Nachlese: Österreichs spannender Wahltag

Die Parteichefs Werner Faymann (SPÖ), Michael Spindelegger (ÖVP), Heinz-Christian Strache (FPÖ), Eva Glawischnig (Grüne), Frank Stronach (Team Stronach) und Matthias Strolz (NEOS) im Parlament am Sonntag.
Die Würfel sind gefallen: Österreich hat einen neuen Nationalrat gewählt. Der KURIER hat Sie live durch den Wahltag begleitet.

Die Nationalratswahl 2013 ist geschlagen – die Ergebnisse zeigen, dass SPÖ und ÖVP trotz deutlicher Verluste ihre gemeinsame Mandatsmehrheit halten können. Die Roten verteidigen demnach ihren ersten Platz, im Kampf um Platz zwei hat die ÖVP gegenüber der FPÖ knapp die Nase vorn. Den Einzug schaffen die NEOS, das Team Stronach kann sich halten. Das BZÖ scheiterte an der Vier-Prozent-Hürde.

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Nachlese: Österreichs spannender Wahltag

Mit dieser fortgeschrittenen Stunde und einem Schnappschuss von Innenpolitik-Redakteur Berhard Gaul werden wir unseren Live-Blog beenden. Wer eine (stetig aktualisierte) Zusammenfassung der Wahl lesen möchte, findet diese hier. Alle Zahlen gibt es hier. Die Reaktionen der Parteien hier und die Reaktionen im Social Web hier. Wir danken für Ihr Interesse und wünschen Ihnen noch einen schönen verbleibenden Abend!

Die Diskussion der Spitzenkandidaten ist geschlagen. Die Große Koalition ist wohl die wahrscheinlichste aller Möglichkeiten. Oder um es in den Worten des ÖVP-Generalsekretär zu sagen: "Es ist so schon schwierig genug."

Stronach betont auch in der ORF-Wahldiskussion, dass er kein Politiker sei. "Ich bin kein Politiker. Ich habe gesagt ich gehe ins Parlament. Unser Problem sind die Berufspolitiker," so der Neo-Abgeordnete.

Die KPÖ hat den Einzug ins Parlament wieder einmal nicht geschafft. Für Spitzenkandidat Mirko Messner ist das Ergebnis seiner Partei trotz Stimmenzuwächsen "unter den Erwartungen" geblieben. Das Ergebnis spiegle nicht den großen Zuspruch im Wahlkampf wider, so Messner in einer Aussendung. "Der Trend nach rechts hat sich fortgesetzt", kritisierte er außerdem. Die rechten Parteien hätten mit den NEOS nun eine "neoliberale Verstärkung" erhalten.

Ebenfalls enttäuscht: die Piratenpartei. Sie bildet mit 0,76 Prozent das Schlusslicht der bundesweit angetretenen Parteien. Man ist deshalb "schon ein bissel enttäuscht", wie einer der Spitzenkandidaten, Bernhard Hayden, Sonntagabend im Parlament einräumte.

Alle Grafiken gibt es hier gesammelt zum Anschauen.

Bei der Diskussion der Spitzenkandidaten versucht man sich an zärtlichen Tönen in Richtung Große Koalition: "Es wird wichtig sein, dass wir ein Diskussionsklima haben, damit wir in Zukunft auch Arbeitsplätze sichern können", so Cap. Er stellt aber auch klar: "Wir genieren uns nicht für die Regierungsarbeit."

Innenministerin Mikl-Leitner hat in einer kurzen Pause das vorläufige Endergebnis verlesen (siehe unten). Danach beschäftigt sich die Runde wieder mit Selbstbetrachtung: Moderatorin Ingrid Thurnher stellt fest, dass die VP erstmals unter die Ein-Millionen-Marke gefallen ist. Apropos absolute Zahlen: Eine Grafik mit den Detailergebnissen finden Sie hier.

"So weiter machen wie bisher, wird's nicht spielen": VP-Klubobmann Kopf gab das Thema der Runde vor, die "Watsche" für die Große Koalition nämlich. Er gab sich in der Nachwahl-Betrachtung deutlich demütiger als sein SP-Konterpart Cap, der wenig Fehlverhalten in der eigenen Partei sah. VP-Mann Kopf wollte aber beileibe keine Obmann-Debatte vom Zaun brechen. "Ob sich die VP personell erneuern soll, muss Michael Spindelegger entscheiden."

Mangelnde Selbstreflexion attestierte dementsprechend auch HC Strache den beiden Großparteien. Die Grüne Eva Glawischnig bemängelte dasselbe. Frank Stronach als Spitze seiner Bewegung forderte einmal mehr "Wahrheit und Transparenz" ein - angesprochen darauf, ob sein Todesstrafen-Sager ihn vielleicht Stimmen gekostet haben könnte, meinte er "Das war mehr philosophisch." Matthias Strolz gab sich als strahlender Sieger: Wie viel Anteil sein Sponsor Hans-Peter Haselsteiner an diesem Wahlsieg hat, wollte er nicht wirklich kommentieren. Er verteilte lieber Angebote an die beiden Regierungsparteien - eine Beteiligung wäre durchaus in seinem Sinne.

