Grüne vor Sondierungen mit ÖVP: "Nicht in die Hosen machen"

Grüne vor Sondierungen mit ÖVP: "Nicht in die Hosen machen"
Gemischte Gefühle bei den nach der Wahl erstarkten Ökos: Soll man mit der Kurz-Partei regieren? Der KURIER fühlt vor.

Das Kasperltheater und die Grünen: In der Wiener Urania wurden am Freitag gleich zwei Comebacks gefeiert.

Heiter war die Stimmung da und dort – nur bei Letzteren, die zur Sitzung des erweiterten Bundesvorstands aus ganz Österreich angereist waren, gab es eine Spaßbremse: „Ich freue mich, aber ich bin nicht in Euphorie verfallen. Wir müssen am Boden bleiben.“ 

Johannes Rauch, Landeshauptmann-Stellvertreter in Vorarlberg, weiß, wovon er spricht. 2014 schnellte er bei der Landtagswahl mit seinen Grünen auf 17 Prozent und ging eine Koalition mit der ÖVP ein, die es zuvor gewohnt war, dank absoluter Mehrheit quasi als Alleinherrscher zu agieren.

Kommt einem bekannt vor? Im Bund sind die Grünen mit einem Wahlergebnis von 13,9 Prozent bald mit ÖVP-Chef Sebastian Kurz als möglichem Partner konfrontiert. Am Montag erhält dieser von Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Auftrag zur Regierungsbildung. Die versammelten Grün-Funktionäre haben gemischte Gefühle. Beschlüsse gibt es in diesem Gremium am Freitag noch nicht.

Worin die Risiken liegen - und worin die Chancen? Der KURIER hat bei Rauch und Lothar Lockl, Strategieberater mit grüner Vergangenheit, nachgefragt.

Grünes Potenzial bei ÖVP: "Kurz ist inhaltlich relativ beweglich"

KURIER: Sie leben es in Vorarlberg vor: Sie, ein Umweltaktivist, und Markus Wallner, ein Konservativer – wie passt das zusammen?

Johannes Rauch: Wir haben das Experiment gewagt. Die Frage ist: Schafft man ein Commitment im Umwelt-, Sozial- und Verkehrsbereich? Bei uns haben wir’s geschafft.

Sehen Sie bei den Türkisen im Bund grünes Potenzial?

Auf den ersten Blick sagt man: Das geht nie. Aber klar ist: Es gibt einen Druck beim Klimaschutz. Egal, mit wem Kurz koaliert – er muss liefern.

Das war’s? Werden die Grünen also das klimapolitische Feigenblatt der ÖVP?

Das werden wir genau nicht sein. Es braucht mehr Substanz, auch sozialpolitisch, sonst fährt der Wagen sofort gegen die Wand.

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