Kickl am Jahrmarkt: "Ich will nicht das Universum retten"

1. MAI-KUNDGEBUNG DER FPÖ: VILIMSKY / KICKL / HAIMBUCHNER
Bei der FPÖ ging es um die „Festung Europa“ und die Bitte der Funktionäre, wählen zu gehen.

Das Rezept ist seit Jahrzehnten das gleiche, auch wenn die Protagonisten öfters gewechselt haben, und das Ergebnis ist jedes Mal aufs Neue beeindruckend: Man nehme ein Bierzelt auf einem Jahrmarkt, versorge die angereisten Fans mit Würstel und Kaiser-Bier, lasse die John-Otti-Band von „Sierra Madre“ bis „Immer wieder Österreich“ aufspielen, und die blaue Bude bebt bierselig.

Während die Genossen in Wien und anderen Städten ihren 1. Mai-Aufmarsch absolvieren, ist das Festzelt am Urfahraner Jahrmarkt in Linz schon bis auf den letzten Platz gefüllt, 5.000 Fans sollen laut FPÖ gekommen sein. Gegen 10.30 Uhr dann der Aufmarsch der blauen Funktionäre: Große und kleine rot-weiß-rote Fahnen werden geschwenkt, dazwischen ein paar FPÖ-Fahnen, unter viel Applaus gehen die blauen Granden wie Gladiatoren durch die jubelnde Menge zur Bühne.

Kickl am Jahrmarkt: "Ich will nicht das Universum retten"

Gastgeber Manfred Haimbuchner, stellvertretender Landeshauptmann in der oberösterreichischen ÖVP-FPÖ-Regierung und blauer Landeschef, darf als Erster ans Rednerpult. Haimbuchner ist im Vergleich zu den Rednern nach ihm offensichtlich der schwächste, was die Gäste aber nicht wirklich stört. 

Dafür sorgen die Reizworte, die immer wieder in den Reden fallen, und mit lautem Lachen oder Jubel quittiert werden. „Die von der Leyens in Brüssel“, ist so ein Trigger-Wort, die Flüchtlinge nach Österreich holen und „uns an die NATO verkaufen“ würden, oder „LGBTQ+“ oder auch „Gewessler“.

Österreichische Ziegel

Haimbuchner äußert auch seine Sorge um den Industriestandort Oberösterreich durch die EU-Klimapolitik: „Wenn das so weitergeht, wird es keinen österreichischen Zement oder Ziegel mehr geben.“

Der nächste Redner wird von „Einpeitscher“ Volker Höferl, dem Pressechef von Herbert Kickl, mit den Worten entriert: „Begrüßen Sie den Mann, vor dem in Brüssel die Eliten zittern“, es geht um EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky.

Unter den Klängen von Bonnie Tylers „We need a hero“ erklimmt der 57-jährige EU-Veteran die Bühne, er ist seit 2014 als EU-Abgeordneter tätig. Seine Rede wirkt, als wäre es ihm ohnehin ein wenig unangenehm, für ein Mandat in Brüssel zu werben, schließlich seien die Blauen keine EU-Fans, aber nicht so sehr, dass man austreten wolle.

Dann kündigt er an, EU-Parlament und Kommission halbieren zu wollen, um gleich einen eigenen „Kommissar für Re-Migration und EU-Rückbau“ zu fordern. Aber eigentlich sei nur eines wirklich wichtig: „Es wird und muss uns im Herbst gelingen, den Herbert zum Bundeskanzler zu machen.“

Unter „Herbert, Herbert“-Rufen kommt dann der Spitzenkandidat für die Parlamentswahl auf die Bühne. „Servus Urfahraner Markt“, ruft er der Menge zu, die ihn mit Standing Ovations begrüßt. Und er legt gleich los: Bablers „Railjet“ sei nur ein „Schlafwagen“, als „Volkskanzler“ werde er das System umdrehen, sofern die FPÖ als Sieger aus der Nationalratswahl hervorgehe.

Das würden die „Einheitsparteien“ freilich nicht wollen. Über die vielen kürzlich aufgetauchten Anschuldigungen gegen die FPÖ verliert er nur einen Satz – „Angegriffen, verleumdet, kriminalisiert zu werden, das ist der Preis, den ich zu zahlen habe, das ist mir vollkommen klar.“ Aber: „Bevor ich Teil dieses Systems werde, mich biegen, brechen und erpressen lasse, da gehe ich lieber unter und das mit erhobenem Haupt“, nimmt er rhetorisch Anleihe beim mexikanischen Revolutionär Emiliano Zapata („Besser aufrecht sterben, als auf Knien leben“).

Umweltschutz, Klimaschutz? Da winkt Kickl wie seine Vorredner ab: „Ich will nicht das Universum retten.“

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