Kurzer Exkurs: Inzwischen ist das vorläufige Endergebnis eingetroffen - die SPÖ landet mit 27,1 Prozent auf Platz eins vor der ÖVP, die 23,8 Prozent erreichte. Dahinter folgten FPÖ (21,4), Grüne (11,5), das Team Stronach (5,8) und NEOS (4,8) - das BZÖ kam auf 3,6 Prozentpunkte.

Zum Abschluss des spannenden Wahltags: Die Runde der Spitzenkandidaten auf ORF beginnt - live aus dem Parlament. Allerdings sind die Chefs der alten und wohl auch neuen Regierungsparteien, Faymann und Spindelegger, nicht mit von der Partie. Sie werden von den Klubchefs Kopf und Cap vertreten.

Der KURIER begleitet Sie auch durch diese Diskussion, liefert Ihnen eine Halbzeitbilanz und die wichtigsten Aussagen zum Schluss.

Das deutsche Ausland übrigens sieht den Urnengang in Österreich mit einem skeptischen Auge: "Rechtsruck in Österreich", schreibt etwa der Spiegel. Auch die Frankfurter Allgemeine konzentriert sich auf die FPÖ und ihre Zugewinne. Die Süddeutsche hat ihre Betrachtung auf die Fortführung der Großen Koalition fokussiert, widmet dem Wahlgang allerdings den Online-Aufmacher.

Die Grünen unter Eva Glawischnig freuen sich im ORF-Interview über das "historisch beste Ergebnis" - dennoch, man hätte sich mehr erhofft, gibt die Grüne Spitzenkandidaten unumwunden zu. Bei Frank Stronach ist die Sache ähnlich gelagert; die Enttäuschung bei ihm hält sich aber in Grenzen: "Ich habe nie einen gewissen Prozentsatz erwähnt", relativiert er sein Ergebnis. Ob er sein Mandat im Nationalrat annimmt? "Ich habe das schon oft gesagt, und was ich gesagt habe, halte ich."

Matthias Strolz, NEOS-Chef, kann seine Freude kaum im Zaum halten - er ist auch bereit, Regierungsverantwortung zu übernehmen: "Wir möchten mit allen Parteien zusammenarbeiten, auch mit der FPÖ. Aber für eine Koalition wird's nicht reichen."

Die logische Folge: Rot-Schwarz-NEOS? Oder doch mit Stronach? Faymann will sich hier nicht festlegen - sondern zunächst Gespräche "in der richtigen Reihenfolge" führen. Auch Spindelegger will sich auf die "Suche nach Gemeinsamkeiten" begeben.

Josef Bucher, der mit seinen Orangen den Einzug verpasst hat, fehlt in der Elefantenrunde. Was er jetzt machen will? Seine Optionen sondieren.

Jetzt sind alle Spitzenkandidaten im ORF am Wort - Werner Faymann, der historisch das schlechteste Ergebnis für die SP eingefahren hat, will auch weiterhin mit der VP koalieren. Michael Spindelegger, auch nicht gerade als Wahlsieger zu bezeichnen, spricht von einem "Denkzettel". Er wartet auf eine Einladung der SP zu Gesprächen: "Es ist nicht an mir, einen Regierung zu bilden." Gespräche mit der FP schließt er nicht aus. "Alle sit möglich", heißt es seitens des Parteiobmanns.

HC Strache, auf dem TV-Bildschirm sichtlich strahlender Sieger des Abends, will zunächst einmal "nicht zur Tagesordnung übergehen". Die Möglichkeit von Rot-Blau schließt er nicht aus - was für Faymann aber nicht in Frage kommt.

Noch eine Überraschung des Abends: die Steiermark. Verluste von acht bis zehn Prozentpunkten musste die SPÖ in den steirischen Städten hinnehmen, das schwarze Minus fiel etwas geringer aus. Die Freiheitlichen blieben in Graz knapp vor den Grünen, SPÖ und ÖVP wurden auf die Plätze verwiesen. Stark war der erste Auftritt von Frank Stronach vor allem in seiner Weizer Heimat.

So hat Vorarlberg gewählt: Die NEOS waren hier überraschend stark. Mit einem Stimmenanteil von 13,2 Prozent haben sie im westlichsten Bundesland ein Landesmandat erobert. Dieses dürfte voraussichtlich Gerald Loacker annehmen, der in Vorarlberg hinter Matthias Strolz den zweiten Listenplatz einnimmt. Bei der ÖVP verlor Klubobmann Karlheinz Kopf sein Direktmandat, ist aber über ein Landesmandat abgesichert. Die SPÖ, die Freiheitlichen und die Grünen konnten ihre Mandate von 2008 - jeweils eines - verteidigen. Gemäß dem vorläufigen Ergebnis der heutigen Nationalratswahl waren in Vorarlberg 19.085 Stimmen für ein Mandat notwendig.

Frank Stronach hat 5,7 Prozent - doch er hätte sich mehr erwartet. Das sah man gleich, als der Milliardär am Abend im Parlament ankam. "Es ist, wie es ist", sagte er in einer ersten Reaktion. Sein Mandat werde er annehmen, versicherte er. Keine deutlichen Antworten gab es auf Fragen nach einer Regierungsbeteiligung oder nach personellen Konsequenzen im Team Stronach. "Ich bin zufrieden", sagte der Austrokanadier, dennoch hätte er sich das Ergebnis "etwas anders" erwartet. Auf die Frage, ob man das Ziel, die Mehrheit von SPÖ und ÖVP zu brechen, verfehlt habe, meinte er, dies sei kein dezidiertes Ziel, sondern Hoffnung gewesen. Zur Frage, ob das Team Stronach sich eine Regierungsbeteiligung vorstellen könne, meinte Stronach: "Wir haben gewissen Prinzipien."

