"Klimateller" statt Gulaschkanonen: Bundesheer wird ökologischer
Wie schaut es eigentlich mit dem Klimaschutz beim Militär aus? Schließlich sind die militärischen Waffen- und Transportsysteme ohne Benzin, Diesel oder Kerosin-Verbrennungsmotoren derzeit nicht vorstellbar.
Berechnungen gehen davon aus, dass etwa das US-Militär jährlich rund 65 Millionen Tonnen emittiert, das ist nur knapp weniger als die Treibhausgas-Emissionen von ganz Österreich (80 Millionen Tonnen).
Es darf aber nicht verwundern, dass auch Österreichs Generäle extrem CO2-intensives Gerät befehligen: Ein Eurofighter Typhoon verbrennt beim Start rund 530 Liter Treibstoff – pro Minute. Im Flug ohne Nachbrenner sind es immerhin noch 166 Liter pro Minute. Unsere 62 Tonnen schweren Leopard-II-Kampfpanzer verbrennen mit Motoren mit 47,6-Liter Hubraum mit zwei Turboladern rund 530 Liter Diesel pro 100 Kilometer im Gelände und rund 340 Liter auf befestigten Straßen. Oder die S70-Blackhawk-Transporthubschrauber, deren 2000-PS-Triebwerke etwa 10 Liter Treibstoff fressen – pro Minute.
"Militärischer Umweltschutz"
Zwar gibt es weltweit längst erste Versuche, wie man militärisches Gerät fossil-frei betreiben könnte, doch über Prototypen kamen die Versuche bisher kaum hinaus. Zwar werden Elektroantrieben durchaus positive Eigenschaften zugeschrieben, weil sie wartungsärmer sind und deutlich leiser auf dem Schlachtfeld operieren könnten. Doch es bleibt die Frage, woher der Strom kommen soll. Ausprobiert werden da Batteriewechselsysteme, Erneuerbare Energien mit Photovoltaikmodulen, es gab sogar Pläne für mobile Mini-Atomkraftwerke für entlegene Militärstationen wie das „Projekt Dilithium“ der US-Armee, das allerdings aus Sicherheitsgründen schnell wieder in der Schublade verschwand.
Österreichs Bundesheer erwägt aktuell zwar nicht, Elektropanzer oder dergleichen zu anzuschaffen, es gibt aber sehr wohl Strategien für ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit. So wurden zum Beispiel bereits dutzende E-Autos der neuesten Generation angeschafft.
Bundesheer-Sprecher Oberst Michael Bauer verriet dem KURIER, dass es seit über einem Jahrzehnt Bestrebungen eines „Militärischen Umweltschutzes“ gibt: Etwa bei den Truppenübungsplätzen, bei denen man nicht unbedingt an den Schutz der Flora und Fauna denken würde, die aber zum Teil „Natura 2000“-Schutzgebiete sind. Vor allem der Truppenübungsplatz Allentsteig ist für seine Artenvielfalt bekannt, wo Biber, Seeadler oder Wölfe anzutreffen sind.
Das Projekt "Klimateller"
Beim Thema ökonomische Nachhaltigkeit beim Heer geht es um eine stetig steigende Energieeffizienz, um den Ausbau erneuerbarer Energien und die Sicherstellung der Energieversorgung. Dazu wurden im Jahr 2017 Umweltschutzreferenten der Militärkommanden zur Energieeffizienzbeauftragten ausgebildet. Sie schauen unter anderem, wie die militärischen Liegenschaften dekarbonisiert werden könnten – sprich: Raus aus Öl und Gas auch hier, dafür PV-Paneele und Wärmepumpen aufs Dach. Zudem laufen bereits Pilotprojekte zur Gewinnung, Speicherung und Nutzung von kinetischer, thermischer und elektrischer Energie sowie Tests von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen.
Und es läuft bereits das Projekt „Klimateller“ – bei dem es um regionales und saisonale Ernährung in den Kantinen und Offizierskasinos geht. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner erklärte dazu: „Durch Nachhaltigkeit und Umweltschutz wollen wir die Lebensgrundlage der jetzigen und zukünftigen Generationen schützen. Deshalb setzen wir die entsprechende Maßnahmen, um den modernen Herausforderungen und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Durch entsprechende Projekte sind wir für eine grüne Zukunft gerüstet.“
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