Erster Kanzler-Besuch
Karl Nehammer ist der erste österreichische Bundeskanzler, der Angola besucht. Er wird begleitet von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (beide ÖVP) sowie Vertretern aus Sicherheit und Wirtschaft (u. a. Alpla, Andritz, Frequentis). Firmen wie Vamed haben hier bereits drei Spitäler gebaut, sieben weitere sind geplant, Waagner-Biro baut Brücken. Nach Angola stehen Ghana und Ägypten auf dem Programm: drei Länder in drei Tagen, bereist mit einem Gebrauchsflieger einer Billig-Airline (und nicht via „Privatjet“, wie der Boulevard lärmte).
„Wir haben als Europa und generell im Westen vernachlässigt, den globalen Süden in den Fokus unserer Außenpolitik zu stellen“, sagte der Kanzler vor Journalisten. „Wir müssen unsere diplomatischen Türen daher endlich völlig öffnen und die Zusammenarbeit in wichtigen Zukunftsbereichen, wie Energie, Sicherheit, grüne Transformation und vielen weiteren Bereichen ausbauen.“ Dazu gehöre aber auch, dass Europa aufhöre, „von oben herab zu agieren“.
Im Rahmen der Afrika-Strategie soll es gezielte Wirtschafts- und Bildungsinitiativen geben. Beim Klimaschutz sieht die Regierung großes Potenzial für Investitionen etwa in grünen Wasserstoff. Gleichzeitig ist Afrika ein Kontinent mit riesigen Migrationsströmen.
Österreich will sich daher daran beteiligen, Perspektiven vor Ort zu schaffen, und setzt sich parallel dazu für Rückführungsabkommen ein. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz im Präsidentenpalast in Luanda sprach Präsident João Lourenço überdies das Thema Finanzierung an, etwa für ein großes Wasserprojekt im Süden des Landes. Seit dem Ukraine-Krieg sind Kredite für das Land ja noch teurer.
Angola hat das dritthöchste Wirtschaftswachstum in Afrika und ist eine Ölmacht. Dennoch ist die Armut groß, das Land erholt sich nur langsam vom Bürgerkrieg, der erst 2002 endete. Weite Landstriche sind immer noch vermint.
Das hohe landwirtschaftliche Potenzial wird zu wenig genutzt, es dominiert kleinbäuerliche Bewirtschaftung. Das reicht nicht einmal für den Eigenbedarf: Mehr als die Hälfte der Lebensmittel muss importiert werden. Eine nachhaltige Volkswirtschaft ist Angola noch nicht – das wäre das erklärte Ziel der EU, die in Afrika Milliarden an Entwicklungshilfe leistet. Am Ende soll eine gleichberechtigte Partnerschaft stehen.
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