Josef Taus: Industrieller und Ex-ÖVP-Chef ist tot

Der ehemaliger ÖVP-Politiker Josef Taus hat Interesse an "Weltbild" bekundet.
Taus wurde 91 Jahre alt. Er war einer der ersten Quereinsteiger in der österreichischen Innenpolitik.

Bei dem Namen Josef Taus denken die meisten an den Banker, an den ÖVP-Bundesparteiobmann oder an den Manager des Mischkonzerns MTH. Dabei hat der 1933 geborene und am Samstag im Alter von 91 Jahren verstorbene Wiener ganz unten begonnen. 

Er stammte aus einfachen Verhältnissen, sein Vater war Fleischergeselle. 
Der junge Taus wohnte mit seinen Eltern in einer kleinen Wohnung im dritten Gemeindebezirk und ging nach der Volksschule ins Realgymnasium. Der Bursche galt schon als hochbegabt, ehe er Rechts- und Staatswissenschaften an der Hochschule für Welthandel  studierte.

Taus, der Wirtschaftsredakteur

Während des Gerichtsjahres versuchte er sich bereits in anderen Disziplinen,  so arbeitete er als Wirtschaftsredakteur bei der „Wiener Zeitung“. Er soll sogar noch ganz andere Tätigkeiten ausprobiert haben, etwa als Schwimmlehrer oder Croupier.

Der Wirtschaft sollte er treu bleiben, was ihn letztlich bis in die höchsten Ebenen der österreichischen Politik führen sollte. Weil er ÖVP-Abgeordnete mit seiner wirtschaftspolitischen Expertise beraten hat, sich durch seine Tätigkeit am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung und als „Ghostwriter“ für einen Finanzminister profilierte, empfahl er sich bald für höhere Weihen. Als 33-Jähriger wurde er Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und Verstaatlichte Wirtschaft. 1967 kehrte er in die Wirtschaft zurück, von 1968 bis 1975 war er Vorstandsvorsitzender der Girozentrale der österreichischen Sparkassen.

In den Kreisky-Jahren

1975 wurde er in den Nationalrat gewählt. Seine Aufgabe war es, als Parteiobmann die ÖVP aus der Opposition und auf die Regierungsbank zu führen – woran er jedoch scheiterte. Wegen des berühmten TV-Duells mit Bruno Kreisky vor der Wahl im Jahr 1975 – bei dem der rote Kanzler  ihn nicht gut aussehen ließ –, machte sich Taus übrigens keine Vorwürfe. Er ging völlig unvorbereitet in die Konfrontation, sein Vorgänger Karl Schleinzer war kurz davor völlig unerwartet bei einem Autounfall gestorben. 

Taus war zwar als Fachmann inhaltlich sattelfest, rhetorisch aber zu trocken, wie er selbst später in einem Interview sagte. Kreisky hatte einfach besser gewusst, wie man reden musste, um beim Volk anzukommen.  Das habe er nicht gekonnt. Kreisky schätzte er trotzdem sehr. 1979 sollte er ein zweites mal daran scheitern, den Kanzler vom Thron zu stoßen.

Taus, der Sanierer

Äußerst erfolgreich war er dafür  nach seinem Ausscheiden aus der Spitzenpolitik in der Wirtschaft. Er hatte Top-Jobs in der vom Industriellen Herbert Turnauer gegründeten Constantia Industrieholding AG. Einziger größerer Fehlschlag war die misslungene Sanierung der KTM AG Ende der 1980er-Jahre.  Er hat sich die Bilanzen nicht genau genug angeschaut, hatte Taus später gesagt. Das sollte ihm nicht nochmal passieren.

Nach der Trennung von Turnauer 1989 gründete er mit der Management Trust Holding (MTH) seine eigene Beteiligungsgesellschaft. Mit dieser kaufte er Unternehmen, die in Schieflage gekommen waren, auf, um sie zu sanieren und zu betreiben oder zu verkaufen. Zwei der in Österreich bekanntesten Beispiele: Libro und Pagro.

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