„Ich bin überzeugt, dass das ein Problem des Glaubens, nicht von Strukturen ist“, sagt er im Gespräch mit dem KURIER. Damit unterscheidet er sich von jenen, welche den Grund für die sinkenden Katholikenzahlen primär in einer behaupteten mangelnden Reformbereitschaft der Kirche sehen.
Die entscheidende Herausforderung bestehe darin, die Menschen zum Glauben zu führen bzw. sie darin zu bestärken. In seiner Pfarre habe er eine Reihe von kleinen Gruppen – Diskussionsrunden, Gesprächskreise etc. – ins Leben gerufen, um die Menschen zusammenzubringen.
Auch von engagierten Jugendlichen kann der Pfarrer berichten. Zu Pfingsten etwa veranstalteten diese einen großen Event im Dom mit ein paar hundert Teilnehmern. „Aber der Wind bläst uns entgegen, da brauchen wir uns keine Illusionen machen.“
Pessimistisch will er das indes nicht verstanden wissen. Krisen der Kirche habe es zu allen Zeiten gegeben, man dürfe sich nicht abschrecken und entmutigen lassen.
Am überzeugendsten sei, wenn Menschen ihren Glauben „ganz selbstverständlich leben, ohne groß Theater zu machen“. Vieles geschehe im Kleinen, ohne dass es große Breitenwirksamkeit entfalte.
Bezüglich des von Papst Franziskus initiierten weltweiten synodalen Prozesses sieht er jetzt schon in vielen Weltregionen eine große Dynamik, die Frage sei freilich, „wieweit man die Europäer mobilisieren kann“: „weil wir gern endlos über Sachen diskutieren, die dann letztlich nicht viel bringen“; das sei im übrigen in der Politik ganz ähnlich: Man rede über Randthemen, um die wirklich großen Herausforderungen aussparen zu können, meint er und lacht.
Alles in allem erhofft er sich aber vom synodalen Prozess einen „neuen Schwung“. Dem Papst gehe es freilich in erster Linie um das Aufeinander-Zugehen, das Suchen von Verständigung – und er wende sich klar gegen vordergründige Strukturdebatten.
Als Negativbeispiel führt Brandmayr den deutschen „Synodalen Weg“ an: „Das geht in eine vollkommen falsche Richtung.“ Er verweist dabei auf den gewiss des Konservativismus unverdächtigen deutschen Kardinal Walter Kasper, der von einem „Irrweg“ gesprochen hat. Es gehe dabei um Machtfragen – aber genau darum dürfe es gerade nicht gehen. Macht (und auch Geld) stünden der Kirche als ganzer viel weniger als früher zur Verfügung.
Ist die Entwicklung des Bedeutungsverlusts der Kirche und der steigenden Austrittszahlen unumkehrbar? „Wir werden deutlich kleiner werden“, antwortet der Dompropst. Unumkehrbar sei der Trend nicht, aber er werde eine Zeit lang mit Sicherheit noch anhalten. „Aber da dürfen wir uns auch nicht weiß Gott wie schrecken davor.“
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