Grüne haben "Bauchweh", mit Stronachs Team zu regieren

APA12640562 - 07052013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Die Klubobfrau der Grünen, Astrid Rössler, stellt sich in einer Pause der Tagung der Gremien, am Dienstag, 7. Mai 2013, in Salzburg, Fragen der Journalisten. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Die ÖVP verhandelt ab Donnerstag mit Grün und Stronach. Bei der Öko-Partei wird Widerstand laut.

Das „Ja“ der Grünen für Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP und dem Team Stronach schlägt nicht nur in Salzburg Wellen. Das sei eine „deprimierende Nachricht“ , ist auf Twitter zu lesen, „Opportunismus“ wird den Landesgrünen unterstellt. Und zynisch wird kommentiert: „Alles eine Frage des Geldes.“

„Zu Recht gibt es viele Bedenken“, räumt der Klubobmann der Salzburger Stadt-Grünen, Helmut Hüttinger, ein. Er unterstützt Parteichefin Astrid Rössler, die Verhandlungen zu beginnen – allerdings „mit Bauchweh. Das Team Stronach ist ja offensichtlich keine sehr stabile Truppe.“

Auch in Wien bei den Bundes-Grünen rumort es: Offiziell will noch keiner vor das Mikrofon treten, zu frisch ist das Ja der Grünen zur geplanten Polit-Vermählung. „Wir wissen ja noch nicht einmal, ob Stronachs Statthalter in die Regierung kommt, oder ob er mit dem Posten des Landtagspräsidenten abgespeist wird“, sagt ein grüner Mandatar zum KURIER. Nachsatz: „Sollte das Team Stronach in die Regierung kommen, dann haben wir aber schon ein Problem.“

Klar geäußert hat sich die Alt-Parteivorsitzende der Grünen, Freda Meissner-Blau. Die Doyenne warnt: „Hände weg von Grün-Gelb“. Im Standard unterstellt sie dem Grünen Ex-Chef Alexander Van der Bellen, „offenbar nicht über die Folgen seiner Empfehlungen“ nachgedacht zu haben. Dieser hat ja eine Polit-Ehe mit Stronach gutgeheißen.

Damit ist die Salzburger Grünen-Chefin Rössler gehörig unter Druck. Gegen eine Zusammenarbeit mit dem „Team Stronach“ hatte sie ursprünglich „grundlegende Bedenken“, wenige Tage später relativierte sie das.

Kein Wunschkonzert

„Wenn die eine Variante nicht geht, müssen wir die andere versuchen“, sagte Rössler Mittwochabend dem KURIER. Sie werde einer Regierung nur zustimmen, wenn die grüne Handschrift im Koalitionspakt klar zu erkennen sei. Fürchtet sie nicht den Ärger von Wählern und Funktionären, wenn sie mit Stronach gemeinsame Sache macht? „Wir sehen das eh’ auch kritisch, so wie das Meissner-Blau gesagt hat. Aber wenn ich sag’, ich schmeiß alles hin und gehe in die Opposition, dann fürchte ich erst recht die eMails Tausender Wähler, die die Grünen in der Regierung sehen wollen. Weil das Leben ist nun einmal kein Wunschkonzert.“

Bilder: Astrid Rössler im Porträt

Landauf, landab fragen sich grüne Spitzenpolitiker und Basis-Grüne: Sind die Mitglieder des „Team Stronach“ verlässliche Kräfte? Schließlich sollte eine schwarz-grün-Stronach-Regierung fünf Jahre halten.

Ein Name fällt in der Diskussion in Sachen Paktfähigkeit der Stronachianer verlässlich: Helmut Naderer, Polizeiinspektions-Kommandant und Nummer 3 auf Stronachs Landesliste.

Naderer kommt ursprünglich aus der FPÖ, 2003 wurde er aber aus der Partei ausgeschlossen; dann war er beim BZÖ. Er ist Chef der „Freien Wähler Seekirchen“ – und seit kurzem beim „Team Stronach“.

Fragliche Zugehörigkeit

Obwohl: „Beim BZÖ war ich nie“, sagt er dem KURIER. Nur als Beamter des Verkehrsministers sei er 2005 „zugeteilt“ gewesen. „Eine politische Tätigkeit habe ich für das BZÖ nie ausgeübt.“ Im BZÖ-Klub im Wiener Parlament ist Gegenteiliges zu erfahren: „Naderer war Gründungsmitglied des BZÖ in Salzburg“, bestätigt Klubsprecher Lukas Brucker. Auch die APA vermerkte Naderers Wechsel zum BZÖ mit Datum 18. April 2005.

„Den Einzigen, den wir vom Team Stronach bisher kennen, ist der Herr Naderer. Und der hat gezeigt, dass er sich drehen kann, wie der politische Wind gerade weht“, sagt der Salzburger Grüne Helmut Hüttinger. Er bringt damit das grüne Dilemma auf den Punkt. Team-Chef ist das einstige ÖVP-Mitglied Hans Mayr, Nummer 2 der Ex-Profifußballer Otto Konrad.

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