Kurz und Co. büßen im Vertrauensindex Plätze ein
Der Vertrauensverlust der Bundesregierung in der Bevölkerung geht weiter, erneut müssen die türkis-grünen Spitzenrepräsentanten im APA/OGM-Vertrauensindex schlechtere Werte hinnehmen.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), seit Jahren Abonnent auf Spitzenplätze in der Vertrauenspyramide, stürzt diesmal auf Platz 4 ab.
Beliebtestes Regierungsmitglied im April-Index ist erstmals der von Coronakrise und Postenschacher-Vorwürfen unbeleckte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP).
Weiter ganz oben im Vertrauen in die Bundespolitiker Österreichs steht Bundespräsident Alexander Van der Bellen, aber auch er muss bei einem Saldo von 39 Punkten (aus "habe Vertrauen/habe kein Vertrauen") ein Minus von vier Punkten hinnehmen. Gleich hinter ihm folgt Kocher, der acht Punkte auf einen Saldo von 22 zulegen konnte. Platz drei nimmt die grüne Justizministerin Alma Zadic (plus vier auf 20) ein. Erst dann folgt Kurz, der ein Minus von elf Punkten auf einen Saldo von nur noch neun hinnehmen muss.
Befragt wurden 800 repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte aus dem OGM Online-Panel, und zwar am 6. und 7. April 2021. Die Schwankungsbreite beträgt plus/minus 3,5 Prozent.
Ähnlich hohe Verluste wie der Kanzler erleiden bei den Grünen Gesundheitsminister Rudolf Anschober (minus elf auf zwei) und Vizekanzler Werner Kogler (minus zehn auf zwei). Am stärksten erwischt es Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) mit einem Minus von 13 Punkten auf einen Negativsaldo von 16. Seine Einvernahme im Ibiza-U-Ausschuss fand während der Befragung statt.
Über positive Veränderungen können sich SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner (plus sieben auf Saldo null), auf ÖVP-Seite Bildungsminister Heinz Fassmann (plus zwei), Staatssekretär Magnus Brunner (plus eins) und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (plus eins) sowie bei der FPÖ Obmann Norbert Hofer (plus 5) freuen. Letzterer ist allerdings insgesamt Vorletzter im Bundespolitiker-Ranking mit einem Saldo von minus 44. Schlechter als er liegt nur noch sein Klubchef Herbert Kickl mit einem Minus-Saldo von 51. Den besten Vertrauenswert in der Opposition hat Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger (minus drei auf einen Saldo von fünf).
Vertrauen und Respekt verloren
OGM-Chef Wolfgang Bachmayer sieht die schlechten Werte durch die stark gestiegene Frustration über die Versäumnisse bei Impfstoff-Bestellungen sowie durch die Chat-Affäre motiviert. Diese sehr deutlichen Vertrauensverluste seien auch Resultat einer zunehmenden Polarisierung zwischen Regierungs- und Oppositionsparteien und teilweise auch innerhalb der Regierung.
"Die Debatte über Postenschacher schadet sicherlich, auch wenn die Mehrheit meint, das gab es schon immer", konstatierte Bachmayer: "Der Verlust an Vertrauen und Respekt im Zuge der bekannt gewordenen Chatprotokolle wiegt aber mehr. Dazu ist es für die Menschen einfach spannend, quasi durch die Schlüssellöcher der Politikertüren blicken zu können, das befriedigt Neugierde und ist verständlicher als Rechts- und Verfahrensfragen."
Die eigene (zuletzt etwas geschmolzene) VP-Wählerschaft steht zwar mit 92 Prozent Vertrauen eindeutig hinter Kurz, bei den Anhängern der (zuletzt gewachsenen) Oppositionsparteien wird er aber immer mehr abgelehnt, auch die Grünwähler sind geteilter Ansicht.
Ähnliches gilt für Kogler mit recht hoher, aber nicht völliger Zustimmung von der eigenen Wählerschaft. Weitere Details zum Vertrauen in den jeweiligen Wählergruppen sind unter www.ogm.at abrufbar.
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