Putin bringt zehn singende Don-Kosaken zu Kneissl-Hochzeit
Es wäre wohl auch ohne singende Kosaken ein besonderer Besuch geworden. Mit dem musikalischen Gruß, den der russische Präsident Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) mitbringt, ist deren Hochzeit aber jedenfalls um einen ganz speziellen Aspekt reicher. Denn wenn Wladimir Putin am Samstag in der südsteirischen Weinstraße eintrifft, soll er einen Männerchor aus zehn Don-Kosaken im Gepäck haben, berief sich die APA am Freitag auf gut informierte Kreise.
Rund 100 Gäste, darunter auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache ( FPÖ), werden dann den dunklen Bässen des Männerchores lauschen können. Putin selbst dürfte jedoch nur kurz bei der Feier anwesend sein, bevor er zu einem Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel weiterreist. Der Eindruck ist aber schon jetzt ein bleibender.
Kritiker befürchten, dass Putin den Auftritt als politische Botschaft nutzt. "Man gewinnt den Eindruck, dass Österreich für Putin eine Art Trojanisches Pferd innerhalb der EU ist. Das ist für Österreich nachteilig", befürchtete Russland-Experte Gerhard Mangott im Interview mit dem KURIER.
Wer sind die Don-Kosaken?
Wie ist vor diesem Hintergrund das Gastgeschenk Putins zu sehen? Als politisches Signal, oder doch einfach nur als freundliche Geste? Kosakenchöre gibt es weltweit. Viele davon in Europa und den USA, die meisten davon von Exilrussen gegründet. Echte Nostalgievereine.
Daneben kennt man Kosaken aber auch als Söldner, die in Russland im Zarenreich als Freiheitskämpfer verehrt wurden. Sie umgibt bis heute ein nostalgisch-ideologischer Nimbus. Auf dieser Basis haben es die heutigen Kosaken zu zweifelhaftem Ruhm gebracht: Sie sind so etwas wie eine staatlich finanzierte paramilitärische Gruppe; etwa eine Million von ihnen steht als Wachmänner für öffentliche Einrichtungen in staatlichen Diensten. Ideologisch sind sie auf Putin-Linie, nur noch nationalkonservativer. Sie sehen sich selbst als Hüter der Geschichte, als Hüter des Staates. Als solche treten sie auch politisch in Erscheinung - erst heuer haben sie die Anti-Putin-Proteste in Moskau boykottiert. Putin selbst hat von den Verbänden den Titel eines Kosaken-Hetman (übersetzt "Hauptmann") verliehen bekommen. Im Krieg in der Ostukraine und im Kaukasus 2008 waren viele Kosakenverbände engagiert, in "Neurussland", wie dort die Ostukraine genannt wird, unterstützen sie die Rebellen.
Gerhard Mangott sieht in dem Geschenk aber kein politisches Signal. "Das ist russische Folklore", sagt der Russlandexperte. Als Kulturexport hätten die Don-Kosaken schon während der Sowjet-Zeit funktioniert. Mit den Kosaken in der Ostukraine hätte das nichts zu tun.
Flugverbot für Drohnen
Neben Details zur Hochzeit wurde am Freitag auch bekannt, dass die Polizei für die Hochzeit ein sicherheitsbehördliches Platzverbot erlassen hat. Dadurch hat nur ein im Vorhinein bestimmter Personenkreis Zugang zum Gasthaus und zum Parkplatz. Öffentliche Straßen sind vom Verbot nicht betroffen, hieß es am Freitag in einer Aussendung.
Die Polizei wolle Beeinträchtigungen für Anrainer und andere Gäste der Weinstraße möglichst gering halten, dennoch sei "im gesamten südsteirischen Raum mit kurzfristigen Verkehrsbeeinträchtigungen zu rechnen". Neben dem Platzverbot wird auch ein Flugverbot - insbesondere für Drohnen - über dem Veranstaltungsort in Gamlitz verhängt.
Neben der Südsteiermark sind auch am Flughafen Graz Behinderungen zu erwarten. Den ganzen Tag über werden verstärkte Sicherheitskontrollen stattfinden. Alle Personen, die zum Flughafen wollen - egal ob in Fahrzeugen oder zu Fuß, Reisende oder Abholer - werden kontrolliert. Die Polizei empfahl jenen, die am Samstag vom Flughafen wegfliegen wollen, eine Stunde früher als sonst anzureisen.
Videokommentar: Helmut Brandstätter über Putin-Besuch bei Kneissl-Hochzeit
"Merkwürdiger Vorgang"
Die Einladung an Putin hat in den vergangenen Tagen für Irritationen und Kritik gesorgt. Alt-Bundeskanzler Franz Vranitzky ( SPÖ) sagte der deutschen Bild-Zeitung (Freitagausgabe) laut dpa, die Visite des Präsidenten sei ein "merkwürdiger Vorgang, der sowohl innen- und außen- als auch gesellschaftspolitisch nicht in das Konzept des Landes" passe.
Am Freitag lieferten sich die geschäftsführenden Klubobmänner von SPÖ und FPÖ, Andreas Schieder und Johann Gudenus, einen Schlagabtausch. Schieder kritisierte in einer Aussendung, dass Kneissl "ihre Privatangelegenheiten mit offiziellen Agenden der Republik Österreich vermischt". Es gebe "einfach keine saubere Trennung von den Privatangelegenheiten" und den beruflichen Verpflichtungen der Ministerin, bemängelte er.
Gudenus schlug umgehend per Aussendung zurück: "Es ist ja wohl an Überheblichkeit nicht mehr zu überbieten, wenn Schieder meint, er könne sich nun schon anmaßen, sich in die Hochzeitseinladungen von Privatpersonen einzumischen und daraus eine Staatskrise zu kreieren."
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