Haben wir bisher gemeinsam 15.000 Corona-Tote pro Monat verhindert?

Haben wir bisher gemeinsam 15.000 Corona-Tote pro Monat verhindert?
Nach 23 Tagen Shutdown dürfen wir uns auch mal auf die Schulter klopfen. Ein Anstieg wie Mitte März hätte in Österreich furchtbare Zustände bringen können.

Der erste Schritt zur Öffnung ist nahe, die meisten Menschen spüren nichts vom Corona-Virus, weil sie es nicht haben, Krankenhäuser nicht von innen sehen und die Erkrankung bei den meisten Menschen mild verläuft.

Heute wage ich mich mal über eine Rechnung, die mit Sicherheit nicht ganz richtig ist, weil natürlich viel zu viele Variablen unbekannt sind, aber sie soll uns eine Ahnung davon geben, was möglich sein hätte können.

Also beginnen wir den Morgen wieder einmal mit einer kleinen Mathematik-Einheit im Exponentialrechnen:

  • Am Tag des Shutdowns, am 16. März, hatten wir gerade 959 Infizierte. Derzeit (Stand Dienstag, 19.00 Uhr) sind es 12.613.
  • Der Anstieg am 16. März betrug im 4-Tagesschnitt unglaubliche 33%. Jetzt liegen wir bei 2,4%.
  • Wäre es in den letzten 23 Tagen in ähnlicher Weise weitergegangen, hätten wir derzeit rund 750.000 (!) Infizierte.
  • Wir haben in diesem Szenario also 738.000 Menschen vor einer Ansteckung bewahrt.

Und viele vor dem Tod...

  • 243 Menschen sind bisher in Österreich an den Folgen der Covid-19-Erkrankung gestorben.
  • Dividiert man diese Zahl durch die Zahl der positiv getesteten Fälle, dann ergibt sich eine Rate von 1,93%.
  • Achtung: Das ist nicht die Sterblichkeitsrate, denn bei dieser müsste man auch die Dunkelziffer berücksichtigen.
  • Dennoch: Bei 750.000 erkrankten Menschen wären laut dieser Rechnung 14.250 Personen verstorben.

... oder noch viel mehr...

Denn im oben beschrieben Szenario wären die Intensivstationen heillos überfüllt. Hier wird die kritische Kapazitätsgrenze mit rund 40.000 gleichzeitig Infizierten erreicht. Denn nicht alle Infizierten müssen auch intensivmedizinisch behandelt werden.

Haben wir bisher gemeinsam 15.000 Corona-Tote pro Monat verhindert?

In Italien sterben tausende Menschen, weil die Intensivstationen keinen Platz mehr haben

  • Derzeit sind 1.100 Menschen im Spital (normale Behandlungen) und 243 auf den Intensivstationen. Von den derzeit 8.043 gleichzeitig Infizierten sind 13,68% im Spital und 3,0% in den Intensivstationen. Bei 750.000 Erkrankten bräuchten wir somit 102.600 Spitalsbetten und 22.500 Intensivbetten. Insgesamt gibt es in Österreich laut Gesundheitsministerium – abseits von Privatspitälern – 44.183 Spitalsbetten, davon 2.451 Betten in Intensivüberwachungs- und Intensivbehandlungseinheiten. Das heißt: Rund 20.000 Menschen könnten nicht in der Intensivmedizin behandelt werden. Sehr viele von ihnen würden sterben.

Dass wir durch "einfachere" Maßnahmen wie Abstand halten und Händewaschen eine Senkung auch ohne Shutdown erreicht hätten, ist jedoch anzunehmen. Geht man davon aus, dass damit der Anstieg auf 20% reduziert worden wäre, hätten wir dennoch 131.000 Erkrankungen, 2.500 Tote und bräuchten knapp 4.000 Intensivbetten.

Halten wir uns diese Zahlen vor Augen, wenn wir über Osterfeiern nachdenken und vor allem, wenn es darum geht, die Sicherheitsmaßnahmen nach der Öffnung der Wirtschaft und erst recht nach der Beendigung der Ausgangsbeschränkungen einzuhalten. Und noch einmal: Freuen wir uns darüber, was wir geschafft haben.

Der Prophet im benachbarten Land

Viele Zeitungen und Online-Plattformen im Ausland beobachten die Entwicklungen in Österreich sehr genau und auch ein wenig neidisch. Die gestern von Bundeskanzler Kurz präsentierten Pläne zur Lockerung nach Ostern sind europaweit die ersten Lockerungen für Wirtschaft und Bevölkerung. Auch in der Frage der Verwendung von Schutzmasken scheint sich in Deutschland eine Wende abzuzeichnen. Der renommierte Forscher Alexander Kekulé hält den österreichischen Weg der Maskenpflicht für den richtigen und ortet auch ein Umdenken beim wichtigen Robert Koch-Institut. Teilweise skeptisch ist hingegen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Zwar hegt er grundsätzliche Sympathie für das "Wiener Modell", mit seinen mehreren Stufen, aber: "Wer zu früh lockert, der könnte einen Rückfall verantworten." Er rechnet damit, dass die öffentlichen Beschränkungen noch bis Juni oder sogar darüber hinaus gelten könnten.

Faßmann: Details zu Schulplänen

Was uns heute noch erwartet: Bildungsminister Heinz Faßmann präsentiert Details zu der Frage, wie es in der Schule weitergeht.

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Bildungsminiser Fassmann: Keine mündliche Matura?

Zuletzt spekulierte Der Standard in seiner heutigen Ausgabe, dass den Schülern die mündliche Maturaprüfung erlassen werden könnte. Wer will, kann aber auch mündlich antreten, um sich die Note aus der schriftlichen Arbeit zu verbessern. Die Pressekonferenz des Bildungsministers ab 11.30 Uhr gibt es auf kurier.at im Livestream.

 

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EIne sehr gute Übersicht über die bisherigen weltweiten Pandemien hat das John Hopkins-Institut gestaltet

Eine wirklich sehr gute Übersicht über die bisherigen, weltweiten Pandemien hat das John Hopkins Institute gestaltet (die gesamte Grafik sehen Sie hier). Darin ist ersichtlich, dass die Zahl der Todesfälle bei Corona noch sehr niedrig im Vergleich zu anderen Seuchen ist. Aber im Gegenteil zu denen, verbreitet sich das Virus ja weltweit rasant. Die Zahl von derzeit rund 74.000 Toten steigt derzeit um rund 5.000 pro Tag.

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