Fastenzeit: Mehr als nur Verzicht auf Kalorien
Familienfasttag, Fastensuppe to go, Autofasten oder ein spezieller Fastengottesdienst: Die Diözese Graz-Seckau hat einiges für die kommenden Wochen bis Ostern parat.
So lädt etwa Bischof Wilhelm Krautwaschl am Donnerstag zum traditionellen Benefiz-Suppenessen, freilich noch unter Corona-Bedingungen mit einer limitierten Gästeanzahl. Doch gerade die Rituale rund um die Fastenzeit könnten helfen, die durch die Corona-Pandemie rissig gewordene Gesellschaft zu kitten, überlegt Krautwaschl. „Wir Menschen können gemeinsam und einander respektierend mehr erreichen.“
Denn die (religiös motivierte) Fastenzeit ist mehr als nur Kalorien zählen oder Hering schmausen.
Weshalb beträgt die Fastenzeit 40 Tage? Dauert es bis Ostern nicht länger? Als Fastenzeit oder auch österliche Bußzeit gilt die Spanne zwischen Aschermittwoch und Karsamstag. Sonntage zählen nicht zu Fasttagen, werden also nicht eingerechnet. 40 hat mit Jesus’ 40-tägigem Fasten in der Wüste zu tun, findet sich aber auch im Alten Testament: Moses befand sich 40 Tage lang auf dem Berg Sinai, das Volk Israel war nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre lang unterwegs die Ziffer hat sowohl im Juden-, als auch im Christentum Symbolkraft.
Welche religiösen Rituale begleiten die Fastenzeit? Gläubige kennen vor allem den Aschenritus, der aus dem 11. Jahrhundert stammt: Am Aschermittwoch bekommen sie als Zeichen der Buße und Hoffnung auf die Auferstehung ein Kreuz aus Asche auf die Stirn. In der Corona-Pandemie wurde auch dieses Ritual auf kontaktlos umgestellt, Asche wird nur noch auf den Kopf gestreut. Während der Gottesdienste wird kein Halleluja gesungen, die kirchliche Liturgie verwendet als Farbe violett. Ab dem Palmsonntag werden Kreuze oder Standbilder mit violetten Tüchern verhängt, ab dem Gründonnerstag verstummen die Kirchenglocken.
Bedeutet Fasten weniger oder gar nichts essen? Im vorösterlichen Sinn nicht, die Kirche ist da weniger streng als so manch weltlicher Diätratgeber. Als strikte Fast- oder Abstinenztage gelten nur Aschermittwoch und Karfreitag, doch auch hier ist die moderne Kirche locker: Gläubige sollten nur einmal an diesen Tagen essen, dabei jedoch ausdrücklich auf Fleisch verzichten. Die Regel der „einmaligen Sättigung“ gilt nur für 18- bis 60-jährige gesunde Menschen. Mittlerweile gibt es mehr Fastentrends über die gesamte Zeit bis Ostern, die in Richtung Verzicht auf Auto, Social Media oder Fernsehen gehen.
Historische Schummelei an Fasttagen wie sah die aus? Durchaus originell. Aus Klöstern weiß man, dass Mönche etwa Bibersteak genossen, schließlich fresse ein Biber doch Fisch und schwimme im Wasser: Wassergetier ging nämlich als Fastenspeise durch. So sollen auch Hühner oder Schweine in Brunnen ertränkt worden sein, um sie später aus dem Wasser zu fischen zu können. Das nicht gerade kalorienarme Fastenbier kommt auch aus der Tradition, denn „trinken bricht das Fasten nicht“, hieß es.
Weshalb der Termin für Ostern wechselt
Anders als Weihnachten ist Ostern ein bewegliches Fest: Der Termin kann zwischen dem 22. März und dem 25. April liegen. Welcher Tag es wird, hängt vom ersten Frühlingsvollmond des jeweiligen Jahres ab: Im Jahr 325 wurde auf dem Konzil von Nizäa festgelegt, dass Ostern am ersten Sonntag nach diesem Frühjahrsvollmond stattfinden soll. Heuer ist das der 17. April. Von dem Termin zurückgerechnet ergibt sich dann auch das Datum für den Aschermittwoch, heuer am 2. März.
Ostern gilt als höchstes und wichtigstes Fest des Christentums, das aber nicht mit dem Ostersonntag allein erledigt ist: Es dauert 50 Tage und geht erst mit Pfingsten zu Ende. Der Name ist umstritten, vielfach wird er auf die germanische Frühlingsgöttin Ostara zurückgeführt. Abseits des deutschen Sprachraumes haben sich für das Fest andere Namen durchgesetzt, die sich auf das jüdische Pessachfest zurückführen lassen, etwa das italienische „Pasqua“.
Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche, auch als „Heilige Woche“ bekannt, sie endet mit der Osternacht am Karsamstag. Der Osterhase tauchte übrigens nicht erst mit der Süßwarenindustrie auf, sondern wurde bereits im 17. Jahrhundert erwähnt.
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