Auch für BZÖ-Obmann Josef Bucher ist es nun klar: Er hat am frühen Sonntagabend die Niederlage des BZÖ eingestanden. "Es hat leider nicht gereicht oder zumindest wird es äußerst knapp und schwierig", sagte er als er in der BZÖ-Zentrale eintraf. "Ich übernehme die volle Verantwortung für das Ergebnis. Es tut mir persönlich leid, dass wir nicht mehr Prozente erreicht haben", sagte er. Er schließe einen Rücktritt nicht aus, eine Entscheidung wolle er aber zuerst seinem engsten Umfeld mitteilen. Am Mittwoch werde er eine Sitzung einberufen, um zu entscheiden, wie es mit ihm und dem BZÖ weitergeht. Es seien Fehler passiert, gestand er. "Verantwortlich dafür bin ich." Bucher zeigte sich dennoch überzeugt, dass das BZÖ eine Zukunft habe: "Es wird das BZÖ aus meiner Sicht immer geben." Wahrscheinlich würden die Jungen das Ruder übernehmen, sagte er. Die Entscheidung wie er sich seine Zukunft vorstelle, werde er alleine treffen. Seine Worte wurden mit großem Applaus quittiert. Er bedankte sich bei seinen Mitstreitern, deren Einsatz "grandios" gewesen sei.

Auch Frank Stronach - nach eigenen Aussagen bald Parlamentarier - lässt sich erstmals an diesem Wahlabend blicken. Er traf im Hohen Haus ein.

Wie hat Ihr Bundesland/Ihr Bezirk gewählt: Details finden Sie hier - je länger der Abend, desto mehr Detailergebnisse.

Nach den bisherigen Rechnungen gibt es derzeit zwei realistische Varianten für Koalitionen: die Fortsetzung der SP-VP-Koalition oder die Dreier-Variante Schwarz-Blau-Stronach. Für die Grünen oder die NEOS gibt es nur eine recht theoretische Möglichkeit, in die Regierung zu kommen: Wenn SPÖ und ÖVP trotz Mehrheit eine Dreierkoalition bilden. Denn andere Dreier-Varianten mit den Grünen - die ja mit der FPÖ keine Koalition eingehen würden - gehen sich nicht aus.

In der SPÖ-Wahlzentrale wird schon gefeiert.... Bundeskanzler Werner Faymann konnte trotz Verlusten den ersten Platz verteidigen. Unter dem Jubel seiner Parteianhänger kam er am frühen Abend im Festzelt vor der Löwelstraße an und zeigte sich mit dem Wahlergebnis sehr zufrieden: "Der erste Platz ist nicht selbstverständlich." Er verspüre eine "große Dankbarkeit" gegenüber dem Wähler, so Faymann. Der SPÖ-Vorsitzende kündigte an, im Falle eines Regierungsbildungsauftrags mit der ÖVP entsprechende Verhandlungen zu suchen.

Weitere Reaktionen kommen von der ÖVP: Für Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl, der mit seinem "Abgesandelt"-Sager im Wahlkampf die Wogen hochgehen ließ, hat die Große Koalition vom Wähler "die Gelbe Karte" bekommen und wenn man so weiter tut, bekommt man die Rote Karte. Spitzenkandidat Michael Spindelegger habe seiner Meinung nach im Wahlkampffinish souverän agiert. Mögliche Koalitionsvarianten ließ er offen, man dürfe niemanden ausschließen.

Ob die ÖVP etwa auch in die Opposition gehen könnte, werde sich am Schluss entscheiden. Leitl schloss nichts aus. Auch was mögliche Koalitionsvarianten betrifft, sei er für alles offen, was sinnvoll ist. Er sprach sich auch vehement dagegen aus, einzelne Parteien auszuschließen: "Ich schließe nichts und niemanden aus." Dies wäre demokratiepolitisch unwürdig.

Das hört sicher FPÖ-Chef Strache gerne, der zurzeit im ORF gegen die "undemokratische Ausgrenzung" bei Koalitionsverhandlungen wettert.

Wie die Wahl in den Sozialen Medien wahrgenommen wurde, hat unsere Redakteurin Leila Al-Serori zusammengetragen. Das Ergebnis finden Sie hier.

Für zwei liberale Parteien gibt es offensichtlich keinen Platz im österreichischen Nationalrat. Das BZÖ dürfte draußen sein, die NEOS dafür drin. BZÖ-Bündniskoordinator Markus Fauland will das aber noch nicht wahrhaben: In einer ersten Reaktion setzte er Sonntagnachmittag auf die Wahlkarten und noch nicht ausgezählte Stimmen. "Wir gehen davon aus, dass wir den Einzug schaffen", sagte er. "Aufgeben tun wir maximal einen Brief". Josef Bucher sei als Bündnisobmann absolut unumstritten.

