Nach Rücktritt: Strache tobt auf Facebook weiter

Strache kehrt nicht ins Parlament zurück (Archivbild von 2015).
Rechter Influencer statt Staatsmann? Der Ex-FPÖ-Chef bedient seine Fangemeinde mit Theorien zur Ibiza-Verschwörung.

Heinz-Christian Strache macht weiter, zumindest auf Facebook. Seit seinem Rücktritt fordert er dort, die "Hintermänner" und "Nutznießer" des Ibiza-Videos zu finden. Dazwischen teilt er demonstrativ gemeinsame Fotos mit seinen FPÖ-Nachfolgern im Bund und in Wien, Norbert Hofer und Dominik Nepp.

Auch Dialoge mit Fans und Gegnern ergeben sich. Besonders pikant: ein öffentlicher Wortwechsel mit Andreas Rabl, FPÖ-Bürgermeister von Wels, der größten blau regierten Stadt Österreichs. "Beschämend, bestürzend und verstörend" hatte dieser das Ibiza-Video mit Strache genannt. "Außer dass ich besoffen und saublöd gesprochen hab, frage ich mich, welchen Vorwurf du hast?", wehrte sich Strache, diesmal mit seinem privaten Facebook-Profil. Mittlerweile hat Strache das Posting gelöscht.

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Fest steht: Auf seinem öffentlichen Profil ("HC Strache" mit ca. 800.000 Abonnenten), zurzeit aber vor allem auf seinem privaten Account (Heinz-Christian Strache, ca. 46.000 Abonnenten) ist der Ex-FPÖ-Chef weiter umtriebig.

Auffällig sind auch die Zeiten, zu denen Strache aktiv wird. So teilte er in der Nacht von Sonntag auf Montag um zwei Uhr kommentarlos einen Artikel mit dem Titel "Das Attentat auf HC Strache". Ziemlich genau 24 Stunden später verlinkte er einen Text von unzensuriert.at, der Sebastian Kurz ins Visier nimmt.

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Doch Strache teilt nicht nur Beiträge, sondern kommentiert auch Beiträge auf den Facebook-Seiten anderer, und zwar zu später Stunde. Zum Beispiel in der Nacht von Montag auf Dienstag um 2:45 Uhr. SPÖ-Spitzenkandidat Andreas  Schieder hatte gepostet, dass Strache im Ibiza-Video das österreichische Trinkwasser privatisieren wollte. Strache platzierte ein Dementi, er habe nie Wasser privatisieren wollen (auch dieses Strache-Posting wurde inzwischen gelöscht).

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Daraufhin attackierten Schieder-Fans Strache in einer Art und Weise, dass Schieder eingriff und seine Facebook-Fans zur Sachlichkeit aufforderte.

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Straches Fangemeinde steht ungebrochen hinter ihm und teilt seinen Groll auf den Kanzler: Die FPÖ solle ÖVP-Chef Kurz nun per Misstrauensantrag aus dem Kanzleramt drängen, fordert sie in ihren Postings. Viele machen Kurz sogar für das Erscheinen des Ibiza-Videos verantwortlich. Nur einige wenige blaue Facebook-Fans beginnen an Strache zu zweifeln, der Großteil übernimmt den Slogan "Jetzt erst recht".

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Vergleich mit Haider

Auch im blauen Führungspersonal hat Strache keineswegs überall die Gunst verloren. So sagte der neue Wiener FPÖ-Chef Nepp, Strache und auch Johann Gudenus seien weiter seine Freunde. "Und an dieser Freundschaft ändert sich auch nichts", deponierte der 37-Jährige.

In seinen Postings versucht Strache jedenfalls hartnäckig um die Glaubwürdigkeit bei seinen Anhängern zu kämpfen - mit allen Mitteln. Eine Strache-Anhängerin schreibt, die Ibiza-Affäre sei wie bei Jörg Haider, nur sei Haider nicht mehr unter uns. Darauf erwidert Strache: "Mein Vorteil war, es war kein Attentat mit Todesfolge!" (Posting ebenfalls gelöscht.) Womit er die Verschwörungstheorie um einen Mord am Kärntner Landeshauptmann und FPÖ-Übervater munter weiterspinnt.

Besonders viel Arbeit steckte Strache in ein Facebook-Posting vom vergangenen Dienstag.

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Achtmal schrieb der Ex-FPÖ-Chef dieses Statement um, ermittelte die Futurezone. In früheren Versionen war noch von Dirty Campaigning "aus dem Ausland" die Rede. Aus "meine Unschuld beweisen" wurde zunächst "ich bin unschuldig" und schließlich "nichts zu Schulden kommen lassen".

Auf der offiziellen FPÖ-Facebook-Seite kämpft man unterdessen mit allen Mitteln um die Deutungshoheit über das Koalitionsende. Mit Sätzen wie "Der türkise Lack ist ab" gibt man der ÖVP die Schuld am Koalitionsbruch und sieht den ehemaligen Regierungspartner im "Machtrausch".

Auch von einem Shitstorm gegen Kurz durch vermeintliche ÖVP-Wähler ist in einem FPÖ-Posting die Rede. Bei genauerem Blick auf die Facebook-Profile der angeblich vergrämten ehemaligen ÖVP-Wähler erscheinen diese aber meist als eingefleischte Strache-Fans.

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