Wirtschaftskammer will "großen Wurf" bei Kindergarten

Wirtschaftskammer will "großen Wurf" bei Kindergarten
WKÖ-Präsident Harald Mahrer: "Wir schreiben 2023 und nicht 1850".

Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer fordert bei den Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Bund und Ländern einen qualitativen und quantitativen Ausbau der Kindergärten. "Da soll ein großer Wurf rauskommen und kein Zufallswurf mit dem Würfel", so Mahrer bei einer Pressekonferenz am Montag. "Wir schreiben 2023 und nicht 1850." Er sei auch "extrem erstaunt, dass das nicht mehr unter den Fingernägeln brennt".

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Bis 2030 haben sich die EU-Länder vorgenommen, dass mindestens 45 Prozent der Kinder unter drei Jahren an frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung teilnehmen und alle Kinder bis sechs Jahren. Österreich liegt derzeit bei knapp 30 Prozent bei den Unter-Dreijährigen bzw. 94 Prozent bei den Kindern bis sechs Jahren. Für die Erreichung dieses Ziel brauche es rund 14.000 Pädagoginnen und Unterstützungskräfte - qualitative Verbesserungen wie eine Ausweitung der Öffnungszeiten oder geringere Gruppengrößen noch gar nicht eingerechnet, so Mahrer.

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Gleichzeitig seien aber etwa deutlich längere Öffnungszeiten dringend erforderlich, meinte Mahrer - sowohl über den Tag als auch über die Wochen im Jahr gerechnet. Er selbst betreue mit seiner Frau heuer im Sommer eine Woche die Kinder seines Schwagers. Für diesen und seine Partnerin sei es unmöglich, über das Jahr hinweg so viel Urlaub zu bekommen, um die Schließtage abzudecken. "Das ist eine Schande."

"Das ist eine Schande"

Dringend nötig hält die Wirtschaftskammer auch die Einführung einer im Regierungsprogramm vorgesehenen Bildungs- statt der derzeitigen Schulpflicht. Am Ende der Schulkarriere müssten bestimmte Grundkompetenzen in Lesen, Schreiben, Rechnen und im sozialen Bereich vorliegen. Ob am Ende eine mittlere Reife als zusätzliche Prüfung kommen soll, will Mahrer aber noch offen lassen. Hier sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. "Das wird immer auf eine Prüfung reduziert, das soll aber nicht im Mittelpunkt stehen." Manche Experten würden der Ansicht sein, dass es eine formale Prüfung brauche, andere seien gegenteiliger Ansicht. "Man muss aber drüber diskutieren."

Weiters verlangt die Kammer die Umsetzung der angekündigten kostenlosen Meister- und Befähigungsprüfung sowie die Einführung des Gesetzes zur Höheren Beruflichen Bildung ab Anfang 2024. Damit sollen in Österreich anerkannte Abschlüsse für Berufspraktikerinnen und Berufspraktiker geschaffen werden, die gleichwertig zu allgemeinen und hochschulischen Bildungsabschlüssen sind. Durch diese formale berufliche Höherqualifikation würde die Lehre attraktiver - etwa für den Kfz-Mechaniker, der sich in Richtung Elektromobilität weiterbilden möchte.

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