Die neuen Daten der ARGE Wahlen von 18.25 Uhr (Auszählungsgrad: 65 Prozent), die bereits erste Sprengelergebnisse aus Wien sowie eine Briefwahlstimmen-Schätzung beinhalten, lässt da aber wenig Zweifel: Das BZÖ ist gescheitert. Fix ist, dass SPÖ und ÖVP - trotz Verlusten - nicht nur in Mandaten, sondern auch in Stimmprozenten die Mehrheit verteidigen können. Die NEOS schaffen den Einzug, auch das Team Stronach wird ins Parlament gewählt.

Die Grünen haben in Wien leicht verloren.

Auch die ARGE Wahlen hat neue Daten, Auszählungsgrad: 62 Prozent. Dabei gibt es kaum Veränderungen. SPÖ und ÖVP behalten trotz historischen Tiefstständen ihre Mandatsmehrheit. Die NEOS schaffen den Einzug in den Nationalrat, auch das Team Stronach überwindet die Vier-Prozent-Hürde. Gescheitert ist hingegen das BZÖ.

Nicht inkludiert in dieser Hochrechnung sind die rund 520.000 noch nicht ausgezählten Briefwahlstimmen. Diese können laut ARGE Wahlen bei den Mandaten noch die eine oder andere Verschiebung ergeben.

Auch nach den neuesten Zahlen des ORF reicht es für die Große Koalition für eine Mandatsmehrheit.

Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll präferiert eine Zweier-Koalition - man müsse aber auch zusammenarbeiten, anderes "hält die beste Ehe nicht aus".

Das nächste Thema nach dem Jubel bzw. der Enttäuschung ist naturgemäß die Frage nach den Koalitionen.

Von "frenetischem Applaus" und "unglaublicher Stimmung" berichtet KURIER-Redakteurin Margaretha Kopeinig - sie war in der NEOS-Zentrale. Wir haben Stimmungsbilder aus den Parteizentralen zusammengetragen.

Die VP-Ministerriege hält zu ihrem Chef – trotz des schlechten Ergebnisses: Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner etwa sah in ihm freilich den richtigen Spitzenkandidaten, Agrarminister Nikolaus Berlakovich ebenfalls einen hervorragenden Kandidaten. Justizministerin Beatrix Karl wertete die ersten Zahlen als Zeichen, dass die Menschen nun eine echte Reformregierung erwarten.

Auf die Frage, ob das Wahlziel verfehlt wurde, meinte Mitterlehner: "Die ÖVP hat einen respektablen Wahlkampf geführt. Es hat eine gute Mobilisierung stattgefunden, mit dem Ergebnis wird man sich in den Gremien beschäftigen müssen." Eine Obmanndebatte lehnt er ab, die ÖVP habe mit Spindelegger den richtigen Spitzenkandidaten gehabt.

"Enttäuscht" vom Ausgang der Nationalratswahl ist allerdings Tirols Landeshauptmann Günther Platter: "Natürlich hätten wir uns auf Bundesebene ein besseres Ergebnis gewünscht", erklärte er in seiner der APA übermittelten Reaktion.

"Die ÖVP kann nach Mariazell pilgern", meint Martina Salomon vom KURIER im ORF - die hält den Wahlkampf der Schwarzen für desaströs, mit dem Ergebnis sei man noch "glimpflich davongekommen." Von den NEOS ist sie überrascht - und eine Fortführung der großen Koalition für sehr wahrscheinlich.

Anders sieht's in der Steiermark aus - dort hat die FPÖ laut der ersten Hochrechnung SPÖ und ÖVP überholt: Die Freiheitlichen konnten mehr als acht Prozentpunkte dazugewinnen, erreicht mit knapp 26 Prozent der Stimmen den ersten Platz vor der SPÖ. Diese verlor knapp sechs Prozentpunkte und kommt auf nur mehr 23,5 Prozent. Gleich starke Verluste wie die SPÖ erleidet laut Hochrechnung die ÖVP, die mit einem Minus von sechs Prozentpunkten auf nur mehr rund 20 Prozent kommen dürfte.

Gleichauf auf Rang vier sind die Grünen und das Team Stronach mit je rund zehn Prozent der Stimmen. Gegenüber 2008 bedeutet dies für die Grünen ein Plus von rund 1,5 Prozentpunkten.

Vorarlberg liebt NEOS: Dort liegt die Jungpartei fast gleichauf mit der SPÖ - bei etwa 13 Prozentpunkten nämlich. Hintergrund ist natürlich auch, dass Parteigründer Strolz ein gebürtiger Vorarlberger ist - und dass sich die Partei inhaltlich ja durchaus in der Nähe der dort dominierenden ÖVP positioniert und von dort Wähler abzieht.

Der ORF hat neue Zahlen parat: Hier liegen die Großparteien bei 26,5 (SPÖ) und 23,7 Prozentpunkten (ÖVP) - eine knappe Mehrheit an Mandaten im Parlament geht sich also aus. Die Freiheitlichen kommen auf 22 Prozentpunkte, das BZÖ nur auf 3,7. Die Grünen liegen bei 11,5, das Team Stronach bei 5,9, NEOS bei 4,6 Prozentpunkten.

Was hier noch fehlt, ist das Wiener Ergebnis - in der Hochrechnung natürlich miteinberechnet, aber ob die Prognose auch hält, wird man sehen.

"Mit der FPÖ tumma uns schwer", sagt NEOS-Chef Matthias Strolz im ORF-Interview - eine Regierungsbeteiligung ist demnach durchaus vorstellbar für ihn, sagt er. Seine Pläne für die Zukunft? Die kommenden Wahlen auf Gemeinde- und Landesebene.

