Auslöser der Misere ist freilich Russlands Putin. Geradezu blind hat sich Österreich in den vergangenen Jahren mit Haut und Haar dem billigen russischen Gas verschrieben. Kaum ein Land ist von Russland abhängiger als wir. Der Ukrainekrieg und die Sanktionen gegen Russland haben zwar nie die Gasimporte betroffen, dennoch war schnell klar, wie falsch das Pferd ist, auf das wir hier gesetzt haben. Drehen wir als EU den Gashahn aus Russland zu? Werden die Russen die Gaspipeline selber abdrehen? Oder machen das die Ukrainer, durch deren Staatsgebiet die Pipelines laufen?
Jetzt zahlen wir Putin Unmengen an Geld, weil er von den enorm hohen Gaspreisen profitiert, die er durch seinen verbrecherischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die deshalb schwer verunsicherten Märkte erst verursacht hat. Unsere bigotte Haltung, den Angriffskrieg zu verteufeln, der Ukraine helfen zu wollen, aber für unser Gas richtig viele Milliarden nach Moskau zu überweisen,
ist offensichtlich.
Erdgas war in Österreich immer unser Notfall-Energieträger. Weil Putin nun den Fuß auf die Gas-Pipelines stellt, braucht es Alternativen. Diese gibt es, teureres Gas aus anderen Staaten wie Norwegen oder Flüssiggas aus Rotterdam. Aber weil nicht sicher ist, ob der Plan der Regierung auch aufgeht, wird nun ein altes Kohlekraftwerk reaktiviert. Dazu muss man wissen, dass Kohlekraft ein Energieträger der Superlative ist: Nichts verteilt mehr Umweltgifte über das Land, nichts ist ineffizienter und gleichzeitig klimaschädlicher als Kohlestrom. Wir setzen auf Kohlestrom, weil er rasch verfügbar und deshalb sicherer ist.
Und wie ist das jetzt mit dem Klimaschutz? Ist der plötzlich egal? Nach einem Wochenende der Temperaturrekorde auf der Nordhalbkugel, auch in Österreich, die ein klares Zeichen der Klimaerwärmung sind, dreht die Regierung den Klimakiller Kohlekraft (das doppelt so viel CO2 ausstößt wie die gleiche Menge Erdgasstrom) auf. Das zeigt, wie dumm unsere Energiepolitik seit 2000 war. Dass eine grüne Ministerin nun Kohlekraft reanimiert, macht das schmerzliche Dilemma, in dem wir stecken, nur offensichtlich.
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