Think Tank für Kurz: Kanzler holt sich eine Vordenkerin
Regierungschef Sebastian Kurz errichtet einen Think Tank im Bundeskanzleramt. Für die Leitung dieser hauseigenen Denkfabrik hat er die international bekannte Strategieberaterin Antonella Mei-Pochtler gewonnen. Sie hat bereits in der Vergangenheit für Kurz als Expertin fungiert.
„Think Austria (so der Name des Think Tanks, Anm.) widmet sich strategischen Themen, die für die Entwicklung Österreichs wichtig sind: von Wettbewerbsfähigkeit bis zur künftigen Rolle Österreichs in der Welt“, sagt Mei-Pochtler zum KURIER. Die langjährige Senior-Partnerin und Chefin der Boston Consulting Group (BCG) legt Wert darauf, dass die Arbeit der Strategiestelle „international“ ausgerichtet ist. „Der Blick über den Tellerrand“ sei ausschlaggebend. „Es geht darum, die besten Lösungsansätze aus verschiedenen Ländern nach Österreich zu bringen.“
Strategische Weichenstellungen
Dabei werde man sich „an den Besten in der Welt orientieren und systematische Wirksamkeitsanalysen durchführen“. Je früher die Regierung Tendenzen erkennt, desto eher könne die Politik strategische Weichenstellungen setzen, statt nur zu reagieren“, erklärt die gebürtige Italienerin. „Die Komplexität und Volatilität hat in allen Lebensbereichen zugenommen. Und von Louis Pasteur wissen wir: ’Zufall begünstigt den vorbereiteten Geist’“, stellt die Beraterin fest.
Mei-Pochtler, die vor einigen Jahren vom amerikanischen Consulting Magazin zu einer der zehn besten Beratern der Welt gekürt wurde, hat in München Betriebswirtschaft studiert, in Rom promoviert und ein MBA an der Elite-Wirtschaftshochschule INSEAD in Fontainebleau erworben.
Für den Think Tank von Bundeskanzler Sebastian Kurz wird die renommierte Unternehmensberaterin ehrenamtlich tätig sein. Ihre professionelle Erfahrung und Reputation sowie ihre globalen Kontakte wird sie in die Denkfabrik im Kanzleramt einbringen. In der Geschäftseinteilung des Bundeskanzleramtes ist die Stabstelle für Strategie, Analyse und Planung mit der Bezeichnung „Think Austria“ bereits angeführt. Vier Mitarbeiter sind schon angestellt.
"Sind hier Vorreiter"
Noch ist es nicht selbstverständlich, dass Regierungschefs sich einen eigenen Think Tank leisten. „Man sei hier Vorreiter mit einem breiten Best Practice und evidenzbasierten Ansatz“, sagt Mei-Pochtler.
Als Beispiele nennt sie den Think Tank im Prime Minister’s Office in Singapur oder jenen der EU-Kommission in Brüssel. Das „European Political Strategy Centre“ mit knapp 20 Experten ist Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker direkt unterstellt.
Mei-Pochtler nennt auch die Stabsstelle „France Stratégie“ beim französischen Premierminister, die 2013 eingerichtet wurde.
Die wissenschaftlichen Mitarbeiter und Analysten von „France Stratégie“ haben sich zuletzt intensiv mit der Reform der Euro-Zone beschäftigt. Ihre Vorschläge flossen auch in die Strategie von Staatspräsident Emmanuel Macron ein, der einen eigenen Finanzminister für die Euro-Zone und eine stärkere Solidarität der Euro-Staaten untereinander fordert.
Auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau bedient sich eines internen Think Tanks.
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