Jeder Zehnte weiß noch nicht, wen er wählen soll

Um diese beiden Herren geht's: Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer.
VP/SP-Wähler am meisten unentschieden. Zwei Drittel aller Wähler sind gegen Neuwahl.

Der längste Wahlkampf aller Zeiten – und trotzdem Spannung bis zuletzt: In der neuesten KURIER-Umfrage, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut OGM, sagen immerhin 13 Prozent der Österreicher, dass sie noch unentschlossen sind, wer für sie der bessere Kandidat für die Hofburg ist. 86 Prozent – vor allem Blaue und Grüne – haben sich längst festgelegt. Relativ hoch ist die Unentschlossenheit hingegen bei ÖVP-Wählern (29 Prozent), gefolgt von Anhängern der SPÖ (22 Prozent).

OGM-Chef Wolfgang Bachmayer sagt dazu im KURIER-Gespräch: "Das sind genau die Wähler aus der Mitte, die es noch abzuholen gilt. Selbst bei den Freiheitlichen sagen erst 90 Prozent, dass sie schon wissen, wen sie wählen. Auch da ist noch nicht alles fix."

Die Wahlbeteiligung dürfte bei der in einer Woche anstehenden Wiederholung der Stichwahl etwas geringer ausfallen. Bachmayer erwartet aufgrund der Umfrage 69 Prozent. So viele Menschen geben an, ganz sicher wählen zu gehen. Am 22. Mai lag die Wahlbeteiligung bei 72,6 Prozent. Bachmayer verweist auf den deutlichen Unterschied in den Altersgruppen. So erwartet der Experte bei jüngeren Wählern eine Wahlteilnahme von lediglich 55 bis 58 Prozent.

Interessant: Wer Hofer wählt, tut dies zu 57 Prozent aus Überzeugung. Nur 39 Prozent der VdB-Wähler geben diese Motivation an. Im Lager des Ex-Grünen-Chefs sagen dafür 34 Prozent der Befragten, sie wählen ihn vor allem deshalb, um Hofer zu verhindern.

Jeder Zehnte weiß noch nicht, wen er wählen soll

Fairness oder gemeine Untergriffe?

Größere Unterschiede gibt es auch beim Wahlkampf-Stil: Zwar sagen 49 Prozent, der Wahlkampf sei "wie andere auch" und nur 42 Prozent finden ihn "besonders schmutzig und untergriffig". Aber unter Grün-Wählern empfinden 58 Prozent, dass ihr Kandidat vom politischen Gegner über die Maßen angegriffen wurde, und nur 39 Prozent der FPÖ-Wähler teilen diese Meinung.

Wer hat also die Grenzen der Fairness überschritten? 32 Prozent der Befragten nennen das Wahlkampfteam um Norbert Hofer, 18 Prozent sagen, es war der Trupp von Van der Bellen. Bachmayer meint: "Die Kontrahenten selbst benehmen sich nicht flegelhaft. Aber in den sozialen Medien wird die ganze Kloake heraufgespült."

Leichter Auftrieb

Ein etwaiger Sieg Hofers dürfte der FPÖ nur leichten Auftrieb geben. Für die nächste Nationalratswahl, vermutlich mit Heinz-Christian Strache als FP-Spitzenkandidat, erwarten 29 Prozent, dass Hofer den Blauen zusätzliche Stimmen bringen würde. 23 Prozent glauben hingegen, dass Hofer die FPÖ eher Stimmen kosten könnte.

Es kommt darauf an, wo man steht: So fürchten die Grünen schon die "blaue Republik", sagt Bachmayer. Unter ÖVP-Wählern glauben hingegen 46 Prozent, dass ein Hofer-Sieg Strache sogar Stimmen kosten würde.

Breit abgelehnt wird hingegen das Vorziehen der Nationalratswahl. Die Bevölkerung ist wahlmüde, sagt Bachmayer. Sie will zu 63 Prozent, dass erst im Herbst 2018 gewählt wird.

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