Katholische Schulen sollen "Orte gelebter Gemeinschaft" sein
Schulen in katholischer Trägerschaft sollen sich "weniger als Institutionen, sondern als Orte gelebter Gemeinschaft" verstehen. Das betont der in der Bischofskonferenz für Bildung und Schulen zuständige steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl in einer Reaktion auf das in dieser Woche veröffentlichte neue weltkirchliche Dokument zur "Identität der katholischen Schule". Das mit dem Beititel "Für eine Kultur des Dialogs" versehene Schreiben der vatikanischen Bildungsbehörde "gibt der katholischen Identität angesichts von Globalisierung und des wachsenden interreligiösen und interkulturellen Dialogs eine zeitgemäße Neuausrichtung", so Krautwaschl gegenüber der Kathpress.
Positiv vermerkte Krautwaschl etwa, dass der Begriff "katholisch" in dem Schreiben in seinem ursprünglichen Wortsinn "allumfassend" und "im Sinne einer globalen Geschwisterlichkeit" definiert werde. "Damit wird der unschätzbare Mehrwert katholischer Schulen für den Einzelnen und die Gesellschaft hervorgehoben." Bildung im Geist der Freiheit und Solidarität sei ein zentraler Auftrag der Kirche.
"Grammatik des Dialogs"
Besondere Bedeutung kommt laut dem Bischof den Lehrkräften zu, "die ihren Beruf als Berufung leben und so Zeugnis für Christus geben". Damit verbunden sei der Auftrag nach neu zu entwickelnden Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie Fragen der spirituellen Begleitung. Im Sinne gelebter Inklusion müssten zudem Konzepte für eine "Grammatik des Dialogs" entwickelt werden. Diese fördere "die Achtung der eigenen Identität mit dem Verständnis für andere - im Besonderen für Benachteiligte - und den Respekt für Diversität", so der Schulbischof.
In Österreich besuchen rund 76.000 Schülerinnen und Schüler an knapp 290 Schulstandorten eine katholische Privatschule.
"Katholisch" nicht defensiv verstanden
Die vatikanische Bildungskongregation hatte am Dienstag die 20-seitige Instruktion "Identität der katholischen Schule - für eine Kultur des Dialogs" veröffentlicht. Die Kongregation warnt vor einer unscharfen oder zu engen Auslegung des "Katholischen". Der Begriff "katholische Identität" sei nicht defensiv, sondern proaktiv verstanden, erklärte Bildungspräfekt Giuseppe Versaldi. Es gehe darum, "dass wir bestimmte Werte haben, die wir vorschlagen und niemandem aufzwingen, auch weil nicht wir die Schüler und Schülerinnen in unseren Instituten auswählen, sondern es sind umgekehrt sie und ihre Familien, die unsere Schulen auswählen".
Katholische Schulen sind laut Dokument keine Inseln, die allein Vollblut-Katholiken offenstünden. Dies widerspreche einer aufgeschlossenen und missionarischen Kirche. Bildungsziel sei keine "vollkommen egalitäre Gesellschaft", auch kein "moralischer oder disziplinarischer Perfektionismus". Es brauche einen dialogischen Ansatz gegenüber einer multikulturellen und multireligiösen Welt.
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