Klimaaktivisten entsetzt: „Reaktivierung von Kohlekraftwerken ist inakzeptabel“

Es war ein schwarzer Tag für die Klimakämpfer: Am Sonntag hat Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) angekündigt, das Kohlekraftwerk Mellach für den Energie-Notfall zu reaktivieren. Und die Rückkehr zur Braunkohle frustriert die Klimaaktivisten.
Bei Global 2000 löst die Ankündigung Unbehagen aus, weil Kohlestrom rund doppelt so viel CO2 in die Atmosphäre pumpt wie Erdgas; das heize die Klimakrise an. „Kohle ist die klimaschädlichste Energie und führt zu gesundheitsschädlichen Quecksilberemissionen und Feinstaub“, sagt Global 2000-Energiesprecher Johannes Wahlmüller.
Für die Greenpeace-Energieexpertin Jasmin Duregger ist „die Reaktivierung von Kohlekraftwerken inakzeptabel“. Michael Spiekermann von Fridays for Future (FFF) ist ähnlich empört: „Es ist nicht vertretbar, dass die Regierung, anstatt an den Lösungen der Zukunft – wie Solar- und Windenergie – zu arbeiten, auf Veraltetes zurückgreift.“ FFF fordert eine Revolution und das Sparen für private Haushalte.
Beispiel Deutschland
Österreichs Regierung solle sich ein Beispiel an Deutschland nehmen und öffentlich zum Energiesparen auffordern. „Dass die Regierung nicht über Stromsparen spricht, sondern Kohle reaktiviert, während Länder Windräder blockieren, zeigt die Absurdität der Politik“, sagt Spiekermann.
Dieses Vorgehen sei klima- und sozialpolitisch verwerflich, so der Fridays for Future-Aktivist. „Wir in Österreich können doch nicht darüber diskutieren, ob unser Landschaftsbild durch Windräder zerstört wird, wenn in der Ukraine ganze Städte in Schutt und Asche liegen.“
Revolution gefordert
Zudem müssten erneuerbare Energien massiv ausgebaut werden. Für die FFF-Aktivisten sind weder Öl noch Gas oder Kohle akzeptabel.
Aber könnte Österreich im Winter ohne Fossile auskommen? „Das Umstellen auf Erneuerbare bis zum Herbst wäre schwierig, aber möglich. Dafür braucht es jetzt einen Sommer der Energierevolution“, sagt Spiekermann zum KURIER. Viel einfacher und schneller sei das Energieeinsparen in den Gebäuden und im Haushalt.
In Deutschland ruft die Regierung bereits zum Energiesparen auf. In Österreich ist das noch nicht der Fall. Durch eigenständiges Sparen lassen sich bis zu zehn Prozent des Energiebedarfs und Kosten reduzieren. Wie das geht?
Gassparen zu Hause
Die Raumtemperatur im Winter auf 20 bis 21 Grad senken. Das spart 10 Prozent beim Gasverbrauch ein.
Stromsparen zu Hause
Die Waschmaschine erst einschalten, wenn sie voll ist – 30 bis 40 Grad reicht zumeist aus. Im Kühlschrank sind Temperaturen von +5 °C bis +7 °C und 18 °C im Tiefkühler optimal.
Tiefkühler regelmäßig abtauen – das kann je nach Gerät zwischen 15 und 45 Prozent Strom pro Jahr sparen.
Im Vergleich zu Glühbirnen oder Halogenlampen bringen LED-Lampen eine bis zu 20-fach längere Lebensdauer und eine Kostenersparnis von bis zu 90 Prozent im Vergleich zu alten Glühbirnen. Stand-by-Modus bei Geräten tunlichst vermeiden.
Warmwasser sparen
Sparduschköpfe können je nach Hersteller den Wasserverbrauch um mehr als die Hälfte reduzieren.
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