Allerdings hat Hofer seinen Freunden in der FPÖ mit seinem überraschenden Rücktritt einen Bärendienst erwiesen. „Damit hat er die Strategie von Kickl eher befördert. Dieser Rücktritt kam zur Unzeit für Haimbuchner“, so Politikberater Thomas Hofer.
In der heutigen Präsidiumssitzung wird vor allem um den Zeitpunkt gerangelt werden, wann der Parteitag stattfindet. Klingt banal, aber davon ist auch abhängig, ob sich Kickl durchsetzt – und den neuerdings ersehnten Sprung an die Parteispitze schafft oder nicht.
Jene Länder – wie Tirol, Salzburg und Kärnten –, die hinter Kickl stehen, drängen bereits heute auf einen einstimmigen Beschluss für Kickl.
Zwei Termin-Varianten stehen im Raum. Klar ist, dass Manfred Haimbuchner, der kurz vor dem Auftakt des Wahlkampfes für den oberösterreichischen Landtag steht, keinen Parteitag kurz vor dem Wahltag am 26. September will.
Einen Hüftschuss – also einen Termin Ende Juni – will er aber auch nicht. „Ich denke, für eine Entscheidung dieser Tragweite sollte man sich entsprechend Zeit nehmen“, sagte Haimbuchner in den Oberösterreichischen Nachrichten.
In logischer Konsequenz müsste der Parteitag dann nach der Landtagswahl am 26. September stattfinden. Setzt sich Haimbuchner mit diesem Plan durch – dann wird muss Kickl zittern.
Denn dann könnte in den kommenden Monaten ein Gegenkandidat im Anti-Kickl-Lager gefunden werden, der jetzt noch nicht in Sicht ist. Möglicherweise steigt Haimbuchner, gestärkt durch einen Wahlerfolg in Oberösterreich („Wir liegen in den Umfragen sogar bei 25 Prozent“, so ein Haimbuchner-Vertrauter), selbst in den Ring gegen Kickl. Zum jetzigen Zeitpunkt kann das Haimbuchner wegen des Wahlkampfs absolut nicht.
Diese Strategie müsste Interims-Parteichef Harald Stefan unterstützen und die Geschicke der FPÖ bis zum Parteitag im Herbst lenken. Hinter den Kulissen hört man, dass sich seine Bereitschaft dafür in Grenzen hält.
Quo vadis FPÖ?
Letztendlich wird in der heutigen Sitzung der blauen Spitze über eine Richtungsfrage entschieden. Mit Kickl an der Spitze sind die Türen für eine neue Koalition mit der ÖVP geschlossen. „Kickl kann zwar 20 Prozent bei der Wahl schaffen. Das ist aber sein Plafond. Er wird keine ehemaligen FPÖ-Wähler, die nun Kurz wählen, für sich gewinnen“, analysiert Thomas Hofer.
Genau diese Wähler wollen aber Haimbuchner, Kunasek oder auch Dominik Nepp wieder erreichen. „Kickl ist der Dompteur für den Narrensaum. Es kann nicht sein, dass jetzt der Narrensaum die Partei wird“, so ein Kickl-Gegner. Man wird sehen, wer hier das letzte Wort behält. Derzeit stehen allerdings alle Signale auf Kickl.
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