Wer im Gremium sitzt
Das Gremium, bestehend aus Experten, überwiegend aber aus Vertretern von Ländern und Sozialversicherungen, soll erstmals bundesweit einheitliche Empfehlungen über die Anwendung solcher Mittel ausarbeiten.
Die Befürchtung: Das Board werde aus rein wirtschaftlichen Überlegungen heraus entscheiden. Mit der Konsequenz, dass künftig moderne, hochwertige Arzneien den Patienten vorenthalten werden. „Das ist mit Abstand der größte Anschlag auf die Versorgung der Krebspatienten, den ich in meiner Laufbahn erlebt habe“, sagt Richard Greil, Onkologe an der Uniklinik Salzburg im Rahmen eines Hintergrundgesprächs der gesundheitspolitischen Plattform „Praevenire“. Mit dem Board würden Länder und Sozialversicherungen festlegen, wie viel menschliches Leben kosten dürfe.
Dass man ausgerechnet bei modernen Therapien sparen wolle, sei laut Greil nicht nachvollziehbar. Gemessen an den Gesamtausgaben im Gesundheitssystem seien jene für Medikamente relativ konstant. Massiv ansteigen würden vielmehr die Personalkosten.
„Der Zugang zu Therapien darf nicht beschränkt werden“, betont auch Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. Anders als sein Kollege geht er aber davon aus, dass die Entscheidungen des Boards nur Empfehlungen ohne Verbindlichkeit seien.
Nach Kritik an der mangelnden Fach-Expertise der Board-Mitglieder hat das Ministerium zuletzt noch Änderungen vorgenommen. So müssen auch die Länder- und Kassenvertreter einen medizinischen oder pharmakologischen Hintergrund aufweisen, sagt eine Sprecherin.
„Unethisch“
Angelika Widhalm, Vorsitzende des Bundesverbands Selbsthilfe Österreich, reicht das nicht. Sie bemängelt, dass in dem Gremium keine Patienten, sondern lediglich Vertreter der Patientenanwaltschaft sitzen. Und das obendrein ohne Stimmrecht. Auch sie befürchtet „unethische und unmenschliche Entscheidungen auf rein ökonomischer Basis“.
Im Gesundheitsministerium ist man um Beruhigung bemüht: „Die Empfehlungen des Boards können – müssen aber nicht – von den Spitalsträgern übernommen werden“, betont die Sprecherin. Die ursprünglich geplante Verpflichtung sei wieder gestrichen worden.
An der Besetzung des Gremiums in der derzeitigen Form will man aber festhalten und verweist auf die bereits erfolgten Änderungen. Wann genau das mit jährlich drei Millionen Euro ausgestattete Board seine Arbeit aufnimmt, ist indes noch offen.
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