Matura ohne Prüfung – viele Schüler sind dafür

Klassenzimmer
Eine „Durchschnittsmatura“, in der die Leistungen der letzten zwei Schuljahre zählen, wäre eine Alternative.

Dieser Satz der Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike kam bei vielen Maturanten nicht gut an: „Wir wollen nicht der Jahrgang sein, dem vorgehalten wird, die Matura geschenkt bekommen zu haben.“ Das bedeutet: Die Zentralmatura soll wie geplant stattfinden – „falls das unter fairen Bedingungen möglich ist“, ergänzt Uzodike.

Nicht wie gewohnt

Doch viele, die heuer zur Reifeprüfung antreten müssen, sehen das anders. Sie wollen lieber, dass die Matura aufgrund der Coronakrise heuer nicht wie gewohnt stattfindet. Das legen zumindest die Umfragen nahe, die jetzt die Landesschülervertretungen gemacht haben. Viele Maturanten können sich danach für die Idee einer Durchschnittsmatura erwärmen: Die Leistungen der vergangenen zwei Schuljahre sollen herangezogen werden, um die Note zu errechnen – und nicht die Ergebnisse einer zentralen Prüfung. Damit wäre Österreich übrigens in guter Gesellschaft: England, Schottland, Norwegen, die Niederlande und Frankreich haben beschlossen, heuer keine zentrale Prüfung zu machen.

Matura ohne Prüfung – viele Schüler sind dafür

„Unsere Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Schüler das nicht will“, lautete Uzodikes Argument. Allerdings hat die Sache einen kleinen Haken: Diese Umfrage ging von der Schülerunion und nicht von der Bundesschülervertretung aus. Und sie war nicht dezidiert darauf angelegt, Maturanten zu befragen. Titel der Befragung war nämlich: „Ist deine Schule digital?“ Am Ende wurde da gefragt, ob man dafür ist, die Matura durchzuführen, falls das unter fairen Bedingungen möglich ist. „Das haben 45 Prozent bejaht“, sagt Thomas Bayer, Pressesprecher der VP-nahen Schülerunion.

 

Emotionen kochen hoch

Dass neuere Umfragen zu anderen Ergebnissen kommen, will er gar nicht abstreiten. „Die sind entstanden, als die Emotionen hochgekocht sind“, lautet seine Erklärung. Miriam Amann, Landesschülervertreterin in Vorarlberg und von der SP-nahen Aktion Kritischer SchülerInnen sieht das anders: „Unsere Umfrage ging nicht nur von einer Fraktion aus. Und wir haben alle Schulen direkt kontaktiert.“ Sie hat eine Petition gestartet, die ich für eine "Matura ohne Prüfung" einsetzt. Eine weitere Petition auf change.org hat bereits mehr als 16.000 Unterstützer.

AKS gegen Schülerunion

Publik wurden bis jetzt nur die Umfrageergebnisse aus Salzburg und Vorarlberg – in beiden Bundesländern sitzen jeweils AKS und Schülerunionsvertreter in der Landesvertretung. Dort, wo die Schülerunion dominiert, wurden bis Redaktionsschluss keine Zahlen veröffentlicht. Von manchen ist bekannt, dass eine Mehrheit sich auch dort gegen eine zentrale Prüfung ausspricht. Wohl ein Grund, warum man jetzt auch bei der Schülerunion zugibt, „dass die Maturanten in dieser Frage gespalten sind“, wie Bayer gegenüber dem KURIER sagt.

Auch Eltern skeptisch

Nicht nur Schüler, auch viele Eltern wollen, dass die Matura nicht wie gewohnt stattfindet. Susanne Schmid, Elternvertreterin im Burgenland, kennt die Situation in vielen Familien: „Der psychische Druck ist enorm.“ Nicht nur sie fordert deshalb von Bundesminister Heinz Faßmann, „diesen Druck jetzt herauszunehmen“.

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