Das Team Stronach jubelt auch laut - Robert Lugar auf die Frage, ob man in der Opposition bleiben will: "Wenn sich Parteien finden, die eine Reformpolitik wollen, sind wir dabei." Er bestätigt auch, dass Parteigründer Frank Stronach im Parlament sitzen will: "Ich freue mich darauf, Parlamentarier zu sein", hat der Milliardär in einer ersten Stellungnahme gegenüber KURIER-Redakteurin Ida Metzger gesagt,

Indessen ist eine Reaktion der SPÖ eingetroffen: Die Roten stellen angesichts des verteidigten ersten Platzes erneut den Kanzleranspruch. Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos bezeichnete das Wahlergebnis als "Auftrag der Wählerinnen und Wähler, dass die SPÖ die Regierung bilden und der nächste Bundeskanzler wieder Werner Faymann heißen soll". Angesichts der vielen angetretenen Parteien habe die Partei ein "respektables Ergebnis" erzielt.

Im ORF meinte Darabos, seit Ausbruch der Wirtschaftskrise seien 20 von 27 europäischen Regierungen abgewählt worden. SPÖ und ÖVP seien dagegen zumindest von den Mehrheitsverhältnissen her nicht abgewählt worden, das sei ein gutes Zeichen. Nun werde man sehen, welche Koalitionen möglich seien.

Und, so der SP-Wahlkampfmanager: "Werner Faymann hat einen tollen Wahlkampf abgeliefert. Er ist der erste Bundeskanzler seit Franz Vranitzky, der zum zweiten Mal die Nummer eins geworden ist."

Die Wahlbeteiligung liegt übrigens bei 66 Prozent - das BZÖ leidet auch darunter, derzeit liegt man bei 3,7 Prozent. Rainer Widmann will aber noch auf die endgültige Auszählung in Kärnten warten - auch auf Wien hofft der BZÖ-ler noch.

Auch die Grünen jubeln: Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner spricht vom "besten Ergebnis", das die Grünen je eingefahren hätten. "Offenbar ist es nicht gelungen, eine Reformkoalition zu erzwingen" - Stichwort Große Koalition - "aber man wird sehen, was der Abend noch bringen wird."

Die NEOS sind die Überraschung des Tages. Parteichef Matthias Strolz: "Ein Jahrhundertprojekt ist gelungen", zeigte sich NEOS-Chef in einer ersten Reaktion gegenüber der APA euphorisch. "Österreich ist ein großes Stück mutiger geworden." Im Falle des Verlusts der einfachen Mandatsmehrheit von SPÖ und ÖVP sei man auch bereit, Regierungsverantwortung zu übernehmen. "Wir sind gekommen, um zu gestalten."

Die ersten Reaktionen trudeln ein: Hannes Rauch, VP-Generalsekretär, nennt das Ergebnis einen "Denkzettel für die Regierung" - ist also durchaus selbstkritisch. Die Frage, ob eine Dreier-Koalition für ihn denkbar sei, beantwortet er nur ausweichend - "eine neue Regierung wird einen neuen Denkansatz brauchen, so sollte man nicht weitermachen."

Die FPÖ, derzeit (noch) knapp hinter den Schwarzen, freuen sich naturgemäß: Von "HC"-Rufen beinahe übertönt, spricht Generalsekretär Kickl im ORF-Interview vom vielzitierten "blauen Wunder". Die "Zeiten der Großparteien sind vorbei", konstatiert er.

Der ORF hat üblicherweise leicht anderes Zahlenmaterial als die ARGE Wahlen - hier zum Vergleich: Die NEOS schaffen es laut der dortigen Hochrechnung demnach mit 4,7 Prozent auf Anhieb den Einzug. Die SPÖ hat mit 26,4 Prozent trotz Verlusten Platz Eins verteidigt; die Volkspartei kommt mit 23,8 Prozent auf Platz zwei vor der FPÖ, die mit 22,4 Prozent ausgewiesen wird.

SPÖ und ÖVP halten - auch hier - ihre gemeinsame Mandatsmehrheit. Auch das Team Stronach schafft mit 6 Prozent den Sprung ins Hohe Haus, das BZÖ scheitert an der Vier-Prozent-Hürde (3,7 Prozent). Gewinne verzeichnen auch die Grünen, sie kommen auf 11,2 Prozent.

Laut einer ersten Hochrechnung der ARGE Wahlen (Auszählungsgrad: 35 Prozent, ohne Briefwahlkarten) dürften SPÖ und ÖVP bei der Nationalratswahl vom Sonntag trotz neuerlicher Stimmenverlusten ihre gemeinsame Mandatsmehrheit gehalten haben. Die SPÖ verliert rund 2,6 Prozentpunkte und kommt auf 26,7 Prozent, die ÖVP mit einem Minus von 2,4 Prozentpunkten auf 23,6 Prozent. Die neue Partei NEOS schafft wie auch das Team Stronach den Einzug in den Nationalrat, das BZÖ scheitert hingegen am Wiedereinzug.

Zulegen konnten laut Hochrechnung die FPÖ. Die Freiheitlichen kommen demnach auf 21,9 Prozent und verzeichnen damit ein Plus von 4,4 Prozentpunkten. Gewinne verzeichnen demnach auch die Grünen, sie kommen auf 12,0 Prozent - ein Plus von 1,6 Prozentpunkten.

