Hammerschmid will flächendeckend digitale Tablet-Schulen

Vereinzelte Ipad-Schulen gibt es in Wien seit 2012
Technik & Coding soll in allen Lehrplänen ab der Volksschule verankert sein. Die Finanzierung ist noch offen.

Mehr als 500 Schulen setzen längst auf digitale Medien als Teil der Schulentwicklung. Ab diesem Herbst soll die „digitale Grundbildung“ an allen Schulen und in allen Schulstufen verankert werden.

An den Volksschulen wird das Fach Digitale Kompetenz Teil der Lehrpläne, in der Sekundarstufe 1 (NMS, AHS-Unterstufe) wird sie als „verbindliche Übung“ eingeführt - so der Plan von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid, die sie am Montag in einer Wiener NMS vorstellte, die seit 2012 bereits eigene ipad-Klassen führen.

Kein Kind ohne digitale Kompetenz

„Ziel ist, dass kein Kind, kein Jugendlicher das Schulsystem ohne digitale Kompetenzen verlässt“, betonte sie bei der Präsentation von „Schule 4.0“. Durch die stärkere Verankerung digitaler Medien sollen die Schüler nicht nur auf neue Herausforderungen in der Arbeitswelt vorbereitet werden, sie sieht auch ganz neue Möglichkeiten für Individualisierung, Förderung von Talenten und Teamarbeit im Unterricht.

An den Volksschulen sollen sich die Kinder (vor allem in der 3. und 4. Klasse) spielerisch mit Technik und Problemlösung beschäftigen, die erworbenen Kompetenzen sollen sie in einem Sammelpass dokumentieren. Im allgemeinen Teil der Lehrpläne wurde die digitale Grundbildung bereits verankert, schrittweise soll das nun auch in den einzelnen Fächern (Deutsch, Mathematik etc.) passieren.

Kritischer Umgang mit sozialen Netzwerken

In der Sekundarstufe 1 sollen die Schüler im Umfang von zwei bis vier Wochenstunden innerhalb von vier Jahren informatische Grundkenntnisse, den Umgang mit Standardprogrammen und den kritischen Umgang mit sozialen Netzwerken, Information und Medien erlernen. Passieren soll das in einer verbindlichen Übung, die zwar verpflichtend besucht werden muss, bei der es aber - anders als bei einem Unterrichtsfach - keine Benotung gibt. Beispiele für verbindliche Übungen sind etwa lebende Fremdsprachen in der Volksschule oder Berufsorientierung in der Sekundarstufe 1. Die Schulen sollen selbst entscheiden, ob sie „Digitale Grundbildung“ integrativ im Fachunterricht, in speziellen Stunden oder als Mischform anbieten. Ob die geforderten Kompetenzen erreicht wurden, wird in der achten Schulstufe in einem Online-„digi.check“ überprüft.

Hammerschmids „Digitalstrategie“ betrifft auch die Pädagogen: Es wird ab Herbst ein Lehrgang von 6 ECTS (30 ECTS entsprechen dem Aufwand eines Semesters) eingeführt, der in den ersten drei Jahren ab Schuleintritt absolviert werden muss. Zeitgleich wird auch in der Fort- und Weiterbildung das Angebot ausgebaut. Außerdem eröffnet an der Pädagogischen Hochschule (PH) Oberösterreich Anfang Februar ein Bundeszentrum zur Förderung des digitalen Lernens, an der PH Wien sollen unterdessen im ersten österreichischen „Future Learning Lab“ angehenden Lehrer mit digitalen Tools experimentieren können.

Breitbandoffensive

Gemeinsam mit dem Infrastrukturministerium plant Hammerschmid außerdem eine Breitbandoffensive an den (in der Regel von den Gemeinden erhaltenen) Pflichtschulen. Dort haben laut einer flächendeckenden Erhebung des Bildungsministeriums derzeit 31 Prozent der Standorte WLAN und 78 Prozent der Klassen einen Internetzugang. Zum Vergleich: An den Bundesschulen (AHS, BMHS) sind es 50 bzw. 96 Prozent. Mit der sogenannten „Eduthek“ soll auch ein Portal eingerichtet werden, auf dem Lehrer digitale Lehr- und Lernmaterialien, pädagogisch empfohlene Apps und Spiele finden.

(APA/BerG)

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