Klimawandel: Vertrauen in Politik deutlich gesunken

Klimawandel: Vertrauen in Politik deutlich gesunken
Generell blicken Österreicher pessimistisch in die Zukunft. Umfassende Studie sollte in Regierung Alarmglocken läuten lassen

Die Klimakrise ist ein wichtiges Thema für weite Teile der Bevölkerung – die gleichzeitig befürchtet, dass die Politik nicht dazu in der Lage ist, rechtzeitig gegenzusteuern. Das sind die zentralen Erkenntnisse einer am Donnerstag vorgestellten, repräsentativen Sinus-Milieu-Studie, die das Integral-Institut im Auftrag von „Mutter Erde“ und Greenpeace durchgeführt hat.

86 Prozent der 1.000 Befragten finden es „notwendig und sinnvoll“, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. 80 Prozent haben auch selbst vor, sich in Zukunft klimafreundlicher zu verhalten. Dabei zeigt sich, dass das Bewusstsein für den Klimawandel bei Weitem kein Elitenthema mehr ist, sondern in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Die Mitte sorgt sich

So stimmten der Aussage „Der Klimawandel macht mir große Angst“ insgesamt 17 Prozent „voll und ganz zu“. In der größten Einzelgruppe, der von Soziologen so benannten „adaptiv-pragmatischen Mitte“, sind es mit 33 Prozent fast doppelt so viele.

In dieser Gruppe, sozusagen dem Bindeglied der Gesellschaft, müsste man auch mit Maßnahmen ansetzen, sagt Integral-Geschäftsführer Bertram Barth, denn: „Wenn wir die Mitte breit genug ansprechen, erreichen wir auch die anderen mit.“

Die Bereitschaft, konkrete Maßnahmen mitzutragen, ist aber auch gesamtgesellschaftlich hoch.

Masse will mehr Solar- und Windkraft

So sprechen sich 91 Prozent für Solaranlagen auf möglichst vielen Dächern aus, 82 Prozent für dichtere Öffi-Fahrpläne, 81 Prozent für Windräder in allen Bundesländern und 69 Prozent für ein Steuersystem, das klimafreundliches Verhalten belohnt und klimaschädliches Verhalten sanktioniert.

Selbst die Frage nach verpflichtenden Energiesparmaßnahmen durch die Regierung fand mit 62 Prozent eine deutliche Mehrheit. Lediglich bei der Frage nach niedrigeren Tempolimits ist Österreich gespalten: 49 Prozent sind dafür, 47 Prozent dagegen.

Klimawandel: Vertrauen in Politik deutlich gesunken

Vertrauen schwindet

Das Problem ist: Die Menschen verlieren zunehmend das Vertrauen in die Politik, notwendige Maßnahmen auch zu ergreifen (siehe Grafik oben). In zwei Jahren ging die Zahl derer, die das der Regierung zutrauen, um acht Prozentpunkte zurück – von einem Drittel auf ein Viertel.

Damit einhergehend geben 75 Prozent der Befragten an, sie sorgten sich generell, dass die nötigen Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht rechtzeitig getroffen werden. Ganz konkret rechnen 90 Prozent damit, dass Extremwetterereignisse weiter zunehmen werden, knapp zwei Drittel halten sogar Wüstenbildungen im Mittelmeerraum für möglich.

In Kombination mit einem auch unabhängig vom Klimawandel zunehmend negativen Blick in die Zukunft – 58 Prozent blicken sehr oder eher pessimistisch nach vorne – sei das „alarmierend“, sagt Barth. Herwig Schuster von Greenpeace ergänzt: „Wenn ich Politiker wäre, würde ich sehr schnell ins Handeln kommen.“

Kommentare