Das Team Stronach schafft mit 5,8 Prozent den Einzug in den Nationalrat. Gescheitert sein dürfte hingegen das BZÖ, das mit 3,4 Prozent die Vier-Prozent-Hürde verpasst. Gegenüber 2008 bedeutet das ein Minus von 7,3 Prozentpunkten.

Die neue Partei NEOS schafft hingegen laut Hochrechnung mit 4,6 Prozent auf Anhieb den Sprung ins Hohe Haus. Die Wahlbeteiligung dürfte laut Hochrechnung weiter sinken.

Nicht inkludiert in dieser Hochrechnung sind die rund 520.000 noch nicht ausgezählten Briefwahlstimmen. Diese werden laut ARGE Wahlen ÖVP, Grüne und NEOS jeweils um einige Zehntelprozentpunkte nach oben heben, wohingegen SPÖ und FPÖ einige Zehntelprozentpunkte verlieren dürften.

In Mandaten bedeutet die Hochrechnung 52 Sitze für die SPÖ (-5), 46 für die ÖVP (-5). Die FPÖ (+9) kommt auf 43 Sitze, die Grünen auf 23 Mandate (+3). Das Team Stronach ist demnach mit elf Mandateren im Hohen Haus vertreten, die NEOS mit acht.

Stronach-Reaktion

Eine erste Reaktion hat Ida Metzger vom Team Stronach erhalten – Frank Stronach, erstmals im Nationalrat vertreten, hat allerdings nicht das erwartetet Ergebnis erreicht. Für ihn keine Niederlage: „Nein, das ist kein Misserfolg. Es kommt, wie es kommt. Wir haben nun den Fuß in der Tür und werden den Nationalrat mit frischen Ideen aufmischen.“ Von 10 Prozent habe er nie gesprochen – „ich freue mich, ein Parlamentarier zu sein.“ Dass SP und VP nicht besonders gut abgeschnitten hätten, ist für ihn ein „Zeichen der Schwäche“.

In Wien war in den Wochen vor er Wahl vor allem eines Thema - die Mariahilfer Straße. Bernhard Ichner aus der Chronik-Redaktion hat auf der Straße nachgefragt, ob die emotionale Debatte auch einen Einfluss auf den heutigen Urnengang hat.

Nachlese: Österreichs spannender Wahltag
Mariahilfer Straße Nationalratswahl 2013 Doris Pesendorfer Mariahilf
Doris Pesendorferaus Mariahilf meint dazu ganz klar: "Nein, das hatte damit nichts zu tun. Es gab Themen, die globaler und für mich somit wichtiger waren. Mir ist bewusst, dass es hier um Bundesthemen ging, und nicht um Landes- bzw. Bezirksthemen. Ich glaube aber sehr wohl, dass man das Thema dem Bezirksergebnis anmerken wird. Denn für viele Anrainer ist die Mariahilfer Straße ein Ärgernis. Das merkt man ganz deutlich, wenn man hier mit den Leuten redet."
Nachlese: Österreichs spannender Wahltag
Mariahilfer Straße Nationalratswahl 2013 Christine Krimmel Mariahilf
Anders sieht dasChristine Krimmel, ebenso aus Mariahilf: "Ja, es hatte Einfluss. Die Grünen haben dadurch für mich an Profil gewonnen - ich hab sie aber nicht gewählt. Ich finde gut, dass sie das jetzt trotz aller Widerstände durchziehen. Dass die Entwicklung Richtung Fußgängerzone geht, finde ich gut. Aber eine reine Fußgängerzone wäre mir lieber. Ich schätze, irgendwann wird es so weit sein. Das ist jetzt einmal ein Zwischenschritt. Ich glaube auch, dass das Thema Auswirkungen auf das Bezirksergebnis haben wird - keine guten für die Grünen, fürchte ich."
Nachlese: Österreichs spannender Wahltag
Mariahilfer Straße Nationalratswahl 2013 Martin Milos Neubau
Martin Milos, Neubau, ist wieder anderer Meinung: "Nein, das hatte keinen Einfluss. Diejenigen, die die Änderungen auf der Mariahilfer Straße propagieren, hätte ich sowieso nicht gewählt. Weil ich bin ein Anhänger des MaHü-Altzustandes. Die Verunmöglichung der Querungen sind ein Unding für Anrainer. Mit einer Fußgängerzone allein könnte ich ja noch leben. Aber diese Barriere zwischen sechstem und siebentem Bezirk stört mich. Obwohl es eine Bundeswahl ist, wird sich das Thema auf das Bezirksergebnis auswirken."
Nachlese: Österreichs spannender Wahltag
Mariahilfer Straße Nationalratswahl 2013 Angela Essel Neubau
Und zum Schluss nochAngela Essel, Neubau: "Letztendlich schon. Ich bin gegen diese Umgestaltung - das ist ein Schwachsinn. Das ist wie eine Mauer zwischen den Bezirken. Ich sag's Ihnen ganz ehrlich: Ich pfeif auf die Begegnungszone. Darum hab ich mich letztlich für die Keifer-Ecke entschieden. Weil von den Etablierten ist für mich keiner ernst zu nehmen. Die Belehrungen in den Öffis, die man in den letzten drei Wochen über sich ergehen lassen musste, hätten sie sich sparen können.

