Identitären-Chef klebte Hakenkreuze an eine Synagoge

Identitären-Chef klebte Hakenkreuze an eine Synagoge
Laut einem Polizeiprotokoll von 2006 war Martin Sellner in Neonazi-Aktivitäten in Baden involviert. Bundeskanzler "angewidert".

17 Jahre alt war Martin Sellner, Chef der Identitären Bewegung, als er mit einem Gleichgesinnten Plakate mit einem Hakenkreuz und der Aufschrift "Legalisiert es" an die Außenmauer der Synagoge im niederösterreichischen Baden anbrachte. Das berichtet die Kleine Zeitung

Damals wurde Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt erstattet, als Tatverdächtige wurden Sellner und ein weiterer Jugendlicher ermittelt. Die Befragung des zweiten Verdächtigen brachte Hinweise auf das Motiv. „Als Martin Sellner und ich in den Medien Berichte über die Verurteilung von Irving hörten, beschlossen wir, irgendetwas zu machen", zitiert die Kleine Zeitung den Polizeibericht. David Irving ist ein britischer Holocaustleugner, der zu diesem Zeitpunkt bei einem Besuch der schlagenden Burscheschaft Olympia in Österreich verhaftet wurde.

Weiter heißt es: „Wir trafen uns am Josefsplatz in Baden und Martin Sellner zeigte mir einen Hakenkreuzaufkleber, den er mitgebracht hatte. So gegen 22 Uhr gingen wir zu Fuß an der Konditorei Lehner vorbei zur Synagoge und blieben vor der Einfahrt kurz stehen. Martin Sellner nahm den Aufkleber, zog die Folie ab und klebte das Hakenkreuz auf den Betonsteher beim Einfahrtstor."

Identitären-Chef klebte Hakenkreuze an eine Synagoge

Bei der Vernehmung wurden dem zweiten Tatverdächtigen auch ein Wappen mit der Aufschrift "AJ" vorgelegt. Die Abkürzung steht für "Arische Jugend". „Ich glaube, dass dieses vom Martin Sellner entworfen wurde, weil er sich mit Computern sehr gut auskennt und er in Baden der einzige ,Rechte‘ ist, den ich kenne“, sagte er.

Da sich Martin Sellner reuig zeigte, kam es zu einer außergerichtlichen Einigung. Der Identitären-Chef verpflichtete sich zu 100 Stunden Hilfsarbeiten auf dem jüdischen Friedhof in Baden.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich via Twitter empört. Er sei "angewidert" und werde "keine neonazistischen Umtriebe dulden".

Sellner wehrt sich

Als Reaktion veröffentlichte Sellner am Freitag ein Video. Er rechtfertigt die Aktion damit, dass er provozieren wollte. Er habe nie verheimlicht, in dieser "Subkultur" unterwegs gewesen zu sein. "Ich hatte ein simples Weltbild und habe geglaubt, an allen Dingen wären bestimmte Menschen schuld", so der IB-Chef weiter.

Mittlerweile sei er froh aus der Szene ausgestiegen zu sein. Mit dem Patriotismus habe er jedoch nicht gebrochen. Gleichzeitig schießt er in dem Video in Richtung Medien: "Sie graben eine 13 Jahre alte Geschichte aus dem Jahre Schnee aus."

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