Wie berichtet plädiert er dafür, dass wie früher der Hausarzt für die Zuweisung zum Facharzt zuständig sein soll. Das soll dabei helfen, die langen Wartezeiten, mit denen Patienten dort konfrontiert sind, zu verringern.
Ausnahmen soll es für jene Fächer geben, die für die Primärversorgung zuständig sind – also etwa Frauen- oder Kinderärzte. „Und auch für chronisch Kranke, die bereits in fachärztlicher Behandlung sind, darf es keine Einschränkungen geben, betont Huss.
Dennoch stieg am Wochenende die Ärztekammer auf die Barrikaden. Sie befürchtet, dass solche Restriktionen im Facharzt-Sektor zu einer Überlastung der Hausärzte führen könnte.
Rückblende: Das bestehende System wurde mit der Einführung der eCard 2004 etabliert. Seitdem ist kein Überweisungsschein mehr für Facharztbesuche nötig. Die Ausnahme bilden laut ÖGK diagnostische Fächer, wie Radiologie oder Labormedizin.
Pro Quartal kann nur ein Arzt derselben Fachrichtung in Anspruch genommen werden, wobei es bei der Anzahl der Besuche keine Vorgaben gibt. Pro Quartal können Fachärzte mehrerer verschiedener Fachrichtungen besucht werden, auch dazu gibt es keine Begrenzung.
Huss fühlt sich von seinen Kritikern falsch verstanden: „Es geht um die Umsetzung eines hausarztzentrierten Modells. Er soll erste Anlaufstelle für die Patienten sein und sie durch das Gesundheitssystem begleiten.“
Primärversorgung
Umso wichtiger sei es, diesen Sektor auszubauen, allen voran die Primärversorgungseinheiten. Geht es nach Huss, soll es bis 2030 bundesweit 300 solcher Zentren bzw. Netzwerke von Kassen-Allgemeinmedizinern geben, die über großzügige Öffnungszeiten und breite Zusatz-Angebote wie etwa Physiotherapie verfügen. Zudem, so der ÖGK-Vizechef, sollten telemedizinische Angebote forciert werden, damit Beschwerden schon vor einem Arztbesuch abgeklärt werden können.
„Es kommt schon öfters vor, dass Patienten direkt zu einem Facharzt, etwa einen Gastroenterologen, gehen und sich dann herausstellt, dass der Besuch gar nicht notwendig gewesen wäre“, schildert Thomas Czypionka, Gesundheitsökonom beim IHS, den Ist-Zustand. Dies sei vor allem ein Phänomen der größeren Städte, wo die Wege zu den Fachärzten kurz sind.
Insofern hält er Systeme, bei denen der Hausarzt die erste Anlaufstelle ist, für sinnvoll. „Solche gibt es auch in anderen Ländern.“ Dort würden die Allgemeinmediziner mitunter sogar einfachere fachärztliche Aufgaben übernehmen. Doch dafür seien die Kollegen in Österreich nicht gut genug ausgestattet.
Rauch zurückhaltend
Im Gesundheitsministerium will man den Vorschlag von Huss weder begrüßen noch abschmettern. Vielmehr verweist man auf die laufenden Gespräche zur Lenkung der Patientenströme. Diesen wolle man nicht vorgreifen. Sie fänden zwischen den Zielsteuerungspartnern statt, „um bis zum Sommer geeignete Modelle im Sinne der Patienten umzusetzen. Hier wird eine Vielzahl von Ansätzen evaluiert“, heißt es im Ministerium.
Kommentare