Damit scheint Klubchef Herbert Kickl als neuer Chef der Bundespartei kaum zu stoppen. Nur eine Alternative gibt es noch. Wenn sich das Parteipräsidium am Montag auf keinen neuen Obmann einigen kann, könnte man die Entscheidung notfalls bis in den Herbst hinauszögern. Davon halten freilich die meisten Landesparteien wenig. Auch Udo Landbauer ist kein großer Freund einer verzögerten Entscheidung und fordert rasch Klarheit: „Das sind wir auch unseren Wählern und Funktionären schuldig.“
Auch der neue Kärntner Parteichef Erwin Angerer kann einer Verzögerung in den Herbst nur wenig abgewinnen. „Ich habe pragmatische Zugänge. Von solchen Halblösungen halte ich nichts.“
Die FPÖ Oberösterreich, deren Parteichef Manfred Haimbuchner nur wenig von einem Bundesparteichef Kickl hält und im Herbst zudem eine Landtagswahl zu schlagen hat, spielt wider Erwarten auf Zeit: So warnte der oberösterreichische Nationalratsabgeordnete Gerhard Deimek die Partei vor einem „Hüftschuss“. Es gelte einen Parteichef zu suchen, der eine breite Mehrheit genieße – notfalls erst nach der Landtagswahl.
Doch selbst wenn die FPÖ so lange warten könnte, haben die Kickl-Gegner ein grundsätzliches Problem: Ihnen fehlt der potenzielle Gegenkandidat, alle Landesparteiobleute, die in Frage kommen, haben abgesagt.
Als ein wesentlicher Grund dafür gilt, dass Kickl den Parlamentsklub hinter sich weiß: „Das Himmelfahrtskommando, als neuer Parteichef den gesamten Parlamentsklub gegen sich zu haben, tut sich keiner an“, sagt einer der Landesparteichefs.
Im Gegensatz zu Kickl-Kritikern wie Haimbuchner, sind viele Abgeordnete offenbar überzeugt, dass insbesondere der Anti-Corona-Kurs dafür verantwortlich ist, dass die FPÖ bei den Umfragen wieder bei 20 Prozent liegt.
Die Abgeordneten sind dabei in einer unangenehmen Lage. Ihr Chef im Parlament ist Kickl. „Ihm gegenüber sind wir loyal“, sagt ein Mandatar. Gleichzeitig sind es die Landesparteien, die die Listen für die nächste Nationalratswahl und so die Plätze für künftige Mandate erstellen.
Das Führungsschlamassel begleitet die Blauen seit Längerem. Die Doppelspitze hat sich nicht bewährt. Um das nun virulente Problem zu lösen, gab es laut KURIER-Informationen schon im Dezember eine Sitzung, bei der sich die Partei-Spitzen darauf verständigt haben sollen, dass Norbert Hofer und Herbert Kickl bis zum Frühjahr einen neuen Parteichef suchen – das ist nachweislich nicht passiert.
Unter Kickls Gegnern kursierte vor dem Wochenende das Gerücht, dass vor der Sitzung am Montag ein kompromittierendes Dossier lanciert wird, um Kickl als Parteichef zu verhindern. Allein der Umstand, dass namhafte Funktionäre dies im Hintergrund erzählen, beschreibt die Stimmung in der Partei.
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