Kann das Militär weiterhin den Marsch blasen?

Kritiker fürchten, dass die auf weniger als die Hälfte reduzierten Militärmusikkapellen zur „Bierzeltmusik“ degradiert werden.
Soldaten drehten als Protest ein Video. Der Volksanwalt startet ein Prüfverfahren.

Volksanwalt, Militärkommandanten und der Blasmusikverband fürchten, dass halbierte Militärmusikkapellen in den Bundesländern zur Lachnummer verkommen. Nach einem Erstversuch in Wien drohen besorgte Musik-Krieger mit einer Enthüllung auf YouTube. Wegen des Spardrucks will Verteidigungsminister Gerald Klug unter anderem die Militärmusikkapellen der Bundesländer von derzeit je 50 Mann auf etwa 20 reduzieren. Es sollen dort auch keine längerdienenden Rekruten mehr beschäftigt sein. „Militärmusik mit 20 Mann ist nur mehr eine Zeltfestmusik“, warnen die österreichischen Blasmusikchefs Matthäus Rieger und Wolfram Baldauf. Damit wäre nur mehr Unterhaltungs- und Tanzmusik machbar, nicht aber „Dienstmusik“ wie etwa der Zapfenstreich oder Hymnen. Auch Niederösterreichs Militärkommandant, Rudolf Striedinger, äußerte in einem ORF-Interview ähnliche Befürchtungen.

Diese Gefahr sieht auch Volksanwalt Peter Fichtenbauer, der ein amtliches Prüfverfahren eingeleitet hat. Fichtenbauer sieht in der Militärmusik eine „hohe emotionale Bedeutung“ und verweist auch auf die kulturgeschichtliche Verantwortung, die hier vernachlässigt würde (ORF 2, Bürgeranwalt, Samstag 17.30 Uhr).

Feldversuch

Zu Testzwecken führte das Streitkräfteführungskommando einen „Feldversuch“ am Sportplatz der Wiener Maria-Theresien-Kaserne durch. Dort hatte eine 20-Mann-Truppe den Auftrag, die Bundeshymne und einen Marsch zu spielen. Das Ergebnis soll alle Befürchtungen bestätigen. Beteiligte Soldaten hatten die Vorstellung auf Video aufgenommen und drohen nun, das Ereignis auf YouTube zu veröffentlichen. Zumindest beim nächsten Staatsbesuch soll der Republik eine Blamage erspart werden. Denn die Wiener Gardemusik bleibt in der alten Stärke erhalten. Aber auch sie bekommt keine länger dienenden Grundwehrdiener mehr.

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