Köstinger verteidigt Kosten für Coronatests im Tourismus

PK BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, REGIONEN UND TOURISMUS (BMLRT) "ERGEBNISSE NACH ALMEN-GIPFEL": KÖSTINGER
Das Projekt des Tourismusministeriums und der Wirtschaftskammer ist zuletzt auf mehreren Ebenen in die Kritik geraten. Einerseits wegen der 85 Euro, die die Tests kosten, andererseits wegen angeblicher Kosten für die Beraterfirma McKinsey.

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat die Kosten von 85 Euro für die schleppend angelaufenen, flächendeckend möglichen Coronatests im Tourismus naturgemäß verteidigt. "Dieser Preis ist geprüft und angemessen", sagte sie der Presse am Sonntag. In Bayern kosten die Tests 52 Euro. Hierzulande sei die Abstrichnahme, Logistik und Befunderstellung inbegriffen, argumentiert die Politikerin.

Zu den Kosten für Tätigkeiten der Beratungsfirma McKinsey, die "in der Testphase vorab eine Arbeitsgemeinschaft von Laboren" beraten hat, betont die Ministerin einmal mehr, dass der Bund diese Kosten nicht trage und es keine Beauftragung gegeben habe. Selbiges sagt auch die Wirtschaftskammer. Die "Krone" hatte über 200.000 Euro spekuliert, die McKinsey wöchentlich im Zusammenhang mit den Tests lukriere.

Ein Sprecher von Köstinger hatte mitgeteilt, dass "es keinerlei Beauftragung oder Zahlungsflüsse des Tourismusministeriums oder des Bundes an das Beratungsunternehmen McKinsey gab oder gibt. Das gilt sowohl für die Pilotphase, als auch für das nunmehr ausgerollte Programm." SPÖ und NEOS haben parlamentarische Anfragen zu der Causa angekündigt.

Angekündigtes Volumen an Tests nicht erreicht

Im Mai hatten Vertreter der Bundesregierung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) abwärts bei einer Pressekonferenz angekündigt, dass es ab Juli wöchentlich 65.000 Tests für Mitarbeiter im Tourismus geben werde. Mitte der Woche waren aber nur 24.000 Mitarbeiter zur Testung angemeldet und lediglich 10.200 Abstriche waren durchgeführt worden, hieß es zur APA. Die Tendenz sei aber steigend, wurde vom Ministerium zuletzt betont. "Jetzt braucht es aber auch Betriebe, die ihre Mitarbeiter hinschicken", so Köstinger zur Zeitung. Die Kosten für die Tests trägt der Steuerzahler.

SPÖ: "Chaotisches Corona-Management"

Die SPÖ hat am Sonntag scharfe Kritik am "chaotischen Corona-Management der türkis-grünen Bundesregierung" geübt. "Der Cluster am Wolfgangsee wird immer größer, von den angekündigten 65.000 Tests in Tourismusgebieten ist weit und breit keine Spur und welche Einreisebestimmungen jetzt gelten, ist für niemanden mehr nachvollziehbar", so Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch in einer Aussendung.

Zuerst habe die Bundesregierung weismachen wollen, dass Urlaub in Österreich sicher sei, so Deutsch. "Jetzt gibt es mit St. Wolfgang nach dem Fanal in Ischgl bereits den zweiten großen Tourismus-Cluster." Scharfe Kritik richtete er an die Tourismusministerin: "McKinsey-Ministerin (Elisabeth/ÖVP, Anm.) Köstinger hat in einer großen PR-Show 65.000 Tests wöchentlich angekündigt, um den Tourismus in Österreich als besonders sicher zu inszenieren." Von diesen Zahlen ist man aber "meilenweit entfernt". Einziger Profiteur dieses "Regierungsversagens" sei "der Edelberater McKinsey".

Als "fahrlässig" bezeichnete es Deutsch auch, dass "von einer längst angekündigten Ampel-Regelung zur Einordnung von Risikogebieten auch nach Monaten noch immer nichts zu sehen ist". Es brauche endlich bundesweit einheitliche Vorgaben, so seine neuerliche Forderung. Auch sei vollkommen unklar, warum Schulen kollektiv geschlossen werden, "während tatsächlich betroffene Tourismusanlagen offen bleiben dürfen".

McKinsey: Beratung kam nicht zustande

Die Beratungsfirma McKinsey hat sich nun erstmals zur Debatte zu Wort gemeldet. "McKinsey wurde im Rahmen des Projekts Safe A/COVID-19-Testungen im Tourismus zu keinem Zeitpunkt bezahlt, weder von der öffentlichen Hand noch von Privatunternehmen", hieß es am Sonntag in einer Mitteilung an die APA. Daraus geht hervor, dass nur unbezahlte Vorarbeiten getätigt worden seien.

Wörtlich heißt es in der Mitteilung zu diesen Überlegungen weiters: "Einige der beteiligten Labore haben gemeinsam mit McKinsey an der Entwicklung eines möglichen umfassenden COVID-19-Testsystems gearbeitet. In diesem Zuge gab es auch die Überlegung privater Labore, McKinsey mit einer bezahlten Unterstützung zu beauftragen." Hierbei sei es etwa um Projektmanagement, Optimierung der Logistik und die IT-Konzeption gegangen. "Eine solche Beauftragung kam jedoch nicht zustande, so dass McKinsey aktuell nicht mehr an dem Projekt beteiligt ist."

Aus Unterlagen der Wirtschaftskammer war hervorgegangen, dass McKinsey bei den Coronatests im Tourismus von einem Konsortium von Laboren in der Pilotphase als operativer Umsetzungspartner engagiert worden war. Das stellte die Firma nun offiziell in Abrede.

 

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