Mattle: "Habe unterschätzt, wie Impfpflicht die Gesellschaft spaltet"

Club3 mit Anton Mattle, LH Tirol
Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) über Tendenzen in der Politik, sein Verhältnis zum Kanzler und die Corona-Versöhnung.

Er hatte sich mit dem Programm und mit dem Wording der FPÖ nicht identifizieren können. Deswegen lehnte Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) bereits vor der Wahl in seinem Bundesland Koalitionsgespräche mit den Freiheitlichen ab. Das bekräftige Mattle beim Club 3-Interview mit KURIER, Krone und Profil. Und er äußerte seine Sorge über den Zuspruch rechter Parteien in der Bevölkerung, wie man es zuletzt bei der Bundespräsidentenwahl erlebt habe.

Club3 mit Anton Mattle, LH Tirol

„Für mich ist das immer ein Gradmesser für das Demokratieverständnis. Was wünscht sich die Gesellschaft: eine starke Frau oder einen starken Mann an der Spitze – oder eine liberale Demokratie? Ich habe immer ein bisschen Angst vor dem Bild der starken Frau oder des starken Manns. Ich stelle mich lieber dem Diskurs“, sagte Anton Mattle. Bei der Frage, ob er sich dann einen möglichen FPÖ-Bundeskanzler Herbert Kickl vorstellen könnte, blieb Mattle allerdings ausweichend: „Das steht gerade nicht an, lassen wir einmal wählen.“

Video: Landeshauptmann Anton Mattle zu Gast im CLUB 3

Neuerlich einen ÖVP-Kanzler Karl Nehammer allerdings kann er sich schon vorstellen. „Ich bin überzeugt, dass er der richtige Mann ist, um mit uns gemeinsam in die Wahl zu gehen.“ Vergessen ist für ihn der flapsige Sager von Nehammer über „Alkohol und Psychopharmaka“ beim Tiroler Landesparteitag. „Das war definitiv unglücklich gewesen“ – und für Mattle leider das Einzige, das von seinem ersten Landesparteitag an der Spitze der Tiroler ÖVP öffentlich übrig geblieben ist. „Mittlerweile ist es so, dass ich als Landesparteiobmann gut angekommen bin und es eine starke Kommunikation mit der Bundespartei gibt. Die vielen Begegnungen, die es zwischenzeitlich mit Karl Nehammer gegeben hat, haben dazu geführt, dass wir uns gut kennen und auch gut miteinander können.“

Versöhnung mit Corona

In der Corona-Zeit zählte Tirol zu jenen Bundesländern, die am meisten unter der Corona-Pandemie gelitten haben. Vor allem der Wintertourismus war stark betroffen. Dass Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) einen Versöhnungsprozess starten, um die gesellschaftlichen Wunden aus dieser Zeit zu lindern, empfindet Mattle als wichtigen Schritt: „Ich halte das für einen gescheiten Schritt, weil es notwendig ist, das alles zu verarbeiten. Und wenn es darum geht, eine Spaltung zu verarbeiten, dann braucht es das Gespräch. Wenn es dann dazu beiträgt, dass man die Geschlossenheit in der Bevölkerung wieder herstellen kann, dann ist das ein sehr wertvoller Prozess.“

Gelingen könne das aber nur, wenn „wir auch stark den persönlichen Kontakt mit allen in der Bevölkerung anstreben und pflegen“. Wobei er zugibt, dass er auch unterschätzt habe, wie sehr die Impfpflicht die Gesellschaft spalten konnte.

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