Wahlkampf um das flache Land
FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl bediente sich eines Sprachbildes aus dem Boxsport, als er am Mittwoch die neuen Sujets für den blauen Hofburg-Kandidaten Norbert Hofer vorstellte: "Die Präsentation der Plakate ist so etwas wie der Gong zur ersten Runde für den Intensivwahlkampf", befand der freiheitliche Kampagnenleiter.
Neue Strategie
Wie legen es die Kandidaten diesmal an? Wie stehen ihre Chancen? Und wer unterstützt wen?
Van der Bellen hatte bei der Stichwahl am 22. Mai geringen Zuspruch im ländlichen Raum erhalten. Dort reüssierte durchwegs Hofer – teils mit enormem Vorsprung. In den Städten sah es meist umgekehrt aus.
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Dass sich die ÖVP nicht deklariert, sei daher sinnvoll, meint der Wahlkampf- und Werbeexperte Stefan A. Sengl, der einst Heinz Fischer zum Sieg verholfen hat: "Ein Teil der ÖVP-Wähler hat eine hohe Europa-Affinität und Vorbehalte gegenüber dem Rechtspopulismus. Dieser Teil fühlt sich bei Van der Bellen wohler. Der andere Teil hat ein Weltbild rechts der Mitte und ist daher eher bei Hofer."
Während die Schwarzen sich nicht festlegen wollen, machen fast alle Roten kein Geheimnis daraus, dass sie für Van der Bellen sind. Die SPÖ hilft sogar organisatorisch im Wahlkampf mit, stellt "Manpower" und Plakatflächen zur Verfügung. "Viele unserer Funktionäre sind bereit, für ihn (Van der Bellen) zu laufen", sagte SPÖ-Chef Christian Kern Anfang August. Van der Bellen kann die Unterstützung gut gebrauchen, denn für ihn ist es schwieriger, seine Wähler vom 22. Mai erneut zu den Urnen zu bringen, hat Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer kürzlich im KURIER erklärt: Zwei von drei Van-der-Bellen-Wähler hätten diesen bei der ersten Stichwahl nicht aus Überzeugung gewählt. Bei Hofer sei das nur bei einem von drei Wählern der Fall gewesen. "Van der Bellen hat also die deutliche größere Last der Mobilisierung, da Wechselwähler deutlich schwieriger zu motivieren sind", erklärt der Meinungsforscher.
Kampf um die Heimat
In der Materialschlacht liegt erstaunlicherweise Van der Bellen vorne: Mithilfe von Spenden kann sein Team 3000 Großflächenplakate affichieren, die Freiheitlichen hingegen "nur" 1700.
"Macht braucht Kontrolle" – der neue Slogan, mit dem FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer beworben wird, ist alles andere als neu: 1992 war damit ÖVP-Kandidat Thomas Klestil in der Stichwahl gegen SPÖ-Mann Rudolf Streicher erfolgreich.
Im ersten Wahlgang war Streicher noch vor Klestil gelegen (41 Prozent zu 37 Prozent). Der ÖVP-Mann musste im zweiten Anlauf also die Wähler der unterlegenen Kandidaten ansprechen, um zu reüssieren. Es ging also darum, die Anhänger von Heide Schmidt (FPÖ) und Robert Jungk (Grüne) zu mobilisieren. Die Schwarzen analysierten damals, dass diese Wählergruppen eine grundsätzliche Kritik an den Großparteien verband. Sie beurteilten den Umgang mit Macht äußerst kritisch. Mit der "Macht-braucht Kontrolle"-Kampagne gelang es, diese Motive anzusprechen, Klestil obsiegte mit 56,9 Prozent.
Die Blauen sehen sich als Erfinder des Slogans. Sie hätten damit schon in den 1970er-Jahren geworben.
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