"Kein Problem mit der Lebensmittelversorgung, sondern mit den Preisen"

"Kein Problem mit der Lebensmittelversorgung, sondern mit den Preisen"
Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln ist gesichert, so Landwirtschaftsministerin, Landwirtschaftskammerpräsident und WIFO-Chef. Die Preise werden weiter steigen.

Die Inflation ist so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Die Preissteigerungen betreffen alle Lebensbereiche - von Energie, Mieten bis hin zu Lebensmittel.

"Der Selbstversorgungsgrad in Österreich ist gesichert", sagt Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger am Dienstag nach dem Gipfel zur Lebensmittelversorgung in Österreich mit Kanzler Karl Nehammer, Vizekanzler Werner Kogler, Finanzminster Magnus Brunner, der Lebensmittelindustrie und Landwirtschaftskammer.

Bei Getreide sei der Selbstversorgungsgrad bei 94 Prozent, bei Kartoffeln bei 90 Prozent, so Köstinger. Bei Fleisch "übererfüllt" Österreich den Selbstversorgungsgrad. Die Energiekosten, so Köstinger, treiben allerdings die Preise in der Lebensmittel verarbeitenden Industrie insbesondere in die Höhe. 

Die Lebensmittelproduktion braucht 10 Prozent des Gases, das nach Österreich importiert wird, rechnet die ÖVP-Ministerin vor. Die Düngemittelpreise stiegen bis dato um bis zu 200 Prozent. Gleichzeitig, so führt Köstinger aus, dass durch den Krieg in der Ukraine, der Kornkammer Europas, die Versorgung von afrikanischen Staaten mehr als gefährdet ist. Das Hungerleiden wird größer, die EU wie Weltengemeinschaft sei gefordert, eine humanitäre Katastrophe zu verhindern. "Hunger führt immer wieder zu Fluchtbewegungen". 

"Grüne Korridore"

Damit die bereits vorhandenen Ernten aus der Ukraine exportiert werden können, arbeite man in der EU an "grünen Korridoren", so Köstinger. Gleichzeitig sollen diese Korridore auch die für die Ukraine notwendigen Importe sicherstellen. "Wir stecken in dem Dilemma, dass die Betriebsmittel steigen - nicht aber die Erzeugerpreise", führt Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger hernach aus. Man müsse alles tun, damit die Bauern weiter ihre Produktion aufrecht erhalten können. Geflügelbauern hätten mit besonders hohe Futterpreisen zu kämpfen, nennt Moosbrugger ein Beispiel. Brache Flächen sollen deshalb künftig verstärkt genutzt werden. Österreich halte sich, so Köstinger, jedenfalls an die Kaskade: Teller Trog Tank. 

WIFO-Chef Gabriel Felbermayr erklärt zum Abschluss, dass Österreich kein Problem mit der Lebensmittelversorgung habe, sondern mit der Preissteigerung bei Lebensmitteln. Die Steigerung betrage derzeit 5,8 Prozent und weise innerhalb der unterschiedlichen Lebensmittelgruppen eine große Heterogenität auf.

"Hohe Steigerungen gibt es bereits bei Butter oder Ölen", sagt Felbermayr. Selbiges werde bei Geflügel und in anderen Bereichen passieren, da die Betriebsmittelkosten steigen und zeitversetzt an die Konsumenten weitergegeben werden. 

Um gegen die Lebensmittelverschwendung vorzugehen, brauche es den europäischen Zusammenschluss, so Köstinger. Um das Mindesthaltbarkeitsdatum zu verändern, muss es auf EU-Ebene neu definiert werden, so Köstinger. Österreich wolle hier Akzente setzen und sich für eine Änderung einsetzen, um künftig Lebensmittelverschwendung zu mehr zu unterbinden. 

Was die Bevorratung betrifft, so sei Österreich derzeit gut mit Dünge- und Saatmitteln ausgestattet. In welchen Bereichen künftig vermehrt eine Bevorratung notwendig sein wird, das sei Gegenstand von Beratungen. 

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