Kurz und Kickl ziehen mit Haider-Slogan in den Wahlkampf
Im Intensivwahlkampf setzt die Volkspartei nun ganz auf ihren Spitzenkandidaten Sebastian Kurz. Das machen auch die Wahlplakate deutlich, die der türkise Generalsekretär Karl Nehammer am Mittwoch präsentiert hat. Eines davon sorgt für Verwunderung.
"Einer, der unsere Sprache spricht" lautet ein Slogan auf einer Plakatreihe mit dem Subtitel "Das ist mein Kanzler". Zu sehen ist Kurz, wie er sich wandernd mit Anhängern unterhält. Die ÖVP-Kreativabteilung produzierte damit eine Doublette: Mit "Einer, der unsere Sprache spricht" wirbt seit der Vorwoche schon die FPÖ. Auf dem entsprechenden Bild prangt Ex-Innenminister Herbert Kickl, wie er sich mit Polizisten unterhält.
Wer hat bei wem abgekupfert?
"Was ist mit dieser Kurz-ÖVP eigentlich los?", fragt sich die FPÖ auf Facebook. "Dass die ÖVP gerne unser Wahlprogramm übernimmt, ist uns bekannt – aber das man nun sogar unsere Slogans kopiert, erreicht schon einen neuen Höhepunkt!" Die Freiheitlichen sprechen gar vom "nächsten ÖVP-Skandal".
Von abgekupfert könne gar keine Rede sein, widerspricht ÖVP-Wahlkampfleiter Nehammer. Vielmehr stellt er in den Raum, dass es die FPÖ sei, die den Spruch der ÖVP geklaut habe. Professionelle Plakate brauchten eine gewisse Vorlaufzeit. Als die FPÖ ihre Kampagne präsentiert habe, seien die ÖVP-Plakate längst in Produktion gewesen, heißt es aus der Volkspartei. Offensichtlich habe jemand von der FPÖ in der Druckerei die ÖVP-Sujets gesehen und das habe den Blauen "so gut gefallen, dass man den Spruch übernommen hat", sagt Nehammer.
"Einer der ..." Wer hat's erfunden?
Das Original: Jörg Haider
Letztlich greifen sowohl FPÖ als auch ÖVP auf einen Slogan zurück, mit dem Jörg Haider schon vor 20 Jahren warb: "Einer, der unsere Sprache spricht". Daneben gab es auch "Einer, dessen Wort zählt", "Einer, der zuhören kann" oder "Einer, dessen Handschlag gilt". Entwickelt hat die Sprüche seinerzeit übrigens Herbert Kickl.
Auch später bediente sich die FPÖ gerne bei Haider. Aus seinem 1994er-Slogan "Er sagt, was wir denken" machten die Freiheitlichen 2005 - gemünzt auf Heinz-Christian Strache - "Er sagt, was Wien denkt".
Elf Jahre nach seinem Tod prägt Haider damit nicht nur die innenpolitische Rhetorik, wie die Sprachtrainerin Tatjana Lackner im KURIER-Interview sagt, sondern auch die heimischen Wahlplakate.
Kurz groß, Inhalte klein
Insgesamt vier Großplakate hat die ÖVP am Mittwoch präsentiert. Neben dem genannten wird Sebastian Kurz auch dargestellt als "Einer, der am Boden bleibt", "Einer, der auf unsere Werte schaut" (bei der FPÖ wird übrigens Norbert Hofer präsentiert als "Einer, der unsere Werte lebt") und "Einer, der in Europa Stärke zeigt".
Während die Volkspartei bei den Großplakaten ganz auf die Person Kurz setzt, geht es bei den kleineren Dreieckständer-Plakaten um Inhalte: Steuern, Klimaschutz, Pflege, Migration. Laut Nehammer wird es noch eine zweite Plakatwelle geben. An die Wahlkampfkostenobergrenze von 7 Millionen Euro werde man sich halten, betonte der ÖVP-General. Im Wahlkampf 2017 hatte die ÖVP die Obergrenze um fast das doppelte überschritten.
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