Korosec ist 80: "Ich bin eine pragmatische Feministin"

Untersuchungs-Kommission zum KH Nord
Zum runden Geburtstag spricht die ÖVP-Politikerin über Kriegsvergleiche mit Corona, WhatsApp mit der Familie und das Verbindende mit Johanna Dohnal.

KURIER: Sie sind 1940 geboren. Seit bald zehn Monaten leben wir mit der Pandemie. Die Corona-Maßnahmen haben für manche Folgen wie ein Krieg. Ist der Vergleich zulässig?

Nein. Was wir jetzt erleben, ist unbestritten eine sehr schwierige Situation, die unseren Alltag völlig außer Tritt bringt. Aber Krieg ist etwas völlig anderes. Im Krieg sind Zivilpersonen der Situation völlig hilflos ausgeliefert, ihr Handlungsspielraum, etwas daran zu ändern, ist sehr begrenzt. Bomben und Straßenkämpfen entkommt man nicht. Bei uns genügt es, relativ einfach Vorgaben einzuhalten, um das eigene Risiko und das der anderen zu minimieren. Maske tragen, Abstand halten, Händewaschen mag lästig sein, ist aber zumutbar. Das heißt, wir sind nicht der Spielball äußerer Umstände, sondern trotz allem handlungsfähig.

Laut Umfragen leiden Jugendliche besonders unter den Corona-Maßnahmen, gleichzeitig werden sie ob ihres Verhaltens für die steigenden Infektionszahlen mitverantwortlich gemacht. Welchen Eindruck macht die Jugend auf Sie?

Junge Menschen haben es sicher sehr schwer. Ihr Leben ist auf den Kopf gestellt, genau wie das der Erwachsenen. Ihnen fehlt aber aufgrund der Lebenserfahrung die Resilienz, damit gut umzugehen. Außerdem ist Corona mit allen damit verbundenen Konsequenzen für viele von ihnen das Schlimmste, was sie je erlebt haben. Sie lebten bisher in einer relativ sicheren Welt, in stabilen Verhältnissen. Kleine Kinder verstehen die Welt jetzt nicht mehr – plötzlich sind sie eine Gefahr für die Großeltern, dürfen ihre Freunde nicht so wie sonst treffen, ihr Lebensradius beschränkt sich auf das eigene Zuhause. Sie haben Angst, weil sie nicht wissen, was da passiert außer, dass es gefährlich ist. Jugendliche verstehen zwar intellektuell, was die Corona-Pandemie bedeutet. Sie sind aber mitten in einer Phase, wo sie sich selbst erst finden müssen. Und auf einmal sind die ganzen Rituale dazu verboten, weggehen, irgendwo mit Freunden herumhängen, feiern, die Welt und das Leben ausprobieren.

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