Altes Brauchtum Eierkratzen: Fragile Kunstwerke aus Stinatz

Altes Brauchtum Eierkratzen: Fragile Kunstwerke aus Stinatz
Nur mehr vier Frauen aus dem Ort beherrschen das kroatische Kulturgut, das sich zu Ostern höchster Beliebtheit erfreut.

Mit einem geschliffenem Stahlmesser kratzt Wilma Zieserl die Farbe des Ostereis ab. Hauchdünn ist die Schale des ausgeblasenen Eis. Jahrelange Übung haben die Zahl der kaputt gehenden Eier rapide sinken lassen.

Zieserl hat diese Tradition schon als Kind von ihrer Mutter Theresia gelernt. Früher haben die Frauen in Stinatz für ihre Patenkinder ein Ei mit der Klinge verziert. Doch heute ist diese Kunst weit über die Grenzen des kroatischen Dorfs im Südburgenland bekannt. Ein echtes handgekratztes Ostereier ist beliebte Deko für Osterbäume, aber mittlerweile auch ein rares Gut. Denn von Massenproduktion dieser Stinatzer Besonderheit kann keine Rede sein.

Workshops im Landesmuseum

„Doch heute sind nur mehr vier Frauen übrig, die das beherrschen“, sagt Zieserl. Es sei schade, denn dieses kroatische Kulturgut gehe verloren. Obwohl Zieserl Workshops anbietet, die schon zwei Mal im Landesmuseum in Eisenstadt stattfanden. „Ich bin auch in der Volksschule gewesen, um es den Kindern zu zeigen“, erzählt sie. Es brauche Geduld und Fingerspitzengefühl.

In der Zeit vor Ostern hat Zieserl viel zu tun. „Ich werde heuer noch zwei Wochen nach den Osterfeiertagen weiterarbeiten müssen, um alles zu erledigen“, sagt die Stinatzerin.

Altes Brauchtum Eierkratzen: Fragile Kunstwerke aus Stinatz

Am beliebtesten sind die klassischen Muster: Blumen, Lebensbäume oder Herzen. Ob Wachtelei, Hühner-, Gänse- oder Straußenei sei egal, alles kann zum Kunstwerk werden.

„Seit zwei Jahren fertige ich auch Nandu-Eier an, die sind größer als Gänse- aber kleiner als Straußeneier. Das ist etwas Besonderes, weil das nicht jeder hat“, erklärt Erika Stipsits, die seit 50 Jahren die Kunst des Eierkratzens beherrscht.

Altes Brauchtum Eierkratzen: Fragile Kunstwerke aus Stinatz

Nachfrage steigt: Vermarktung auf Facebook

Die Nachfrage nach den fragilen Kunstwerken sei immer gleich groß, meint Zieserl. Es werden auch Bestellungen angenommen. Stipsits vermarktet ihre Kunstwerke auf der Eierschale auch über ihre Facebook-Seite. „Mein Sohn verwaltet diese Anfragen und mittlerweile laufen Bestellungen auch über WhatsApp und SMS ein – da gehe ich schon mit der Zeit“, sagt Stipsits.

Viele Kunden und Osterfans würden jedenfalls in Stinatz vorbeikommen und sich die Werke vor Ort anschauen. „Jeder der will, kann auch gleich ein Osterei und mein Messer haben, um selber zu probieren“, sagt Zieserl, die ihr Wissen gern weitergeben würde, um die kroatische Tradition am Leben zu erhalten.

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