Herbstferien bieten „eine Woche zum Durchatmen“
Seit Jahren wurde das Thema zwischen Ländern und Bund, Eltern und Lehrern ergebnislos diskutiert. Jetzt hat Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) einen Plan für Herbstferien vorgelegt.
Dieser sieht vor, dass ab dem Schuljahr 2020/21 von 26. Oktober bis 2. November österreichweit Schulferien sind. Für die dazu benötigten freien Tage sollen die schulfreien Dienstage nach Ostern und Pfingsten entfallen sowie schulautonome Tage herangezogen werden.
An höheren Schulen gibt es fünf, an Pflichtschulen vier schulautonome Tage. Fällt der 26. Oktober auf einen Sonntag, müssen drei schulautonome Tage für die Herbstferien verbraucht werden. Dann bleibt den Pflichtschulen nur einer übrig. Um in diesen Jahren trotzdem
die Zwickeltage zu Fronleichnam und Christi Himmelfahrt überbrücken zu können, können die Länder einen zusätzlichen Tag gewähren.
In Vorarlberg funktioniert dieses Modell seit 2004 unumstritten und soll nun auf ganz Österreich ausgeweitet werden. Die SPÖ hat Zustimmung signalisiert.
Neue Pläne für Ferienregelung
Bildungsexperten
Eine gute Sache ist der Plan aus Sicht von Bildungsexperten. „Ein paar Erholungstage im dichten Herbst sind durchaus sinnvoll“, meint Bildungspsychologin Christiane Spiel. „Ohne Zweifel“ gebe es aber wichtigere Themen – vor allem den Elementarbereich. Bereits in dieser Altersphase die unterschiedlichen Voraussetzungen, die die Kinder mitbringen, aufzuarbeiten und sie zu fördern, ergäbe „den höchsten Return of Investment“, sagt Spiel.
Auch Bildungsforscher Stefan Hopmann begrüßt Herbstferien. Besonders für Jüngere sei es entscheidend, „dass es über das Jahr verteilt ausreichend Unterbrechungen gibt, in denen sie Abstand zur Schule nehmen und durchatmen können“. Für Kinder sei Schule „harte Arbeit“. Wenn man älter werde, lerne man, seine Kräfte einzuteilen. „Als kleiner Stöpsel habe ich aber noch keine Erfahrung mit der langen Strecke“, sagt Hopmann.
Lehrer gespalten
Bei den Lehrern nimmt man die Entscheidung des Unterrichtsministers zur Kenntnis. Zwar sei eine Mehrheit der Pflichtschullehrer gegen Herbstferien, sagt Gewerkschafter Paul Kimberger, aber man sei froh, dass es endlich eine bundesweite Lösung gibt.
„Keine einheitliche Linie“ gibt es bei den AHS-Lehrern. Trotzdem begrüßt Lehrervertreter Herbert Weiß den Plan – auch wenn nicht alle zufriedengestellt werden können.
Schüler zufrieden
Erfreut zeigt sich Bundesschulsprecher Timo Steyer über Herbstferien. Die Schüler erhoffen sich eine Pause vor der stressigen Zeit bis Weihnachten. Wichtig sei, dass nicht alle schulautonomen Tage wegfallen.
Eltern froh und kritisch
Bei den Elternvertretern gibt es „keine einheitliche Meinung“, sagt Elisabeth Rosenberger vom „Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen“. Aber man sei froh, dass es jetzt zu „mehr Klarheit und Rechtssicherheit“ kommt.
Eher „kritisch“ sehen die Pflichtschul-Eltern den Vorstoß. Sie vermissen einen Beleg für die „pädagogische Sinnhaftigkeit von Herbstferien“.
Länder meist positiv
Die Länder reagieren gemischt auf die Pläne. In Wien, Oberösterreich und Salzburg kann man mit der Lösung gut leben.
Kritik kommt aus Kärnten. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) spricht im ORF-Radio von „pädagogischer Zwangsbeglückung“. In Kärnten seien zwei Drittel der Lehrer, Schüler und Eltern dagegen – weil die Schüler durch Herbstferien aus dem Lernfluss gerissen würden.
Dies befürchtet auch die steirische Bildungslandesrätin Ursula Lackner (SPÖ). Wichtig sei nun aber, dass „die ewige Diskussion endlich vorbei ist“.
Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) spricht von einem „guten Kompromiss“. In Tirol hätten schon jetzt viele Pflichtschulen die Sommerferien zugunsten einer freien Herbst-Woche verkürzt. „Das zeigt, der Wunsch nach Herbstferien ist klar gegeben.“
Wirtschaft
Die Vertreter der Hotellerie begrüßen grundsätzlich die Einführung von Herbstferien. Durch diese würde der Entfall der Dienstage nach Ostern und Pfingsten „mehr als ausgeglichen“, heißt es aus der Hoteliervereinigung.
Etwas anders sieht das die Wirtschaftskammer. Zwar freue man sich über Herbstferien, ein Streichen der Dienstage nach Ostern und Pfingsten sei aber nicht nötig. Darüber werde man noch diskutieren müssen, heißt es aus der Kammer.
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