Kerns erster Ministerrat startet mit Emotionen: "Bin traurig ..."

Erster Ministerrat unter Vorsitz des neuen Bundeskanzlers Christian Kern
Christian Kern startete seinen ersten Arbeitstag mit persönlichen Abschiedsadressen an vier Mitstreiter von Werner Faymann.

Nur 14 Stunden nach seiner Angelobung traf Bundeskanzler Christian Kern gestern als einer der Ersten beim Ministerrat im Parlament ein. Gegen 7.37 Uhr betrat er mit dynamischem Schritt das Kanzlerzimmer im Hohen Haus.

Von Kerns New-Deal-Mantra war im Regierungsteam allerdings noch nicht viel zu spüren. Das Stimmungsbarometer schwankte zwischen demonstrativem Elan und wehmütigem Abschied.

Für vier SPÖ-Regierungsmitglieder aus der Ära Faymann war Kerns erste Ministerratssitzung ihre letzte. Denn drei Stunden danach wurde bereits das neue Kern-Team von Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg in Anwesenheit des Kanzlers und ÖVP-Vizekanzlers Reinhold Mitterlehner angelobt.

"Ich bin traurig, denn ich habe den Job sehr gerne gemacht. Nach 7,5 Jahren ist es ganz eigenartig, den letzten Ministerrat zu absolvieren", beschrieb Ex-Kulturminister Josef Ostermayer seine Gefühle.

"Muss jetzt nachdenken"

Mit 55 erlebte Ostermayer seinen ersten Rausschmiss. Er hielt auch nicht damit hinterm Berg, dass ihm momentan noch die Zukunftsperspektive fehlt. "Ich habe kein Mandat. Ich wüsste nicht, was ich jetzt in der Politik machen sollte. Jetzt muss ich nachdenken, was ich in Zukunft machen werde."

Die anderen, die weiterhin im SPÖ-Regierungsteam bleiben wie etwa Gesundheits- und nun auch Frauenministerin Sabine Oberhauser, freuten sich auf die neuen Zeiten: "Ich bin sehr gespannt. Der neue Stil heißt jetzt einfach, einen Cut zu machen und neu zu starten. Das neue Team sind lauter gute Leute, die einen guten neuen Weg gehen werden."

"Positive Eindrücke"

Überraschend euphorisch empfing ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin den neuen SPÖ-Bundeskanzler Kern. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Kern und bin zuversichtlich, dass diese gut ausfallen werde. Ich kenne Kern bereits aus seiner Zeit in der Markt- und Meinungsforschung und habe nur positive Eindrücke von ihm." Auch ÖVP-Innenminister Wolfgang Sobotka begrüßte die Neustartstimmung – und freute sich darüber, dass der neue Kanzler die "Linie in der Asylfrage hält".

Hinter geschlossenen Türen wurden die vier SPÖ-Regierungsmitglieder, die von Kern ausgetauscht wurden, stilvoll verabschiedet. "Christian Kern hat sich generell bei uns für unsere Arbeit bedankt und auch die Leistungen von jedem einzeln hervorgehoben", schilderte Ex-Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek.

Kern kam als Erster und verließ als Letzter erst gegen 9.15 Uhr den Ministerrat. "Der Kanzler arbeitet noch", so sein Pressesprecher. Nach der Angelobung des Kern-Teams nahm sich der neue Kanzler den ganzen Nachmittag für ein erstes Kennenlernen der neuen Mitarbeiter im Kanzleramt Zeit. Danach feilte er noch an seiner heutigen Regierungserklärung.

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