Analyse: Politische Machtspiele in der IGGÖ

Analyse: Politische Machtspiele in der IGGÖ
Auch Muslim-Präsident Ibrahim Olgun steht in der Kritik.

Seit Jahren tobt in der IGGÖ, der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, ein Machtkampf um die Vorherrschaft. Im Grunde stehen sich einander arabische und türkische Vereine gegenüber, aber auch türkische Verein streiten untereinander.

Seit knapp einem Jahr amtiert dort mit Ibrahim Olgun ein neuer Präsident. Der heute 30-jährige Olgun studierte in der Türkei Theologie und war Mitglied von Atib, dem mit 100.000 Mitgliedern größten Moscheeverein Österreichs. Atib wird seit Jahren vorgeworfen, den politischen Islam zu protegieren und seine Imame nach wie vor – im Widerspruch zum Islamgesetz – direkt von der Türkei finanzieren zu lassen. Mittlerweile hat Atib Letzteres auch zugegeben.

Einfluss der Türkei

Die Wahl Olguns war höchst umstritten und wurde von arabischen Moscheeverbänden ohne Erfolg angefochten. Kritiker, wie Islamexperte Thomas Schmidinger merkten damals an, dass sich die Türkei über Atib einen direkten Zugriff auf die IGGÖ sichern konnte. Mitglieder von arabischen, aber auch anderen türkischen Vereinen werfen Olgun nun vor, mit der österreichischen Regierung deshalb so intensiv zu kooperieren, um unliebsame Gegenspieler aus der Glaubensgemeinschaft loszuwerden. Offiziell möchte das zwar niemand sagen. Die Mutmaßung, die türkisch dominierte IGGÖ kooperiere gar nicht so ungern mit der Regierung, ist aber nicht neu.

So stimmte man unter Olguns Vorgänger, Fuat Sanac, dem Islamgesetz zu – das eine ethnische Unterteilung der Kultusgemeinden vorsieht, statt eine regionale. Somit wurde die Vorherrschaft der mitglieder-stärksten türkischen Verbände gesichert, heißt es IGGÖ-intern.

Ein Mitglied mutmaßt, dass Olgun auch selbst seine Haut retten wolle, und deswegen auch eigene Leute von Atib „über die Klinge springen lassen würde“. Eine Stellungnahme aus der IGGÖ wird für heute erwartet.

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