Heimat hoch dotierter Ehrenämter: Wer neben Mahrer noch profitiert

Ein Mann im Anzug blickt vor dem Hintergrund des WKO-Logos nach rechts.
Ehrenämter sind in Österreich selten unentgeltlich. Ein Blick auf jene Funktionen, die mehr einbringen, als ihr Name vermuten lässt. Und auf die Personen dahinter.

Das Ehrenamt gilt gemeinhin als Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements. Der Begriff bezeichnet ein öffentliches Amt, das aus Überzeugung und großteils ohne Bezahlung ausgeübt wird. Doch die politischen und verbandlichen Strukturen Österreichs zeichnen ein anderes Bild. Zahlreiche Spitzenfunktionen, offiziell als ehrenamtlich geführt, sind mit beachtlichen Entschädigungen verbunden, wie zuletzt die Diskussion um Wirtschafts­kammerpräsident Harald Mahrer demonstriert hat.

Mahrer bezog für seine Rolle an der Spitze der Wirtschaftskammer monatlich 14.000 Euro. Für seine Tätigkeit als Obmann des ÖVP-Wirtschaftsbundes kamen weitere 6.000 Euro hinzu. Ergänzt wurde dies durch eine jährliche Aufwandsentschädigung von rund 88.000 Euro für sein Mandat im Generalrat der Österreichischen Nationalbank.

Das Wirtschaftskammergesetz sieht zwar eine ehrenamtliche Ausübung der Funktionen vor, eröffnet jedoch bei "erheblicher Inanspruchnahme“ die Möglichkeit finanzieller Abgeltung. Recherchen des Magazins profil zeigen, dass ähnliche Modelle auch in anderen Körperschaften üblich sind.

Grafik: WKO-Funktionsentschädigungen brutto in Euro/Monat

Landwirtschaftskammer und Bauernbund

Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich Josef Moosbrugger erhält eine Vergütung nach dem Schema eines Bundesbeamten der Dienstklasse IX, Gehaltsstufe 6. Das entspricht 11.539,90 Euro, vierzehnmal jährlich. Da Moosbrugger gleichzeitig die Vorarlberger Landwirtschaftskammer führt und auch dort bezahlt wird, reduziert sich die Entschädigung der Bundesorganisation auf derzeit 5.368 Euro pro Monat.

Im ÖVP-Bauernbund, der prägenden Fraktion innerhalb der Kammer, gilt ebenfalls ein klares Vergütungsmodell. Bundesobmann Georg Strasser wird mit 4.630 Euro monatlich entschädigt, orientiert am früheren Gehalt als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde, hieß es gegenüber profil. Als Nationalratsabgeordneter bezieht Moosbruger 2025 zusätzlich 10.351 Euro brutto, vierzehnmal im Jahr.

Arbeitnehmervertretungen

Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl bezieht ein Einkommen von 14.492 Euro brutto, ebenfalls vierzehnmal jährlich. Zusätzliche Honorare aus weiteren Funktionen sind nicht bekannt.

Der ÖAAB, der Arbeitnehmerbund der ÖVP, gewährt seinen Obleuten keine Funktionsentschädigungen. Obmann August Wöginger unterliegt darüber hinaus als Klubobmann der ÖVP im Nationalrat einem Berufsverbot für Nebeneinkünfte. Sein Bezug liegt bei 17.597 Euro im Monat (vierzehnmal jährlich).

Auch die FSG (Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter:innen) zahlt ihren Funktionären nichts zusätzlich. Vorsitzender Josef Muchitsch wird ausschließlich als Abgeordneter vergütet. 

Der SPÖ-nahe Pensionistenverband ersetze lediglich Reise- und Fahrtkosten, hieß es auf Anfrage vom profil.

Industriellenvereinigung ersetzt Spesen

Auch die Industriellenvereinigung verweist darauf, dass ihre Spitzenfunktionen formal ohne Honorar ausgeübt werden. Der Verband betont gegenüber dem profil: Die Industriellenvereinigung ist ein privater Verein, dessen Mitgliedschaft auf Freiwilligkeit beruht. Alle Funktionärinnen und Funktionäre, einschließlich der Präsidentinnen und Präsidenten, Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten sowie der Ausschussvorsitzenden, üben ihre Tätigkeiten ehrenamtlich aus. Eine Entlohnung oder Aufwandsentschädigung für Obleute ist daher nicht vorgesehen, sie bekommen lediglich eine Spesenrückerstattung.

Da Vereine keiner detaillierten Offenlegungspflicht unterliegen, bleibt jedoch unklar, in welchem Umfang diese Rückerstattungen tatsächlich ausfallen.

Wirtschaftsfraktionen in der WKO

In der Wirtschaftskammer existieren neben dem Wirtschaftsbund noch mehr parteinahe Wirtschaftsfraktionen. Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband (SWV), die Freiheitliche Wirtschaft und die Neos-nahe UNOS geben an, dass ihre Funktionäre unentgeltlich arbeiten.

Anders die Grüne Wirtschaft: Deren Vorsitzende Sabine Jungwirth erhält 3.400 Euro monatlich sowie 2.652,75 Euro als Bundesspartenobfrau - beide Beträge zwölfmal pro Jahr.

Aber: Sowohl SWV-Präsident Christoph Matznetter als auch FPÖ-Vertreter Matthias Krenn sind Vizepräsidenten der WKO und erhalten für die Ausübung dieser Funktion 6.821,40 Euro monatlich. UNOS-Obmann Michael Bernhard bezieht seine Vergütung als Nationalratsabgeordneter.

Nicht alle Organisationen erteilten Auskunft. Die Freiheitlichen Arbeitnehmer sowie der ÖVP-Seniorenbund reagierten nicht auf die Anfragen des profils

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