Deutsche Medien zu Corona-Strategie: "Österreich ist einen Schritt voraus"

Deutsche Medien zu Corona-Strategie: "Österreich ist einen Schritt voraus"
In das Lob für die Maßnahmen und die weiteren Pläne der türkis-grünen Regierung mischt sich auch Kritik an deren Selbstdarstellung.

Am Montag präsentierten Kanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Werner Kogler, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer, wie es in Österreich nach Ostern in der Corona-Krise weitergehen soll.

Für die Schritte, die das Land wieder hochfahren sollen, gab es insbesondere im Nachbarland Deutschland viel Lob - aber auch Skepsis. 

Deutsche Medien zu Corona-Strategie: "Österreich ist einen Schritt voraus"

Die Deutsche Bild nannte den Notbetrieb Österreichs "Knallhart-Plan" des "Ösi-Kanzlers": Nach der Präsentation des Fahrplans stand auf bild.de zu lesen während Angela Merkel über Einschränkungen in Deutschland zu beraten hatte: "Kurz fährt hoch".

Die Dienstag-Ausgabe der größten, deutschen Boulevard-Zeitung zeigt ebenfalls Österreichs Regierungschef - ihm gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel. Deutschland ist betreffend der Maßnahmen gleichsam hinter Österreich. Dort wird gerade über eine App, die Infizierte identifziert, nachgedacht.

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Im Innenteil lässt die Bild wissen, Merkel möge sich ein Beispiel an ihrem Amtskollegen nehmen. "So was wollen wir auch".

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Die Süddeutsche Zeitung sieht, dass die Maßnahmen gegriffen haben und erkennt  "eitles Beiwerk".

Süddeutsche Zeitung: "Maßnahmen haben gegriffen", Kritik an "Eigenlob"

„Natürlich ist es erfreulich, dass nach vier Wochen des vom Kanzler ausgerufen 'Minimalbetriebs' der Versuch starten soll, schrittweise Teile des Wirtschaftslebens wieder anzukurbeln.

Die rigiden Maßnahmen haben gegriffen, die Infektionszahlen wurden stabilisiert. Die Regierung hat also Grund, sich selbst und auch die disziplinierte Bevölkerung zu loben.

Doch gewonnen ist damit noch nichts. Mit diesem ersten Plan für die Zeit danach ist Österreich den anderen europäischen Ländern lediglich um einen Schritt voraus.

Deshalb wirkt es deplatziert, dass Kanzler Kurz das Eigenlob, wie üblich, mit dem Verweis auf andere Länder garniert, die weniger gut durch diese Krise kommen. Er muss gewiss sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, doch mit solchem eitlen Blendwerk ist niemandem geholfen.“

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Die Welt: "In Österreich wird klar kommuniziert"

Österreich scheint aus heutiger Sicht die Krise in vorbildlicher Weise zu meistern. Die Zahl der Ansteckungen, der Verstorbenen und der Neuinfektionen ist relativ gering.

Österreich hat, auch getrieben durch den Corona-Ausbruch im Skiort Ischgl, deutlich früher mit Ausgangsbeschränkungen und Ladenschließungen begonnen als Deutschland.

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In Österreich wird klar kommuniziert, der Zickzackkurs eines Robert-Koch-Instituts, etwa beim Mundschutz, existiert bei Österreichs Gesundheitsbehörden nicht.

Kanzler Kurz und seine exzellenten Berater verkörpern große Entschlossenheit, Entscheidungskraft und Klarheit. Wer so verantwortungsvoll handelt, kann Beschränkungen wieder sukzessive lockern und die Wirtschaft langsam wieder hochfahren. Genau das macht Sebastian Kurz.“

Münchner Merkur: "Wichtig, Menschen eine Perspektive zu geben"

„Das Beispiel Österreich zeigt: Der Kampf gegen das Virus ist zu gewinnen. Doch der Weg zurück in die Normalität ist lang und mühsam. Immerhin: Kleinere Läden sowie Bau- und Gartenmärkte dürfen bald wieder öffnen, Einkaufszentren und Friseure sollen am 1. Mai folgen.

In Bayern, das sich eng am Vorbild Österreich orientiert, könnte es mit etwas Zeitverzug ähnlich kommen; Ministerpräsident Söder muss sich dazu bald erklären. Es ist wichtig, den Stillstand zu überwinden und den Menschen eine Perspektive zu geben.

Politiker dürfen nicht, so wie in Ungarn, dem Rausch des Durchgriffs erliegen; sie sollten sich auch nicht von der Panikstimmung anstecken lassen, die zum Beispiel der Chef des Robert-Koch-Instituts mit seiner Warnung vor “italienischen Zuständen„ in Deutschland verbreitet.“

Mitteldeutsche Zeitung: "Kanzler ist ein Meister der Suggestion"

„Tatsächlich ist der österreichische Kanzler vor allem ein Meister der Suggestion. Mit seinem Auftritt versucht er einmal mehr, vergessen zu machen, dass Österreich nicht etwa schnell, sondern sehr langsam auf das Virus reagiert hatte: Den lukrativen Skizirkus in Ischgl ließ man erst mal laufen. Mit Verspätung wurde dann sehr heftig reagiert.

Die Lockerung in Österreich ist nun relativ: Schulen, Restaurants und Hotels bleiben geschlossen. Es ist sinnvoll, Exit-Strategien zu entwickeln. Es ist gut, den maximalen Gesundheitsschutz damit zu verbinden, den Schaden für die Gesellschaft und die Wirtschaft so gering wie möglich zu halten.

Doch: Selten ist politischer Wettbewerb und Konkurrenz-Gebaren so wenig angebracht wie jetzt.“

Die Neue Zürcher Zeitung schätzt das Agieren Österreichs ähnlich ein und zieht wie die Bild-Zeitung ebenfalls einen Vergleich zu Deutschland.

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