Das Problem mit der Sperrfrist beschäftigt vor allem die sozialen Netzwerke - so manch einer will und will sich nicht daran halten, die Vorab-Ergebnisse auszuplaudern. Auch in unseren Foren passiert dies - hier nochmal die Bitte: Um 17 Uhr sind die Daten da, alles bis dahin ist Kafeesudleserei.

Serie "Wir blicken zurück", Teil II: Bekommen wir einen neuen Kanzler oder hält sich Werner Faymann im Amt? Bevor die Entscheidung fällt, erinnern wir uns an die bisherigen Bundeskanzler der Zweiten Republik.

Die Wiener Mirza und Friedrich Ellenbogen sehen das künftige Ergebnis so: "Egal wie die Wahl ausgeht, der Proporz bleibt. Viele neue Parteien bieten Dinge an, die nicht realistisch sind. Unter dem Raab und dem Figl hat das alles immer gut funktioniert. Die FPÖ ist aufgrund ihrer Rassismen für uns nicht wählbar. Die Grünen dagegen wollen immer alles auf den Kopf stellen. Das Parkpickerl ist eine Frechheit. Wieso sollen wir für unseren Parkplatz zahlen?"

Karl Yilmaz und Jasmin Ecker gingen heute in Wien wählen. "Wenn es nach mir ginge, sollen der Heinz-Christian Strache und seine FPÖ die Wahl gewinnen. Die derzeitige Regierung ist einfach nur schlecht. Da gehört einmal was anderes her. Das Parkpickerl finde ich praktisch, da ich immer einen Parkplatz finde. Früher bin ich eine Stunde herumgekurvt."

Albin und Helga Leismüller sprachen mit Elias Natmessnig nach der Wahl: "Die SPÖ wird die Wahl gewinnen, in Wien und auch im Bund. Bleiben wird aber alles wie gehabt, es kommt eine rot-schwarze Regierung. Zuerst waren wir gegen das Parkpickerl, mittlerweile muss man aber sagen, dass es gut funktioniert."

KURIER-Redakteur Elias Natmessnig hat sich heute im Wahllokal etwas umgehört. Dabei traf er unter anderem auf Jutta Mistelbacher: "Wahlsieger in Wien wird sicher die SPÖ. Ich hoffe dennoch nicht auf eine Neuauflage von Rot-Schwarz, ich will eine Veränderung. Das Parkpickerl ist in Ottakring vollkommen unnötig und unüberlegt eingeführt worden."

An dieser Stelle starten wir die heutige (kurzlebige) Serie "Wir blicken zurück", Teil I: Der Wahlkampf ist vorbei, das Klinkenputzen hat ein Ende. Nicht nur auf den Social Media war der Wahlkampf heuer so intensiv wie nie, auch im Fernsehen mussten sich die Kandidaten permanent beweisen. Und jeden Tag ein bisschen auffallen, manchmal egal wie. Hier lassen wir noch einmal die besten Bilder des Wahlkampfes Revue passieren:

Die zwei - laut der protokollarischen Rangordnung der Republik - höchsten Amtsträger im Staat gingen inzwischen auch wählen: Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, selbst angetreten in Oberösterreich, und Bundespräsident Heinz Fischer, wohnhaft in der Wiener Josefstadt, machten am Nachmittag ihr Kreuzerl.

Nachlese: Österreichs spannender Wahltag
APA14881736-2 - 29092013 - LINZ - ÖSTERREICH: Nationalratspräsidentin Barbara Prammer während der Stimmabgabe am Sonntag, 29. September 2013, in Linz. Die Österreicher wählen heute einen neuen Nationalrat. APA-FOTO: RUBRA
Nachlese: Österreichs spannender Wahltag
APA14882126-2 - 29092013 - WIEN - ÖSTERREICH: Bundespräsident Heinz Fischer während der Stimmabgabe am Sonntag, 29. September 2013, in Wien. Die Österreicher wählen heute einen neuen Nationalrat. APA-FOTO: BUNDESHEER/PETER LECHNER

Service kann es nie genug geben, deshalb hier noch für die Last-Minute-Wähler das Erklärstück "Wie finde ich mein Wahllokal?"

Wenn Sie in einer Gemeinde mit mehr als 1.000 Einwohnern leben, auf der Amtlichen Wahlinformation, die Sie hoffentlich per Post bekommen haben. In kleineren Orten gibt es einen Aushang im Gemeindeamt. Auch im Internet kann man sein Wahllokal suchen: Entweder auf der Homepage der jeweiligen Gemeinde - oder auf der des Innenministeriums.

Die Meinungsforscher gehen dieses Jahr davon aus, dass bis zu einem Fünftel des Elektorats spätentschlossen ist. Falls Sie dazugehören, hilft Ihnen vielleicht unser Sammelsurium an "9 Fragen, 9 Antworten" weiter. In den vergangenen Wochen stellten sich die Spitzenkandidaten unseren Fragen - hier finden Sie die Videos dazu.

Auch schon Tradition: Die Hochrechnungen, für die eine strenge Sperrfrist bis 17 Uhr gilt, stammen aus zwei Quellen: SORA und ARGE Wahlen. Der KURIER wird sich für die erste Hochrechnung an den Daten der ARGE Wahlen orientieren.

