Anschober stellt 5-Stufen-Plan gegen Pandemie vor

Gesundheitsminister Rudolf Anschober
6.000 Menschen starben 2020 in Österreich durch oder mit Covid. Wer sich nicht impfen lassen will, habe mit keinen Beschränkungen zur rechnen.

Die 7-Tage-Inzidenz (Zahl der Corona-Neuinfektionen in den letzten 7 Tagen/100.000 Einwohnern) ist trotz des dritten Lockdowns weiter hoch. Laut AGES liegt sie derzeit  bei 156.

"Bild des Jahres"

Das "Bild des Jahres" ist für Anschober der Kurvenverlauf der Infektionen seit Beginn der Pandemie.

Anschobers Bild des Jahres

75.000 aktiven Infektionsfällen stehen nun rund 20.000 Fälle gegenüber. Der Minister ist zuversichtlich, dass der dritte Lockdown diese Zahlen erneut "drücken" werde.

"Ich bin kein Freund von internationalen Rankings, aber die 7-Tages-Inzidenz ist mit 156 derzeit sehr stabil. In ganz Europa gab es im Herbst erhöhte Werte. Die Peaks gab es in unterschiedlichen Ländern zeitlich verschoben überall. Jetzt gibt es eine deutlich verbesserte Lage in ganz Europa." Um diese weiter zu verbessern, hat der Gesundheitsminister einen Plan:

5 konkrete Stufen

1. Die Zahl der Neuinfektionen mit Stand, Dienstag, 29.12.: 1.868 Neuinfektionen drücken.

Ziel ist es, dass die 7-Tages-Inzidenz auf unter 100 und der Replikationsfaktor auf unter 0,9 sinkt sowie 200 Intensivbetten wieder frei werden.

2. Das Contact-Tracing soll umfassend digitalisiert werden.

3. Der Mund-Nasen-Schutz wurde und wird massiv ausgeweitet. Bei Massenansammlungen im Freien werde auch Mund-Nasen-Schutz gelten.

4. Die Massentests werden bestehen bleiben und erweitert. Rund 4.000 Menschen seien durch Massentests als Covid-Infizierte identifiziert worden. Dies sei ein Beleg für die Wirksamkeit von Massentests.

5. Die Covid-Schutzimpfung "ist unsere Perspektive, der Schlüssel im Kampf gegen die Pandemie".

Ziel sei es, bis zum Sommer jedem, der Interesse hat, ein Impfangebot machen zu können. "Es ist nicht eine Frage der Menge, sondern der Zeitpunkts. Wir haben eine Million Impfdosen zur Verfügung."

Freitesten, Impfplan und Maskenpflicht - der Fahrplan des Gesundheitsministers

Am 6. Jänner rechnet Anschober mit einer zweiten Impfstoff-Zulassung, ab April rechnet er mit Impfungen in einer breiteren Bevölkerungsgruppe. "Wir gehen mit den Impfungen in die Spitäler, in die Gemeinden, in die Unternehmen", erklärt er das dezentrale Impf-Management.

Sollte die Impfbereitschaft bei 30 Prozent bleiben, so sei mit keinen Restriktionen zu rechnen, so Anschober. Die Bundesregierung wolle auf Informations- und Aufklärungskampagnen setzen. "Ich sehe noch viele Unentschiedene. Die heftigen Impfgegner werden wir kaum bekehren."

Man arbeite zudem gerade an den Regeln für die Zeit nach dem für Mitte Jänner (15.-17. Jänner) geplanten "Freitesten" aus dem harten Lockdown. Durch einen negativen Test soll man ja - wie bereits verkündet - den Lockdown eine Woche vor dem geplanten Ende (24. Jänner) beenden können und dann Angebote wie etwa Gastronomie-Besuche bereits nutzen können. Anfang Jänner soll auch die zuletzt heiß diskutierte Frage der Kontrollen geklärt sein.

Zwei Grundkonzepte der Impfungen

Warum Häftlinge vor Lehrern geimpft werden sollen - wie einem Presse-Bericht zu entnehmen -  beantwortet Anschober wie folgt: Es hänge von der Verfügbarkeit der Impfstoffe ab und davor von der Zulassung der Impfstoffe. Am Grundablauf, zuerst Risikogruppen, dann Gesundheitsberufe und in weiterer Folge ab 65-Jährige zu impfen, daran werde sich nichts ändern. Details im Impfplan seien indes noch variabel.

Bis heute gebe es keinen Fall der Virus-Mutation, die in Großbritannien und nun auch im deutschen Sachsen entdeckt wurde, sagt Rudolf Anschober auf Nachfrage. "Derzeit werden viele Sequenzierungen durchgeführt. Sobald wir die Ergebnisse haben, werden diese veröffentlicht." Publik sind indes andere Zahlen.

"Es war ein sehr schwieriges Jahr für uns alle. Ein Jahr der Sorgen, der Ängste, aber auch der Solidarität." Über 80 Millionen bestätigte Fälle und 1,75 Millionen Todesfälle sind statistisch weltweit bis dato erfasst.

6.000 Tote durch Corona-Virus in Österreich

6000 Menschen an oder mit Covid in Österreich gestorben

"Auch wir haben eine große Anzahl von Todesfällen. Über 6.000 Menschen verstarben an und mit Covid. Unser Mitempfinden gilt ihnen und ihren Angehörigen".

40 und 45 Prozent der Todesfälle sind in Alten- und Pflegeheimen zu beklagen - "trotz harter und konsequenter Auflagen".

Nach Auflagen in Tourismus-Regionen gefragt, sagt der Gesundheitsminister: "Einige Bilder, die aufgetaucht sind, will ich nicht mehr sehen." Er meint damit die übervollen Parkplätze in Skigebieten und die Skifahrer, die in Schlangen vor Liften standen. In der ersten Jänner-Woche werde evaluiert, wie in Österreich - ob beispielsweise mit oder ohne FFP2-Maske - Wintersport ausgeübt werden kann.

Rückblickend sagt der Sozial- und Gesundheitsminister: "Dieses Jahr hätte nicht herausfordernder für uns alle sein können". Täglich lerne man neu hinzu. "Österreich und ganz Österreich war auf diese Pandemie nicht vorbereitet." Man könne nicht die "ganze Geschichte" erzählen - erst später werde durch die zeitliche Distanz offenbar, was geglückt ist und was nicht.

149 Verordnungen seit Beginn der Pandemie

149 Verordnungen hat das Gesundheits- und Sozialministerium seit Beginn der Pandemie erarbeitet, 12 Bundesgesetze wurden verabschiedet. 676 schriftliche Anfragen wurden in dieser Zeit beantwortet. 132.444 Bürgeranfragen wurden an das Bürger-Service gestellt, 49.000 Telefon-Anfragen gestellt wie beantwortet.

Durch die Umstrukturierung sei das Ministerium nun gut aufgestellt.

Ziel 2021 - Pandemie-Bekämpfung, Konsumentenschutz, EU

Im ersten Halbjahr 2021 stehe die Bekämpfung der Pandemie weiter im Focus.

In der zweiten Hälfte 2021 will sich Anschober um "lessons to learn" kümmern. Man müsse die Lehren aus der Pandemie ziehen. Der Bereich der psychosozialen Versorgung soll gestärkt, der Mutter-Kind-Pass aufgewertet und der elektronische Impf-Pass bis März 2021 ausgerollt werden.

Die umfassende Pflege-Reform ist zudem das dezidierte Ziel des Ministers. Grund: Bis zu 100.000 Pflegekräfte werden bis 2030 in Österreich gebraucht.

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