Medizin-Aufnahmetests: 11.904 Prüflinge traten in ganz Österreich an

Medizin-Aufnahmetests: 11.904 Prüflinge traten in ganz Österreich an
1.900 Plätze sind zu vergeben. ÖH kritisiert die Aufnahmetests, Vizerektor Janko verteidigt im Ö1-Journal das Modell. Den Ärztemangel sieht er als Problem der Verteilung nach der Ausbildung.

15.158 Personen haben sich für den Aufnahmetest für das Medizinstudium am heutigen Freitag angemeldet, erschienen sind letztlich 11.904. An den Medizin-Unis Wien, Innsbruck und Graz bzw. an der Medizin-Fakultät der Uni Linz werden insgesamt 1.900 Studienplätze vergeben.

Erstmals gibt es in einem größeren Umfang sogenannte "gewidmete" Studienplätze für Aufgaben im öffentlichen Interesse - bis zu 85 sind für Bundesländer, Österreichische Gesundheitskasse, Innen- und Verteidigungsministerium reserviert.

Weniger Bewerbungen, mehr Plätze

Gegenüber dem Vorjahr gibt es damit rund 200 Bewerbungen weniger und 50 Plätze mehr. Rein rechnerisch kommen in Wien auf einen Studienplatz rund zehn Bewerber, in Innsbruck rund acht, in Graz rund sieben und in Linz rund sechs.

7.000 Prüflinge in Wien erwartet

In Wien werden die Aufnahmetests in der Messehalle durchgeführt. An die 7.000 Bewerberinnen und Bewerber werden erwartet.

Erfahrungsgemäß erscheinen 15 bis 20 Prozent aber nicht. Vizerektorin Anita Rieder betonte die Effizienz der Aufnahmeprüfung. Hätten vor mehr als 20 Jahren 50 bis 70 Prozent das Studium nicht abgeschlossen, seien es nunmehr nur mehr an die zehn Prozent. Im Sommer werde es in Wien wieder rund 600 Absolventen und Absolventinnen der Humanmedizin geben.

Absage für Forderung nach mehr Studienplätzen

Der Forderung nach mehr Studienplätzen aufgrund des Ärztemangels erteilte Rieder eine Absage: "Das wäre absolut nicht mehr möglich." Man biete ein qualitätsvolles Studium an, den Mangel gebe es im Anschluss speziell im Kassensystem. 

Zudem könne man in der Praxis "nicht an einem Tag 50 Studierende an einem Patienten vorbeimarschieren" lassen. Für "gewidmete" Studienplätzen gibt es in Wien in diesem ersten Jahr 300 Studienwerberinnen und -werber.

"Der MedAT hat sich in den letzten Jahren bewährt", meinte auch Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer schriftlichen Stellungnahme. Ziel sei es, eine objektive und faire Auswahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger in der Human- und Zahnmedizin sicherzustellen. 

Internationaler Vergleich

Im internationalen Vergleich bilde man in Österreich eine sehr hohe Zahl an Ärztinnen und Ärzten aus. Mit der Initiative "Med-Impuls-2030" habe man etwa bis 2028 200 zusätzliche Medizinstudienplätze geschaffen - die Zahl wächst damit von 1.800 auf 2.000 Plätze.

Mindestens 95 Prozent der Studienplätze in der Humanmedizin sind aber EU-Bürgerinnen und -Bürgern und 75 Prozent der Plätze Studienwerberinnen und -werbern mit einem österreichischen Maturazeugnis vorbehalten. Für die Zahnmedizin existiert keine solche Quote.

Hochschülerschaft fordert Abschaffung der Tests

Wie sinnvoll der Test ist, wird heuer unter anderem von der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) angezweifelt. Der Test sei weder repräsentativ für die Themen des späteren Studiums, noch würde dieser etwas darüber aussagen, wie geeignet man für das Studium sei. 

Die hohe Anzahl an Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zu den begrenzten Studienplätzen führe dazu, dass viele qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten abgewiesen werden, sagt Sarah Rossmann aus dem Vorsitzteam der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). "Gerade in der Zeit, wo unser Gesundheitssystem ein Personalproblem hat, braucht es staatliche Eingriffe, um mehr Ärztinnen und Ärzte auszubilden." Bereits in den vergangenen Jahren hat die ÖH massiv dafür lobbyiert, dass seitens der Regierung gehandelt wird.

Nicht nur der Aufbau des Tests wird kritisiert, sondern auch der Markt, der sich rund um den MedAT gebildet habe, sagt Nina Mathies aus dem Vorsitzteam der ÖH: "Teure Kurse, Nachhilfen und unzählige Bücher mit Tipps und Tricks - hier wird schlicht mit den Hoffnungen und den finanziellen Ressourcen der Studienanwärterinnen und -anwärter Profit betrieben."

Hohe Absolventenquote

Ein deutlich anderes Bild von dem Aufnahmeverfahren hat Andreas Janko, Vizerektor der Johannes-Kepler-Universität Linz. Er sieht eine Einstiegsprüfung wie den MedAT als sinnvoller als sogenannte "Knock-out" Prüfungen während dem ersten Studienjahr, sagte er am Freitag im Ö1-"Morgenjournal". 

So wüssten Bewerber gleich, woran sie sind, und könnten gegebenenfalls einen anderen Studiengang wählen. Als Alternative erwähnt er das Studium "Medical Engineering" an der JKU. Eine Begrenzung der Anzahl an Studierenden sei außerdem notwendig, um die Qualität des Studiums zu sichern. 

Janko sieht den Aufnahmetest als "faires und transparentes Instrument" und verweist unter anderem auf die mit 90 bis 95 Prozent sehr hohe Absolventenquote des Medizinstudiums sowie darauf, dass der Test laufend überarbeitet werde. Seinen Aussagen nach reichen außerdem die von der Universität bereitgestellten Vorbereitungskurse, um den Aufnahmetest zu bestehen. 

Den Ärztemangel sieht er als Problem der Verteilung nach der Ausbildung und nicht als Problem des Studiums selbst. Es sei also ein politisches Thema, kein universitäres. 

Viele gehen nach Absolvierung des Studiums bekanntlich ins Ausland und bleiben nicht in Österreich. Und wenn, dann eher in die Städte und nicht aufs Land. 

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