Einen besonders spannenden Wahlsonntag haben heute die NEOS - Kommen Sie in den Nationalrat oder nicht? Die Umfragen konnten bis zuletzt nicht genau prognostizieren, ob es sich für Matthias Strolz und Co. ausgeht. Der Spitzenkandidat, früher bei der ÖVP, sitzt zur Stunde daher auf Nadeln - bei einer privaten Vorwahlparty in Wien.

Nachlese: Österreichs spannender Wahltag

Ein Porträt der NEOS finden Sie hier.

Ein Novum dieser Wahl ist, dass drei Vorzugsstimmen vergeben werden: für Regionalwahlkreis, Landesliste und Bundesliste. 183 Mandate werden vergeben. Sie werden in drei Ermittlungsschritten verteilt, wofür zwei mathematische Verfahren eingesetzt werden (das Hare’sche für die Landes- und das d’Hondtsche Verfahren für die Bundesebene, Anm.). Basis für die Mandatsvergabe ist die Volkszählung.

Der österreichische Wahlberechtigte kann sich auf dem Wahlzettel auch kreativ äußern - es muss nicht immer das Kreuzerl sein. Das oberste Gebot ist aber immer: Der Wahlerwille muss erkennbar sein. Ein Ausweis ist von Nöten, die Amtliche Wahlinformation muss zwar nicht mitgebracht werden, erleichtert aber die Arbeit und spart Zeit. Das Wahlkuvert muss - anders als der Stimmzettel - unversehrt bleiben, d.h. man darf nicht darauf schreiben, malen, kritzeln. Darauf steht sogar eine Strafe von bis zu 218 Euro bzw. zwei Wochen Ersatzhaft.

Twitter-User können Insiderinfos direkt aus den Wahllokalen ziehen: Unter dem Hashtag #beifunk zwitschern Beisitzer der Nationalratswahl.

Nun sind die Stimmen der Spitzenkandidaten komplett: Eva Glawischnig wählte am frühen Nachmittag gemeinsam mit Ehemann Volker Piesczek in einer Volksschule in Wien-Hernals. Sie erwartet sich "ein gutes Plus". Ihr weiteres Programm für den Wahltag: "Jetzt werde ich noch den Geschirrspüler ausräumen, und dann geht's ins Büro."

Die meisten Stimmen sind heute übrigens im Osten des Landes zu holen, nämlich in Niederösterreich (1,278 Millionen), Wien (1,156 Millionen) und Oberösterreich (1,09 Millionen). Hier schien das Wetter auch wahlfreundlicher zu sein als in anderen Teilen des Landes - in Kärnten etwa gab es teils heftige Regenfälle. Die eiserne Regel der Wahlbeteiligung: Das Wetter am Wahltag sollte weder sehr gut noch sehr schlecht sein.

Heute fiel in einer Stellungnahme von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bereits die Phrase "blaues Wunder" - sollte die FPÖ Platz zwei vor der Volkspartei ergattern. Das erinnert uns an unser Buzzword-Bingo. Hier kann man auf jeden Fall schon ein Kreuzerl machen:

Nachlese: Österreichs spannender Wahltag

KURIER-Redakteur Elias Natmessnig begleitete Wiens Stadtchef: Zu Fuß und ohne großen Anhang kam Michael Häupl in sein Wahllokal in der Wilhelminenstraße in Ottakring. Der Bürgermeister wirkte entspannt und locker. Ob er eine Vorahnung habe, wie die Wahl ausgehe? „Wenn man mit den Leuten spricht, dann habe ich schon das Gefühl, dass es ganz gut läuft“, sagte Häupl. Aber genau werde man es erst nach der Wahl wissen. Er hofft auf ein starkes Ergebnis in Wien, aber auch in Niederösterreich und im Burgenland.
Im Gegensatz zu vielen Kommentatoren sah Häupl keinen inhaltsleeren Wahlkampf. „Die großen Themen waren die Pensionen, Ausbildung, Jobs und das Wohnen“, sagte Häupl. Vor einem Jahr war das großes Aufreger-Thema die Ausweitung des Parkpickerls. Seit einem Jahr gilt es in Häupls Heimatbezirk Ottakring. Dass das Pickerl große Auswirkung auf das Ergebnis der SPÖ haben könnte, glaubt Häupl aber nicht: „Zuerst waren 75 Prozent dagegen, jetzt sind 75 Prozent dafür.“

Übrigens: Falls Sie noch nicht wählen waren oder erstmals zur Urne schreiten - das kann ja tun, wer spätestens am Wahltag 16 Jahre alt ist - hier ein paar Informationen über das Wahllokal an sich: Das Who is Who der Wahlhelfer.

Nachlese: Österreichs spannender Wahltag
Illustration Wahllokal, Factbox Wahlbehörde, Aufgaben Grafik 0026-13-Wahlen.ai, Format 134 x 106 mm

Man kann auch in kuriose Situationen im Wahllokal geraten, wie KURIER-Redakteur Philipp Wilhelmer mitteilte:

Wir werden Sie heute durch den Wahltag begleiten und so manch offene Fragen beantworten.

Wir starten gleich mit einem Aufruf, das Wahlrecht zu nutzen - und es den Spitzenkandidaten gleich zu tun. Die meisten waren schon im Wahllokal, um ihr Kreuzerl zu machen - bis auf Grünen-Sprecherin Eva Glawischnig. Sehen Sie selbst...

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