Ludwig und Häupl haben das Kriegsbeil begraben

Altbürgermeister Michael Häupl gab das Signal, sein Lager müsse Michael Ludwig unterstützen.
In Wien gibt es überraschende Wendungen: Häupl steht voll hinter Ludwig. Kanzler Kurz sprach mit Bürgermeister über Koalition.

Erst in eineinhalb Jahren wird in Wien gewählt, aber die innenpolitische Szene beschäftigt die Zukunft Wiens mehr als der bevorstehende EU-Wahlkampf.

Wien wird derzeit mit einer hauchdünnen rot-grünen Mehrheit regiert. Diese wird es nach der nächsten Wahl aller Voraussicht nach nicht mehr geben, die SPÖ befindet sich bereits auf Brautschau. Ihr Auge ist auf die ÖVP gefallen.

Und auch die ÖVP zeigt sich sehr interessiert.

Doch so einfach, wie es aussieht, ist die Lage nicht. Zuerst muss die SPÖ bei der Wahl so gut abschneiden, dass sich in Wien keine blau-türkise Mehrheit ausgeht. Sollten nämlich ÖVP und FPÖ von den Wienern die historische Chance bekommen, die SPÖ abzulösen und einen andersfarbigen Bürgermeister zu installieren, werden sie das auch tun. Das sagen praktisch alle Spitzenvertreter von Türkis-Blau.

Drohszenario

Das weiß selbstverständlich auch die SPÖ. Und dieses Drohszenario hat innerparteiliche Folgen: Michael Ludwig und Michael Häupl haben das Kriegsbeil begraben.

Bekanntlich hatte Häupl wenig Freude damit, dass Ludwig sein Nachfolger wird. Monatelang versuchten er und seine Getreuen, Ludwigs Aufstieg zum Bürgermeister zu verhindern. Die beiden Lager trieben die Eskalation bis an den Rand der Parteispaltung.

Nun gab Alt-Bürgermeister Häupl an seine Getreuen das Signal, die Kampfhandlungen gegen das Ludwig-Lager einzustellen und den Bürgermeister mit voller Kraft zu unterstützen. Häupl, inzwischen eine Ikone der Linken, will sich selbst ins Wahlkampfgetümmel stürzen, „um die linke Flanke abzudecken“,wie er im kleinen Kreis sagt. Vorausgesetzt, Ludwig möchte das.

Anbahnungsgespräch

Wenn sich Blau-Türkis nicht ausgeht, wird die ÖVP aller Wahrscheinlichkeit nach der Koalitionspartner der SPÖ in Wien. Ein erstes Anbahnungsgespräch haben Bürgermeister Ludwig und Kanzler Sebastian Kurz bereits geführt. Bei dem Gespräch wollte Ludwig wissen, ob Kurz tatsächlich seinen engsten Getreuen in der Bundesregierung, Kanzleramtsminister Gernot Blümel, als Vizebürgermeister nach Wien entsenden werde. Kurz bejahte.

Kurz’ Motivation laut ÖVP-Quellen: Blümel soll die ÖVP im großen Wählerreservoir Wien zu einem politischen Faktor machen und auf Augenhöhe mitregieren. Die Gruppe um Wiens Wirtschaftskammerboss Walter Ruck wäre hingegen nur ein „Anhängsel der Roten“, die ÖVP bliebe existenzbedroht.

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