Löste Intrige in IGGÖ Moscheen-Schließung aus?

Ibrahim Olgun
Ibrahim Olgun, der Präsident der Glaubensgemeinschaft selbst soll Antrag bei Kultusamt eingebracht haben.

Offiziell ist Ibrahim Olgun gar nicht glücklich. "Das ist ein Affront gegen die Musliminnen und Muslime in Österreich", sagte der Präsident der Glaubensgemeinschaft am Sonntag als Reaktion auf die Schließung von sieben Moscheen und die Ausweisung von bis zu 40 Imamen durch die Bundesregierung, die auch in der Türkei für Wirbel sorgte. Olguns Vorwurf: Die IGGiÖ werde "aus politischem Kalkül heraus in Verruf gebracht".

Inoffiziell hingegen – das legt ein Bericht des Standard nahe – könnte Olgun sogar selbst für das Vorgehen des Kultusamts verantwortlich sein. Zumindest in Bezug auf die Schließung der sogenannten Arabischen Kultusgemeinde und sechs ihrer Moscheen, die am Freitag ebenfalls angekündigt wurde. Grundlage für das Handeln der Bundesregierung soll ein entsprechender Antrag gewesen sein. Und der soll ausgerechnet von Olgun selbst eingebracht worden sein. Das hätten mehrere Mitglieder des Obersten Rates der IGGÖ dem Standard bestätigt.

Olgun war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Gegenüber der APA beschwerte er sich heute, dass die IGGÖ von Seiten des Kultusamts bisher noch nicht eingebunden worden sei. 

"Enge Zusammenarbeit mit IGGÖ"

Der zuständige Kanzleramtsminister Gernot  Blümel (ÖVP) nannte folgende Gründe für das Vorgehen gegen die Arabische Kultusgemeinde: Es seien in diesem Umfeld Personen aus salafistischen Kreisen angetroffen worden, von Vertretern einer der Moscheen sollen salafistische Äußerungen bekannt sein - was als Verstoß gegen die geforderte "positive Grundeinstellung zu Staat und Gesellschaft" gewertet werde. Und es gebe Hinweise auf Finanzierung aus dem Ausland. Hier sei auch eng mit der IGGÖ zusammengearbeitet worden, sagte Blümel bereits am Freitag.

Hintergrund der kolportierten Intrige könnte ein interner Konflikt in der IGGÖ sein. Denn durch die Auflösung der Arabischen Kultusgemeinde verändern sich auch die Machtverhältnisse, insbesondere die türkische Fraktion um Präsident Olgun dürfte davon profitieren.

Wie der KURIER bereits am Freitag berichtete, tobt innerhalb der IGGiÖ seit Jahren ein Machtkampf um die Vorherrschaft. Im Grunde stehen einander arabische und türkische Vereine gegenüber, aber auch türkische Verein streiten untereinander.

Olgun selbst ist seit knapp einem Jahr Präsident. Seine Wahl war höchst umstritten und wurde von arabischen Moscheeverbänden ohne Erfolg angefochten. Kritiker merkten damals an, dass sich die Türkei über Atib einen direkten Zugriff auf die IGGiÖ sichern konnte.

Nach der Auflösung der Arabischen Kultusgemeinde am Freitag, warfen Mitglieder von arabischen, aber auch anderen türkischen Vereinen Olgunim KURIER vor, mit der österreichischen  Regierung bisher deshalb so intensiv kooperiert zu haben, um unliebsame Gegenspieler aus der Glaubensgemeinschaft loszuwerden. Offiziell wollte das zwar niemand sagen, die Mutmaßung, die türkisch dominierte IGGÖ kooperiere gar nicht so ungern mit der Regierung, ist aber nicht neu. Bereits unter Olguns Vorgänger, Fuat Sanac, stimmte man dem Islamgesetz zu – das eine ethnische Unterteilung der Kultusgemeinden vorsieht, statt eine regionale. Somit wurde die Vorherrschaft der mitgliederstärksten türkischen Verbände gesichert, hieß es IGGÖ-intern.

Gläubige sind ratlos und zornig

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