Der erste, der die Sitzung – offiziell wegen dringender Termine – verließ, war Kickls Vorgänger Norbert Hofer. Er, der in der Vorwoche völlig überraschend das Handtuch warf, verschwand durch den Hintereingang. Nach der Wahl bedankte sich Kickl nur auf Nachfrage bei seinem Vorgänger. „Aber man solle jetzt kein Haar in der Suppe finden“, sagte der neue Parteichef in Richtung Journalisten.
Der zweite, der Kickls Triumph nicht live miterleben wollte, war Oberösterreichs Vizelandeshauptmann Manfred Haimbuchner. Auch ihn riefen offiziell wichtige Termine zurück nach Linz. Auf dem Weg zum Auto gab er sich wortkarg. Nur so viel sagte er zu seinen Dissonanzen mit Kickl und seiner Linie: „Kritik darf man üben, aber am Ende muss man Zusammenhalten.“
Haimbuchner hatte sich zumindest, was den Parteitag betrifft, durchgesetzt. Der oberösterreichische Landeschef wünschte sich einen raschen Termin für die Wahl Kickls, damit er ohne Störfeuer in Oberösterreich den Landtagswahlkampf führen kann. Am 19. Juni in Tulln oder Wiener Neustadt soll die Kickl-Show über die Bühne gehen.
Detto verabschiedete sich Vorarlbergs Landesparteichef Christof Bitschi vor dem Sitzungsende in Richtung Ländle. Beide stimmten nicht für Kickl, aber auch nicht gegen ihn.
Ein anderer Kickl-Skeptiker – FPÖ-Steiermark-Chef Mario Kunasek – hielt bis zur Kür durch. Wortkarg gab er sich nach der Sitzung. Auf die Frage, ob Kickl sein Wunschkandidat sei, sagte er „Auf Wiedersehen“. Zufriedenheit hört sich anders an.
Hinter geschlossenen Türen sei Kickl deutlich gemacht worden, dass man ihn nur akzeptiere, weil es kurzfristig keinen anderen Kandidaten gebe. Wäre es anders gelaufen, wäre Kickl nie Parteichef geworden, so ein Tenor. Eine Botschaft aus den Ländern, die der Mann fürs Grobe, zu deuten weiß. Denn das Parteipräsidium für sich zu gewinnen, ist eine Sache. Ein gutes Wahlergebnis beim Parteitag zu erzielen, eine andere (2019 bekam Hofer 98 Prozent). Dementsprechend handzahm gab sich Kickl bei der Pressekonferenz: „Der Souverän der Partei sind die Delegierten, die mich noch wählen müssen“. Er werde „Demut nach innen“ beweisen. Seinen Führungsstil beschrieb er als liberal: „Führen durch Zulassen“.
Weniger Sanftmut zeigte er, wenn es um die ÖVP ging. Für seine Obmannschaft kündigte Kickl an, die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner suchen zu wolle n – insbesondere mit dem ehemaligen Koalitionspartner. „Ich halte die türkise ÖVP für das größte politische Blendwerk der Zweiten Republik“, so Kickl. Er wählte bewusst den Ausdruck „türkise ÖVP“, weil die „schwarze ÖVP“ Sebastian Kurz ebenso kritisch sehe wie er. Kurz sei „eine politische Showeinrichtung, die die Menschen zu lange getäuscht und zu lange hinters Licht geführt habe.“ Er wolle sich auch mit jenen auseinandersetzen, „die der türkisen ÖVP die Mauer machen“.
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