LH Kaiser: "Es herrscht eine Abgehobenheit des Bundes"

LH Kaiser: "Es herrscht eine Abgehobenheit des Bundes"
100 Jahre Kärntner Volksabstimmung: Peter Kaiser über die schmerzhafte Geschichte eines ethnischen Konflikts, die große Wende in Kärnten, und was man im Umgang mit Zuwanderern daraus lernen kann.

KURIER: Herr Landeshauptmann, Kärnten feiert am 10. Oktober 100 Jahre Volksabstimmung. Von den 100 Jahren wurden mehr als 90 zwischen den Volksgruppen gestritten. Kärnten war für den Konflikt verschrien. Heute gilt das Land als eines, das die Wende geschafft hat, wo verschiedene Identitäten gut miteinander leben. Ganz ehrlich – ist dieses Image berechtigt? Sind die Spannungen echt weg?

Peter Kaiser: Dieses Außenbild ehrt uns und zeigt, dass sich Enormes verändert hat. Aber mir ist bewusst, dass es noch viele Möglichkeiten des Verbesserns und des Fortentwickelns gibt. Wir befinden uns in einem Prozess. Und genau das ist die Botschaft dieses Jubiläums: Wir bekennen uns zu diesem Land, seinen Menschen, seiner Geschichte und zu seinen schweren Stunden, die viele ungeschehen machen möchten – die Deportation der Slowenen, die Gräuel der NS-Zeit. Sich der Geschichte zu stellen, daraus zu lernen ist die Basis, gemeinsame Zukunftschancen zu generieren. In diesem Sinne wird die 100-Jahr-Feier nach vorne gerichtet sein, eine Zeitreise in die Zukunft. Das Erarbeiten der gemeinsamen Geschichte war nicht einfach, vieles war schwer verzeihlich. Aber wir sind in der Überwindung. Und die Vorteile, sei es in der Sprache, sei es bei Kooperationen und gemeinsamen Perspektiven, sind bedeutend.

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