVP- und aktuellen Grün-Hochburgen – wie der Josefstadt oder Neubau – auf mehr als zehn Prozent kamen (siehe Grafik).

So manch einer von den Neos träumt bereits von zehn Prozent – das wienweit. Meinl-Reisinger ist da noch vorsichtig: „Wir waren für viele das beste Angebot für Veränderung. Jetzt heißt es aber, hart weiterarbeiten.“

Trotzdem könnte sich in Wien eine neue Partei etablieren, die für die SPÖ zu einer Alternative für Koalitionen werden könnte. „Wir haben immer gesagt, wir sind bereit, konstruktiv mitzuarbeiten“, sagt Meinl-Reisinger.

Bei der SPÖ gibt man sich zurückhaltender. „Die Neos sind eine neue Partei. Man muss sehen, wie sie sich entwickelt“, sagt SPÖ-Klubchef Rudi Schicker. Sollten die Neos zur Wiener Gemeinderatswahl antreten, werde man sie aber sehr wohl ernst nehmen. Man habe, beispielsweise bei der Bildung, auch gleiche Positionen.

Herausforderungen

Bei der Wiener ÖVP ist man selbstkritisch. „Das bürgerliche Lager, vor allem in Wien, ist zersplittert. Sowohl ÖVP als auch Grüne haben an die Neos verloren“, sagt Parteichef Manfred Juraczka: „Wir stehen vor großen Herausforderungen. Wir werden uns intensiv mit den Neos auseinandersetzen und die Wahl-Motive analysieren.“

Der grüne Klubchef David Ellensohn sieht die Neos eher als Gefahr für die Schwarzen. Die ÖVP habe es infolge des guten Abschneidens der Neos „zerbröselt“.

Da sind Politikbeobachter allerdings anderer Meinung. „Die Wiener Grünen werden sich in Acht nehmen müssen“, sagt etwa Politikwissenschaftler Thomas Hofer. „Denn als Regierungsverantwortliche haben sie Entscheidungen mitgetroffen – zum Teil unpopuläre.“ Die Neos könnten bei der Wien-Wahl dagegen nur gewinnen.

Ähnlich beurteilt Politologe Peter Filzmaier die Situation. „Die Neos nehmen in erster Linie ÖVP und Grünen Stimmen weg. Durch den Parlamentsstatus haben sie vor allem in Wien Präsenz.“

Das ist auch Meinl-Reisinger bewusst: „Man wird uns in Wien daran messen, was wir im Parlament machen.“

Warum wurden gerade in Wien die Neos gewählt?

Neos träumen in Wien von 10 Prozent

NEOS Straßenbefragung Josefstadt…
Neos träumen in Wien von 10 Prozent

NEOS Straßenbefragung Josefstadt…
Neos träumen in Wien von 10 Prozent

NEOS Straßenbefragung Josefstadt…
Neos träumen in Wien von 10 Prozent

NEOS Straßenbefragung Josefstadt…
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