Derzeit kann über das Ausmaß des erwarteten zweiten Lockdowns in Österreich nur spekuliert werden – umso weniger weiß man über seine Folgen. Die Regierung will sich erst am Samstag äußern. Doch die Wirtschaftsexperten haben schon ihre ersten, groben Berechnungen angestellt.
Bei einem zweiten, totalen Lockdown wie im Frühjahr würde sich die Rezession in Österreich deutlich verschärfen. Badelt sagt, von den erwarteten minus 6,8 auf rund 9,5 Prozent. Auch die Arbeitslosigkeit würde auf mehr als zehn Prozent wieder kräftig anziehen.
Aber selbst ein „Lockdown light“ hätte massive Auswirkungen, schon jetzt hänge ja beispielsweise die Wintersaison aufgrund der Reisewarnungen am seidenen Faden.
Und, Badelt hat sogleich noch eine Hiobsbotschaft parat: Die erwartete Erholung 2021 um plus 4,4 Prozent, wäre dann fraglich oder vielleicht schon ganz dahin. Badelt: „Wir bewegen uns dann in Richtung plus/minus null. Das könnte herauskommen.“
Eine „Lose-lose-Situation“ ist das für IHS-Chef Martin Kocher. Tut die Regierung nichts und steigen die Infektionszahlen weiter, ist das Gift für die Wirtschaft. Beschließt die Regierung den zweiten Lockdown, ist das ein ebenso schwerer Schlag. 500.000 Arbeitslose wären wieder möglich, im April waren es bereits 580.000.
Kocher sieht vor allem die Dienstleister betroffen, also „Gastronomie, Freizeit, Events, Sport“. Bei einem 2. Lockdown ist auch für ihn die Erholung 2021 in Gefahr, aber er ist vorsichtig. „Genaue Zahlen zu nennen, ist im Moment unmöglich, weil man dazu die Maßnahmen kennen müsste – und selbst dann scheint die Regierung im Moment jede Woche Anpassungen bei den Maßnahmen vorzunehmen. Dann wird die Konjunktur für die Prognose zum ,moving target‘ und die Prognosen sind schnell Makulatur.“
Das weiß auch Franz Schellhorn, Leiter der Agenda Austria. Er erwartet für 2021 aber ohnehin nur noch eine „langsame Erholung im Zickzack-Verlauf, also mit „wiederkehrenden Rückschlägen“.
Schellhorn sagt zum KURIER: „Wir schieben die Viruswellen ja nur vor uns her. Niemand weiß, wann es eine Impfung gibt, wie sich das Virus verändern wird und wie sich die Lage in unseren Partnerländern entwickelt. Wichtig wäre es, der Bevölkerung das in aller Deutlichkeit zu sagen.“
Außerdem müsste die Regierung, wie in Deutschland geschehen, im Falle weiterer Schließungen sogleich auch unbürokratische Entschädigungen kommunizieren. In Deutschland erhalten Betriebe, die nun einen Monat zusperren müssen, 75 Prozent des Umsatzes vom November des Vorjahres.
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