Hilfsgelder: Wer jetzt wie viel von Bund und Ländern bekommt
Wer erhält wann welche Hilfsgelder gegen die Teuerung? Und warum? Der Staat hat bereits hohe Geldbeträge ausbezahlt – weitere sind geplant. Die Gesamtkosten der Entlastungen liegen deutlich über 30 Milliarden Euro. Ob diese treffsicher sind, ob sie ausreichen oder gar zu hoch ausfallen, darüber streiten Wirtschaftsexperten. Ein davon unabhängiges Grundproblem, das sich nun im September bemerkbar macht: Teile der Bevölkerung haben den Überblick verloren.
So beschwerten sich verzweifelte Pensionisten bei den Finanzämtern und Pensionsversicherungsanstalten, nicht den vollen Klimabonus in Höhe von 500 Euro, sondern zum Beispiel nur 200 Euro erhalten zu haben. Ein Fehler im System?
Nein, nur eine Verwechslung: Pensionisten bekommen im September auch eine Einmalzahlung – unabhängig vom Klimabonus. Pensionen zwischen 1.200 und 1.800 Euro erhalten 500 Euro, Pensionen darunter oder darüber weniger: Es gilt eine Ein- und Ausschleifregelung.
Wer tatsächlich durchschaut hat, wann der Bund welche Leistungen ausbezahlt, steht vor einer weiteren Schwierigkeit. Bis auf Oberösterreich haben alle Bundesländer eigene Leistungen beschlossen: etwa Niederösterreich einen Strompreisrabatt, Wien und die Steiermark einen Bonus, das Burgenland hat unter anderem seinen Heizkostenzuschuss erhöht. Der KURIER hat sich diese vier Bundesländer exemplarisch herausgepickt, ihre Leistungen um jene des Bundes ergänzt und für drei unterschiedliche Haushaltstypen berechnet. Es zeigt sich: Vor allem Geringverdiener erhalten heuer weit mehr als ein Monatseinkommen vom Staat zurück.
Ab 2023 gilt dann die Abschaffung der Kalten Progression. Die letzten Details werden heute im Ministerrat beschlossen. Sie wurde in den hier berechneten Beispielen nicht berücksichtigt.
Drei Beispiele: Ehepaar, Pensionistin, Mindestsicherungsbezieher
*Ersparnis unter der theoretischen Annahme eines Strompreises von 30 Cent pro kWh; bei der Strompreisbremse werden die ersten 2.900 kWh Jahresverbrauch mit 10 Cent pro kWh gedeckelt
Familien erhalten in Summe die höchsten Hilfszahlungen gegen die Teuerung. Der Familienbonus und der Kindermehrbetrag steigen pro Kind. Zusätzlich gibt es eine Einmalzahlung zur Familienbeihilfe. In diesem Beispiel wird von einem Ehepaar mit einem Kind ausgegangen. Der jährliche Stromverbrauch liegt bei mindestens 2.900 Kilowattstunden (kWh) Strom, kein Elternteil ist sozial bedürftig.
Bundeshilfen
- Strompreisbremse* (Dezember): 580€
- Klimabonus (bis Oktober): 1.250€
- Energiekostenausgleich: 150€
- Ökostromförderung: 110€
- Erhöhter Familienbonus: max. 250€
- Einmalzahlung (August): 180€
- Kindermehrbetrag (2023): 100€
- Teuerungsabsetzbetrag (2023): max. 1.000€
Zusätze aus den Bundesländern
Wien
Mehrpersonenhaushalte (Jahreseinkommen bis 100.000 Euro) können im vierten Quartal einen Energiebonus (200 Euro) beantragen.
NÖ
Die Familie kann einen Strompreisrabatt von 374 Euro beantragen. Zudem gibt es 100 Euro Schulstartgeld für Schüler und Lehrlinge.
Burgenland
Den Anti-Teuerungsbonus zwischen 400 bis 700 Euro würde das Trio nur bei einem Monatseinkommen unter 2.150 Euro netto erhalten.
Steiermark
Der Haushalt hätte Anspruch auf den Heizkostenzuschuss (340 Euro), wenn das Netto-Monatseinkommen unter 2.401 Euro liegt.
Bundesregierung und Pensionistenvertreter verhandeln derzeit über die Pensionserhöhungen. Kleinere Pensionen erhielten heuer jedenfalls bereits eine Einmalzahlung, Mindestpensionisten mit Ausgleichszulage den Teuerungsausgleich. Dieses Beispiel geht von einer alleinstehenden Pensionistin aus, die über der Mindestpension von 1.030 Euro pro Monat liegt und 1.600 kWh im Jahr verbraucht.
Bundeshilfen
- Strompreisbremse* (Dezember): 320€
- Klimabonus (bis Oktober): 500€
- Energiekostenausgleich: 150€
- Ökostromförderung: 110€
- Einmalzahlung (September): max. 500€
Zusätze aus den Bundesländern
Wien
Einpersonenhaushalte (Jahreseinkommen bis 40.000 Euro) können im vierten Quartal den Energiebonus in Höhe von 200 Euro beantragen.
NÖ
Zusätzlich zur Strompreisbremse können Einpersonenhaushalte den Strompreisrabatt in Höhe von 170 Euro beantragen.
Burgenland
Wer monatlich weniger als 1.200 und mehr als 979 Euro verdient, erhält den Anti-Teuerungsbonus: zwischen 400 bis 700 Euro.
Steiermark
Wer monatlich weniger als 1.328 Euro netto verdient, dessen Heizkostenzuschuss steigt heuer von 170 auf 340 Euro.
Arbeitslose, Mindestsicherungsbezieher, Mindestpensionisten mit Ausgleichszulage oder Studienbeihilfe-Bezieher: Für diese haben Bund und Länder bisher vor allem Einmalzahlungen beschlossen. In diesem Beispiel geht es um einen alleinlebenden Mindestsicherungsbezieher – Monatseinkommen liegt bei 978 Euro brutto –, der im Jahr 2.000 kWh Strom benötigt.
Bundeshilfen
- Strompreisbremse* (Dezember): 320€
- Klimabonus (bis Oktober): 500€
- Energiekostenausgleich: 150€
- Ökostromförderung: 110€
- Teuerungsausgleich I: 300€
- Teuerungsausgleich II: 300€
Zusätze aus den Bundesländern
Wien
Sozial Bedürftige haben eine Soforthilfe von 200 Euro erhalten und können ebenso den 200-Euro-Energiebonus beantragen.
NÖ
Der Heizkostenzuschuss für sozial Bedürftige wurde um 150 Euro erhöht. Dazu kommt der Strompreisrabatt – also weitere 170 Euro.
Burgenland
Wer weniger als 979 Euro netto im Monat verdient, dessen Heizkostenzuschuss vervierfacht sich heuer von 165 auf 700 Euro.
Steiermark
Wer auch vergangene Heizsaison den Heizkostenzuschuss bekommen hat, erhielt heuer zusätzlich den Steiermark-Bonus (300 Euro).
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